Den Schein wahren
Haus des Geldes. Die erfolgreichste nicht-englischsprachige Serie vonNetflix kehrt am19. Juli mit neuen Folgen zurück.
Im Jahr 2018 avancierte ein Lied der italienischen Widerstandsbewegung gegen den Faschismus während des Zweiten Weltkrieges zum Sommerhit: „Bella ciao“.
Doch wie kam es, dass es eine alte Partisanen-Hymne plötzlichindieaktuellenHitparadenunddamitin dieJugendzimmer der Gegenwart schaffte? Verantwortlich dafür zeichnet ein anderer Hit: die spanischeTV-Serie„Lacasadepapel“, zu deutsch „Haus des Geldes“.
Der Erstausstrahlung im spanischen TV (im Mai 2017) folgten alsbald die synchronisierten Fassungen auf Netflix– und damit ein ungeahnter Erfolgslauf rund um den Globus. „Haus des Geldes“wurde zur meistgesehenen nicht-englischsprachigen
Serie von Netflix. Und imSchlepptau dieses Erfolges schoss auch das in der 1. Staffel (von El Profesor und Berlin; dazu später mehr) voller Inbrunst intonierte „Bella ciao“durch die Decke.
Der„Ohrwurm“stammtsomit vom „Sehwurm“ab: Serienschöpfer Álex Pina bespielt in „Haus des Geldes“auf meisterliche Weise die Klaviatur des sogenannten „HeistMovie“-Genres: Solche Filme, exemplarisch sei „Ocean’s Eleven“genannt, behandeln die Planung, Vorbereitung und Durchführung eines spektakulären Raubes. Der Zuschauer verfolgt – im besten Fall: staunend – die mit zahlreichen Tricks undWendungen ausgestattete Handlung aus dem Blickwinkel der Räuber, die, wiewohl sie gegenGesetze verstoßen, als Sympathieträger präsentiert werden; weil sie für ein moralisch positiv besetztes Ziel eintreten.
Der Robin-Hood-Faktor im Fall von „Haus des Geldes“: ein Angriff auf ein verdorbenes Finanzsystem. Der geniale Professor Dreh- und Angelpunkt der Serie ist Sergio Marquina alias SalvadorMartín alias„DerProfessor“(grandios verkörpert von Álvaro Morte). Der unbescholtene wie geniale Mann, der rein äußerlich in den 1980er-Jahren hängen gebliebenscheint, feiltejahrelangakribischaneinemperfektenPlan für ein perfektes Verbrechen. EineGruppeausachtSpezialisten – mit den Decknamen Tokio, Berlin, Rio, Nairobi, Denver, Moskau, Oslo und Helsinkiversehen, in roteOverallsgehüllt und die Gesichter hinter Salvador-Dalí-Masken verborgen – dringt in die spanische Notenbank in Madrid ein, nimmt Geiseln und druckt dort so lange Geld, bis mehr als zwei Milliarden Euro beisammen sind.
Während dieser Zeit koordiniert der Professor das Verbrechen von einem geheimen Unterschlupf aus per Telefon. Doch just er, das jede Eventualität einkalkulierende Genie, gefährdet die Mission: Er verliebt sich in seine Gegenspielerin, die Polizeiinspektorin Raquel Murillo (Itziar Ituño).
Den krönenden Abschluss stellt die Flucht aus dem von Einsatzkräften umstellten Gebäudedar. AmEndeder2. Staffel entkommt die (nicht mehr ganz vollzählige) Truppe mit einer knappen Milliarde Euro im Gepäck.
Neue Folgen aufNetflix
DiedritteStaffel(ab19. Juliauf Netflix) zeigt zunächst, wohin es die überlebenden Mitglieder der Bande verschlagen hat. Das ungleiche Liebespaar Rio (Miguel Herrán) und Tokio(ÚrsuláCorberó) etwaweilt auf einer einsamen Insel. Idylle pur. Doch die umtriebige Tokio kehrt Rio und dem Eiland den Rücken, umsich ins Stadtleben zu stürzen. Um in Kontakt zu bleiben, kommunizieren die beiden mittels Satellitentelefonen. Blöderweisesind diese verwanzt, ihre Aufenthaltsorte fliegen auf.
Tokio kann fliehen, doch Nesthäkchen Rio sitzt ohne FluchtmöglichkeitaufderInsel fest. Der in Thailand befindliche Professor trommelt die Truppe abermals zusammen – und präsentiert einen Plan ...