Datenschützer mahnen bei FaceApp zur Vorsicht
Privatsphäre. Die umstrittene App macht nichts anders als viele andere Angebote, wie etwa vonGoogle, auch. Gerade deshalb sollteman aufpassen
FaceAppmacht nicht nur in OnlineNetzwerken von sich reden, sondern ruft auch Datenschützer auf den Plan. Weil die Firma hinter der App in Russland sitzt, fürchtet USSenator Chuck Schumer gar Gefahren für die nationale Sicherheit. Was aber macht die App mit den DatenderNutzer genau?
EinfranzösischerSicherheitsexperte, derunterdemPseudonymElliot Alderson auftritt, überprüfte die App. Er gab an, dass lediglich von den Nutzern zur Bearbeitung freigegebene Fotos übertragenwerden. Daneben würde nur die Geräte-ID und Angaben zum Handymodell übermittelt, eine für solche Anwendungen durchaus übliche Praxis. Befürchtungen, dass die App private Fotoalben auf Smartphones durchsucht und Bilder ohne Zustimmung der Nutzer hochlädt, dürften also unbegründet sein. Die FotoswürdenauchnichtnachRussland gesendet, sondern auf angemietete Server von Amazon und Google in die USA, Irland und Singapur übertragen. Dortwürden die Veränderungen vorgenommen, die dieAbgebildetenältermachenoder als Personen des anderen Geschlechts erscheinen lassen, heißt es in einerStellungnahmeder russischen Entwickler. Dass die meisten Fotos nach 48 Stunden gelöscht werden, wie die Entwickler sagen, lässt sich nicht überprüfen. Die Anbieter verwiesen auch darauf, dass nurwenigeNutzereingeloggtseien, weshalbeskaummöglichsei, Bilder mit Namen in Zusammenhang zu bringen. DieDatenwürdennichtan Dritteweitergegebenoderverkauft, wirdbeteuert.
Gesichtserkennung
Ob die Entwickler die Fotos speichern oder tatsächlich nach kurzer Zeit löschen, sei irrelevant, meint der Datenschützer Georg Markus Kainz. Entscheidend seien die in dem Foto enthaltenen biometrischen Informationen. Die würden in einen Algorithmus einfließen, der dabei helfe Gesichtserkennung zu trainieren: „Wir haben eine Spiel-App, die die Leute geil finden, weil sie lustig ist. Diese liefert aber genau die Informationen, die es ermöglichen, Gesichtserkennung zu perfektionieren.“In einer Zeit, wo immer lauter diskutiert werde, wie gefährlich Gesichtserkennung sei, sei dies ein Problem: „Man braucht möglichst viele Daten. Über solche Apps werden Informationen gesammelt, wie Gesichter besser erkanntwerdenkönnen.“
Dass sei bei Facebook, Google undanderenAnbieternnichtanders. Die Bilder werden dazu verwendet, allemöglichenAnwendungenzuverbessern. DasSpektrumreichtvonder Identifikation am Smartphone bis hin zur Killer-Drohne. Auch das Innenministerium habe eine Software gekauft, mit der Gesichtserkennung durchgeführt werde, sagt Kainz: „Das sind die Trainingsdaten für so eine Software.“Die Aufregung um dieApphabeauchdamit zutun, dass die Entwickler in Russland sitzen. „Das ist eine amerikanische Paranoia. Noch schlimmer wäre es nur, wenndieAppchinesischwäre.“
Aus Datenschutzsicht sei prinzipiell vor Applikationen zu warnen, die Daten nicht lokal am Handy verarbeiten, sondern in die Cloud schicken, sagtKainz. VonderRechenleistung her sei es für Smartphones durchaus möglich, die für Apps wie FaceApp erforderlichen Funktionen lokal auszuführen. „Die Verarbeitung in der Cloud ist ein Schmäh, damit ich Daten zur Verfügung stelle. Mansolltesichdreimalüberlegen, ob man für zehn Minuten Spaß Informationen über sich preisgibt“, meint Kainz: „Sobald ein Foto das Handy verlassen hat, hat man es nicht mehr unterKontrolle.“