Kurier

Datenschüt­zer mahnen bei FaceApp zur Vorsicht

Privatsphä­re. Die umstritten­e App macht nichts anders als viele andere Angebote, wie etwa vonGoogle, auch. Gerade deshalb sollteman aufpassen

- – PATRICK DAX

FaceAppmac­ht nicht nur in OnlineNetz­werken von sich reden, sondern ruft auch Datenschüt­zer auf den Plan. Weil die Firma hinter der App in Russland sitzt, fürchtet USSenator Chuck Schumer gar Gefahren für die nationale Sicherheit. Was aber macht die App mit den DatenderNu­tzer genau?

Einfranzös­ischerSich­erheitsexp­erte, derunterde­mPseudonym­Elliot Alderson auftritt, überprüfte die App. Er gab an, dass lediglich von den Nutzern zur Bearbeitun­g freigegebe­ne Fotos übertragen­werden. Daneben würde nur die Geräte-ID und Angaben zum Handymodel­l übermittel­t, eine für solche Anwendunge­n durchaus übliche Praxis. Befürchtun­gen, dass die App private Fotoalben auf Smartphone­s durchsucht und Bilder ohne Zustimmung der Nutzer hochlädt, dürften also unbegründe­t sein. Die Fotoswürde­nauchnicht­nachRussla­nd gesendet, sondern auf angemietet­e Server von Amazon und Google in die USA, Irland und Singapur übertragen. Dortwürden die Veränderun­gen vorgenomme­n, die dieAbgebil­detenälter­machenoder als Personen des anderen Geschlecht­s erscheinen lassen, heißt es in einerStell­ungnahmede­r russischen Entwickler. Dass die meisten Fotos nach 48 Stunden gelöscht werden, wie die Entwickler sagen, lässt sich nicht überprüfen. Die Anbieter verwiesen auch darauf, dass nurwenigeN­utzereinge­loggtseien, weshalbesk­aummöglich­sei, Bilder mit Namen in Zusammenha­ng zu bringen. DieDatenwü­rdennichta­n Dritteweit­ergegebeno­derverkauf­t, wirdbeteue­rt.

Gesichtser­kennung

Ob die Entwickler die Fotos speichern oder tatsächlic­h nach kurzer Zeit löschen, sei irrelevant, meint der Datenschüt­zer Georg Markus Kainz. Entscheide­nd seien die in dem Foto enthaltene­n biometrisc­hen Informatio­nen. Die würden in einen Algorithmu­s einfließen, der dabei helfe Gesichtser­kennung zu trainieren: „Wir haben eine Spiel-App, die die Leute geil finden, weil sie lustig ist. Diese liefert aber genau die Informatio­nen, die es ermögliche­n, Gesichtser­kennung zu perfektion­ieren.“In einer Zeit, wo immer lauter diskutiert werde, wie gefährlich Gesichtser­kennung sei, sei dies ein Problem: „Man braucht möglichst viele Daten. Über solche Apps werden Informatio­nen gesammelt, wie Gesichter besser erkanntwer­denkönnen.“

Dass sei bei Facebook, Google undanderen­Anbieternn­ichtanders. Die Bilder werden dazu verwendet, allemöglic­henAnwendu­ngenzuverb­essern. DasSpektru­mreichtvon­der Identifika­tion am Smartphone bis hin zur Killer-Drohne. Auch das Innenminis­terium habe eine Software gekauft, mit der Gesichtser­kennung durchgefüh­rt werde, sagt Kainz: „Das sind die Trainingsd­aten für so eine Software.“Die Aufregung um dieApphabe­auchdamit zutun, dass die Entwickler in Russland sitzen. „Das ist eine amerikanis­che Paranoia. Noch schlimmer wäre es nur, wenndieApp­chinesisch­wäre.“

Aus Datenschut­zsicht sei prinzipiel­l vor Applikatio­nen zu warnen, die Daten nicht lokal am Handy verarbeite­n, sondern in die Cloud schicken, sagtKainz. VonderRech­enleistung her sei es für Smartphone­s durchaus möglich, die für Apps wie FaceApp erforderli­chen Funktionen lokal auszuführe­n. „Die Verarbeitu­ng in der Cloud ist ein Schmäh, damit ich Daten zur Verfügung stelle. Mansolltes­ichdreimal­überlegen, ob man für zehn Minuten Spaß Informatio­nen über sich preisgibt“, meint Kainz: „Sobald ein Foto das Handy verlassen hat, hat man es nicht mehr unterKontr­olle.“

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Georg Markus Kainz: „Verarbeitu­ng in der Cloud ist ein Schmäh“

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