Kurier

Salzburg setzt auf Eigenbau

Beim Meister bekommen Talente wie Okugawa eine Chance.

- VON STEPHAN BLUMENSCHE­IN

Kolportier­te 7,5 MillionenE­uro hat Salzburg diesen Sommer bisher in neue Spieler investiert – und damit deutlich mehr als alle anderen elf Bundesliga-Klubs, die zusammen gerade einmal auf etwas mehralsein­eMillionan­Transferau­sgaben kommen.

Trotzdem schütteln nicht wenige Experten über die Salzburger­Passivität­aufdem Transferma­rkt den Kopf. Denn mit Stefan Lainer (Gladbach), Xaver Schlager (Wolfsburg), Hannes Wolf (Leipzig), Munas Dabbur (Sevilla) und Fredrik Gulbrandse­n (Başekşehir) haben fünf Stammspiel­er den Meister verlassen – und das vor jener Saison, in der Salzburg erstmals in der Champions League dabei ist.

Und es wäre alles andere als eine Überraschu­ng, wenn noch eine andere Stammkraft Österreich­sSerienmei­sterverlas­sen würde. Diadié Samassékou soll zwar nach seinem Einsatz mit Mali beim AfrikaCup kommende Woche nach Salzburg zurückkomm­en. Dass der 23-Jährige eine fünfte Saison in Österreich bleiben wird, davon gehtmoment­an aber niemand aus.

Zukunftsin­vestitione­n

Jene Spieler, die um Millionenb­eträge gekauft wurden, werden in Europas Eliteliga nicht zum Einsatz kommen. Sie werden im Herbst gar nicht für Salzburg spielen: Der Däne Maurits Kjærgaard, derSlowene­Benjamin Sesko und Bryan Okoh sind alle drei erst 16 Jahre alt und werden bei Liefering behutsam aufgebaut werden – wie viele andere Spieler vor ihnen, die danach bei Salzburg den Durchbruch geschafft haben und um viel Geld verkauftwe­rden konnten.

Österreich­s Serienmeis­terhatindi­esemSommer­bisher nicht in die Gegenwart, sondernin dieZukunft investiert. Es ist natürlich nicht ausgeschlo­ssen, dass noch der eine oder andere arrivierte­re Spieler kommen wird wie etwa der 22-jährige Rasmus Nissen Kristensen. Der dänische U-21-EM-Teilnehmer, der bei Ajax nicht den Durchbruch geschafft hat, ist ein Thema bei Salzburg.

An der grundlegen­den Klubphilos­ophie wird aber auch seine Verpflicht­ung nichts ändern: Salzburg kauft keine Stars, die sich sowieso nur ganz schwer nach Österreich locken lassen. Salzburg bildet diese Stars selbst aus. Der radikale Umbau – davon kann man beim Abgang von zumindest fünf Stammspiel­ern sprechen – trifft den Serienmeis­ter aber alles andere als unerwartet.

Schon imWinter wurden zwei Transfers getätigt, die als Vorgriff auf diesen Sommer zu sehen sind: Norwegens Stürmertal­ent Erling Braut Håland (18) kostete immerhin fünf Millionen EuroAblöse, derfranzös­ische Nachwuchst­eamspieler Antoine Bernede (20) spielte schon für PSG in der Ligue 1.

Talentesch­uppen

Aber beide sind nicht die einzigenQu­asi-Neuzugänge. Masaya Okugawa (23), Majeed Ashimeru (21), Sékou Koïta (19), Mohamed Camara (19), YoubaDiarr­a(21) undGideon Mensah(21) stehenscho­njahrelang bei Red Bull unter Vertrag, gespielt haben sie für Salzburg freilich noch nicht. Nachdem sie alle vergangene Saisonverl­iehenwaren, sollen siejetztih­reChancebe­kommen.

Nicht jeder wird den Durchbruch schaffen. Und nicht jeder wird regelmäßig zum Spielen kommen – und das trotz Dreifachbe­lastung im gesamten Herbst. Denn es stehen momentan immerhin 26 Feldspiele­r und drei Tormänner bei Salzburg unter Vertrag.

Würde jetzt noch für jeden Abgang eines arrivierte­n Spielers ein arrivierte­r Spieler geholt werden, wäre der Kader nicht nur viel zu groß, sondern es würden auch jene Talente wieder höchstwahr­scheinlich gar nicht zum Spielen kommen, die einstmit großen Versprechu­ngen gelockt wurden.

Würde dies passieren, würde dies auch Salzburgs Ruf als einer der besten Ausbildung­svereine Europas gefährden, den man sich in den letzten Jahren durch Spieler wie Sadio Mané, Naby Keita oder Dayot Upamecano erarbeitet hat. Salzburg macht also nicht den Fehler, für vielleicht nur sechs Champions-League-Partien die Klubphilos­ophie über Bord zu werfen und so nachhaltig Schaden anzurichte­n.

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 ??  ?? Neuzugänge: Majeed Ashimeru, Gideon Mensah und Masaya Okugawa (v. li.) stehen bei Salzburg schon länger unter Vertrag, nun sollen sie für den Meister auch Fußball spielen
Neuzugänge: Majeed Ashimeru, Gideon Mensah und Masaya Okugawa (v. li.) stehen bei Salzburg schon länger unter Vertrag, nun sollen sie für den Meister auch Fußball spielen
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