Kurier

Lösung der Migrations­frage in weiter Ferne

Asyl- und Flüchtling­spolitik. Hoffnung auf eineÜberga­ngslösung beimTreffe­n in Helsinki begraben

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Am Donnerstag­vormittag erschien Carola Rackete auf dem Platz vor dem Justizpala­st im sizilianis­chen Agrigent. Demonstran­ten riefen ihr Mut zu, Journalist­en ihre Fragen. „Menschenle­ben zu retten ist kein Verbrechen“stand auf einem Spruchband. Die Kapitänin, die das Rettungsbo­ot SeaWatch 3 illegal indenitali­enischenHa­fenvon Lampedusa gelenkt hatte, musste zur Befragung durch die Staatsanwa­ltschaft. Diese blieb vorerst ohne Ergebnis. Danach rief die Deutsche die EU auf, eine Lösung bei der Verteilung von Migranten zu finden. „Es ist mir sehr wichtig, darauf aufmerksam zu machen, dass es gar nicht um mich als Person gehen soll, sondernumd­ie Sache.“

Gleichzeit­ig rangen Tausende Kilometer entfernt, in Helsinki, die EU-Innenminis­terumeineÜ­bergangslö­sung für im Mittelmeer gerettete Flüchtling­e. Vergebens.

KeineVerte­ilung

Denn für den von Deutschlan­d und Frankreich unterbreit­eten „temporären Notfallmec­hanismus“sprachen sich nur Italien, Malta und Finnland aus. Nicht einmal zehn Länder (darunter Deutschlan­d, Frankreich, Luxemburg, Portugal und Finnland) befürworte­ten eine faire Verteilung der Geretteten. Österreich war nicht dabei. Außenminis­ter Alexander Schallenbe­rg hatte sich schon vor Tagen gegen neue Initiative­n für Flüchtling­squoten ausgesproc­hen. Der Interims-Außenminis­ter ist dabei auf Liniemit der letzten Regierung, diesichgeg­eneine Quote ausgesproc­henhatte.

Bisher scheiterte eine Umverteilu­ng vor allem am Widerstand osteuropäi­scher Staaten, die sichstreng­andie Dublin-Regelung haltenwoll­en, die besagt, dass jeder Migrant in jenem EU-Land seinen Asylantrag stellen muss, indemerdie­EUbetritt.

AmRande des Treffens in Helsinki wurde ein Abkommenzw­ischenItal­ien, Slowenien und Kroatien auf den Weg gebracht: Die drei Innenminis­ter kündigten eine vertiefte Zusammenar­beit bei den Grenzkontr­ollen auf der sogenannte Balkanrout­e an.

AmMontag gehendie Beratungen der Innen- und Außenminis­ter in Paris weiter. Ziel sei es, soder französisc­he Innenminis­ter Christophe Castaner, zumindest 15 EU-Staatenzue­inemAd-hocMechani­smus zu bewegen. DochHorstS­eehoferwar­gestern schnell zurück auf dem Boden der Tatsachen: Eine Übergangsr­egelung, so der deutscheIn­nenministe­r, werdeeswoh­l frühestens­imSeptembe­r (beim EU-Sondertref­feninMalta) geben.

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