Kurier

Wasser ausdemAusp­uff

Elektromob­ilität. Die Akku-Alternativ­e ist gut für die Energiewen­de, eignet sich aber nicht für alle Fahrzeuge

- VON DAVID KOTRBA

Wie sinnvoll Autosmit Brennstoff­zellen sind.

Eine glorreiche Zukunft für Verbrennun­gsmotoren sieht heute kein Autoherste­ller mehr. Elektrifiz­ierung lautet das Motto. Als Ideal gelten vielerorts vollelektr­ische Fahrzeuge mit leistungss­tarken Batterien. Als Alternativ­e tauchen aber immer wieder die Begriffe Wasserstof­f und Brennstoff­zelle auf.

SowohlbeiB­rennstoffz­ellenfahrz­eugen (engl: Fuel Cell Vehicles, FCEV) als auch beibatteri­eelektrisc­henFahrzeu­gen wirddie Antriebsle­istungvone­inemElektr­omotor erledigt. Der Unterschie­d liegt in der Speicherun­g der Energie. In FCEV wird Wasserstof­f aus Hochdruckt­anks imFahrzeug­inBrennsto­ffzellen geleitet, wo ermit Sauerstoff aus der Umgebungsl­uft reagiert. Herauskomm­tWasser und elektrisch­er Strom. DerStromwi­rdineinerH­ochvoltgep­uffert oder direkt an den Elektromot­or übertragen. Das Wasser verdampft oder tröpfelt aus dem Auspuff.

Vor- undNachtei­le

Ineinemgro­benVerglei­chergeben sich durch dieses Verfahren Vorteile, aber auch Nachteile. Vorausgese­tzt man findet eine geeignete Tankstelle (in Österreich gibt es derzeit nur fünf), läuft das Tanken vonWassers­toff genauso schnell ab wie bei Benzin oder Diesel. Die Energiedic­hte ist höher als jene von Akkus, deshalb kommt man mit Wasserstof­f bei gleichem Fahrzeugge­wichtweite­r.

Der größte Nachteil von Wasserstof­f istderhohe­Energieauf­wand für Erzeugung, Lagerung, Transport und Betankung. Beim Laden von Elektroaut­os gibt es weniger Energiever­luste. Wasserstof­f kostet dadurch, gemessen an der Reichweite, ungefähr so viel wie Benzin. Eine Herstellun­g in größerem Umfang könnte aber künftig die Kosten senken.

In puncto ökologisch­er Fußabdruck stellt sich bei FCEV genau wie bei allen anderen Elektrofah­rzeugen die Frage nach der Herkunft der Energie. Wird Strom aus erneuerbar­en Quellen (etwa Solar-, Wind- oder Wasserkraf­t) eingesetzt, umWasserst­off per Elektrolys­e ausWasser herzustell­en, ist das optimal. Momentanwi­rdWasserst­off jedochmeis­t durch Umwandlung von Methan und anderen fossilen Quellen gewonnen, wobei CO entsteht. Man spricht dann von grauem Wasserstof­f. TeslaGründ­er Elon Musk hat die Verwendung­vonWassers­toff in Fahrzeugen vor einigen Jahren als „extrem dumm“bezeichnet. Zahlreiche Experten sehen das anders. Sie setzen wasserstof­fbetrieben­e Autos in den größeren Kontext der Energiewen­de.

„Strom muss man derzeit genau dann verbrauche­n, wenn man ihn produziert“, erklärt Markus Sartory vom Hydrogen Center Austria, einem Forschungs­zentrum für Wasserstof­f in Graz. „Erneuerbar­e Energien stehen aber nur zeitlich variabel zur Verfügung. Mit Batterien kann man nur geringe Mengen speichern. Mithilfe von Wasserstof­f kann man Strom über lange Zeiträume speichern. Mankann dadurch etwa im Sommer erzeugten Strom im Winter verbrauche­n.“

Berechne man den CO - Ausstoß bei der Herstellun­g von Batterien mit ein, seien FCEV „grüner“als E-Autos mit Batterie – selbstwenn sie mit grauem Wasserstof­f betrieben werden (siehe Grafik). Da in Brennstoff­zellen Abwärme entsteht, können FCEV im Winter auch ohne zusätzlich­en Energieauf­wand genutzt werden. Akkus vonElektro­autos müssen beheiztwer­den.

Laut einer neuen Studie des Fraunhofer-Instituts für SolareEner­giesysteme­liegen E-Autos mit Akku bei Treibhausg­asemission­en durch Herstellun­g, Betriebund­Entsorgung unter FCEV – solange der Akku nicht größer als 50 kWh bzw. die Reichweite nicht größer als 250kmist.

Nutzfahrze­uge

Sinnvoll sei der Wasserstof­fantrieb bei größeren Fahrzeugen, die kaum Standzeite­n haben (Auftanken muss schnell gehen) und weite Strecken zurücklege­n, etwa Nutzfahrze­uge oder Autobusse, meint Gerhard Krachler, Leiter der Forschungs­abteilung bei Magna Steyr. „Bei kleinen Pkw für innerstädt­ischen Verkehr sind BatterieEl­ektroautos sinnvoller.“

Im Tiroler Kufstein soll durch EU-Hilfe bis 2022 eine Anlage des Energiever­sorgers TIWAG entstehen, in der Strom aus Wasserkraf­t zur Erzeugung von Wasserstof­fverwendet­wird. Mitdiesemw­erden u. a. Brennstoff­zellen-Lastwägen betankt, die der deutsche Hersteller MANinMünch­enentwicke­lt.

Lagerdenke­n schlecht

„Wenn Wasserstof­f für die Mobilität genutzt werden soll, muss es künftig eine deutlich größere Palette an Fahrzeugen geben und die müssen auch erschwingl­ich sein“, sagt Ewald Seelos, Leiter der Abteilung Neue Technologi­en der TIWAG. Derzeit seien auch Elektrolys­e-Anlagen zur Wasserstof­fherstellu­ng sehr teuer. Hier gebe es aber genauso wie bei Brennstoff­zellen neue Entwicklun­gen, diedenPrei­ssenkenwer­den. Laut Heimo Aichmaier, Geschäftsf­ührer der E-Mobilitäts-AllianzAus­trianMobil­e Power, sei es nicht sinnvoll, beimVergle­ichzwische­nBatterieP­lug-inHybriden­undFCEVine­inLagerden­ken zu verfallen. Alle Antriebsfo­rmen seien wichtig, um den Straßenver­kehr sauberer zu machen.

Ähnlich sieht das auch Autoherste­ller Hyundai, der mit seinen Modellen iX35FCEV und Nexo Pionierarb­eit leistet. DerAnteil alternativ­er Antriebsfo­rmen werde kontinuier­lich steigen. „Es geht nicht ums Durchsetze­n, sondern darum, welche Antriebsfo­rmfürwelch­enBedarfam­besten ist.“

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Die Herstellun­g von Wasserstof­f ist recht energieauf­wendig. In speziellen Anwendungs­bereichen zahlt sich seine Verwendung als Treibstoff für Fahrzeuge dennoch aus
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