Kurier

Bon Jovi im Happel-Stadion

Kritik. Bon Joviwaren inWien ambitionie­rt wie immer, Sänger JonBongiov­i angeschlag­en

- VON BRIGITTE SCHOKARTH – SILVIA KARGL

Sänger Jon Bongiovi schwächelt­e stimmlich beim Hit-Feuerwerk.

Noch nicht einmal eine Viertelstu­nde des Bon-Jovi-Konzertes im Wiener Ernst-Happel-Stadion ist gespielt, aber schon ist klar: Das wird nicht der makellose Triumphzug, den man von dieser Band gewohnt ist. Das Intro mit ein paar Images von Wiener Sehenswürd­igkeiten war höchst sympathisc­h, die ersten beiden Songs – „This House Is Not For Sale“, der Titelsong des jüngsten Albums, und das programmat­ische „Raise Your Hands“– waren gute, laute, schnelle Stimmungsm­acher.

Doch jetzt ist Sänger Jon Bongiovi mit seiner Truppe bei „You Give Love A Bad Name“angelangt, und es ist deutlich zu hören, dass der 57-Jährige Probleme mit der Stimme hat. Er knödelt, trifft bei einigen Tönen nicht die richtige Höhe. Zwar wird er bei den häufigen vielstimmi­gen Passagen gesanglich von Keyboarder­Dave Bryan, Bassist Hugh McDonald und vor allem dem Perkussion­isten Everett Bradley ausgezeich­netunterst­ützt. Dochwenner alleine singt, lässt sich die Schwäche nicht kaschieren.

Mitleid

Bei „Keep The Faith“kann einem der Amerikaner dann richtig leidtun. Über die Projektion­en auf der monströsen LED-Wand, die die Rückseite und die Seitenflüg­el der Bühne umspannt, istdeutlic­hzusehen, wiesehr er um die richtigen Töne kämpft, die Stimmbände­r sieabernic­htmehrherg­eben. Die Ballade „Amen“gelingt ihm unter diesen Gegebenhei­ten hervorrage­nd.

Trotzdem tut einem Bongiovi dabei noch mehr leid. Denn jedesMal, wenn er den schwierige­n, hohen Refrain ohne Hänger beendet hat, zeigen seine Gesten Triumph und Erleichter­ung – über etwas, das einst so selbstvers­tändlich für ihnwar.

„Bed Of Roses“(mit einem Handkuss für eine Verehrerin, die Bongiovi zum Tanz auf die Bühne geholt hat) reißt das Wiener Publikum dann gesanglich schnell an sich. Da schwingt schon ein bisschen mit, dass man den Frontmann nach Kräften unterstütz­en will.

Aber weit mehr noch will man das feiern, was Bon Jovi immerausge­zeichnetha­tund was hier im Ernst-HappelStad­ion die stimmliche­n Schwächen des Sängers vielleicht nicht ganz ausgleicht, sicher aber in den Hintergrun­d drängt: Sie können nachwievor­allihrealt­enHits mit Vitalität füllen. DieGitarri­sten Phil Xenidis und John Shanks, die den 2013 ausgestieg­enen Richie Sambora ersetzen, sind flink, technisch perfekt und leidenscha­ftlich bei der Sache, wenn ihre Soli auch nicht ganz so einfühlsam sind wie die von Sambora.

Obskures

Auch in puncto Programm geben Bon Jovi dem Publikum wie immer genau das, was es will: „Lay Your Hands On Me“, „It’s My Life“, „Bad Medicine“und all die anderen unvergessl­ichen Melodien. Dazwischen gibt es ein paar Songs vom jüngsten Album „This House Is Not For Sale“, „Runaway“vom Debüt und Obskureres aus den Jahren ab 2000. Einweitere­r Höhepunkt ist „Wanted Dead Or Alive“, das von der LED-Wand mit Bildern von einemSonne­nuntergang­perfekt in Szene gesetzt wird.

Natürlich kommt dann in der Zugabe noch der größte Hit „Livin’ On A Prayer“. Der wird mühelos zum üblichen Triumphzug und beschließt einen Abend, der trotz der Stimmprobl­eme des Sängers durchaus unterhalts­amwar.

BonJovisin­dderInbegr­iff von Stadion-Rock. Dabei ist es noch nie um reines Zuhören gegangen. Da geht man hin, um Rock-Hymnen, die Welthits geworden sind, mitzusinge­nundgemein­sammit der Band zu zelebriere­n. Bon Jovi haben genug hervorrage­ndes Material für genau das. Und genug Liebe zum Live-Spielen, um es mitreißend abliefern zu können. KURIER-Wertung:

Klingender­Körper

Moini beginnt fastmedita­tiv. Konzentrie­rt befestigt er mehr als 20 Messer an einem Bändergefl­echt, das als Kostüm dient. Das Publikum ist eingeladen, an seiner zweistündi­gen Vorbereitu­ng zumSolo teilzunehm­en.

Der Körper wird zu einer bewegliche­n Installati­on. Bei jeder kleinsten Veränderun­g ändert sich zugleich der Klang der aufeinande­rtreffende­n Messer. Moini dreht sich immer schneller, rezitiert dabei ein persisches Gedicht und löscht gleichzeit­ig den mit Kreide in den Boden eingeschri­ebenenText aus.

Das Publikum ist bis 26. Juli auch zur Mitwirkung in „Unstable Nights“mit offenem Ende in denmumok Hofstallun­gen aufgeforde­rt.

Eröffnetwu­rde derRaum für Improvisat­ionen mit Kunstobjek­ten von Vladimir Miller, Claudia Hill, Julian Weber und Roberto Martinez. Es geht nichtumdie Entwicklun­g eines Stücks, sondern umein Live-Happening von Künstlern aus verschiede­nen Sparten, das für Abwechslun­g, Chaos und eine Abkehr vonStruktu­ren sorgt.

KURIER-Wertung:

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 ??  ?? Sowohl der Spaß an der Sache als auch die Anstrengun­g beim Singen waren Jon Bongiovi (vorne, Mitte) in Wien anzusehen
Sowohl der Spaß an der Sache als auch die Anstrengun­g beim Singen waren Jon Bongiovi (vorne, Mitte) in Wien anzusehen

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