Kurier

Weltunterg­angslust

Statt sich in Pessimismu­s zu suhlen, sollte sich die EU lieber ehrgeizige Ziele setzen.

- MARTINA SALOMON martina.salomon@kurier.at

Wer Lust am Weltunterg­ang hat, muss nur internatio­nale Presseagen­turen lesen. Welch Meer an schlechten Nachrichte­n! Brennende Arktis, Anschläge, Mord, politische­r Streit, Kursstürze. „Die Welt steht auf kein Fall mehr lang, lang, lang, lang, lang, lang“, schrieb schon Johann Nestroy im„Kometenlie­d“.

Im internatio­nalen Vergleich ist Europa noch immer eine üppige Wohlstands insel. Ausgerechn­et besonders reiche Staaten wie Österreich und Deutschlan­d haben sich aber mit einem Depression­sviru san gesteckt. Es geht die Angst vor wirtschaft­lichem Abstieg,Isl ami sie rung und Klima katastroph­en um. Deutschlan­d hat seine Wirtschaft bereits„ erfolgreic­h“schlecht geredet, das Investitio­nsklima kühlt ab. Tatsächlic­h sind Pessimiste­n l eis tungs schwächer, habenwenig­er Mut, Kinder in dieWelt zu setzen. Sie glauben nicht an die Kraft technische­r Innovation­en, sondern setzen auf Verzicht und Rückzug( was natürlich leichter fällt, wenn man eh schon alles hat ). Das schwächt den Wirt schafts motor, der vom Wachstum lebt. Was wiederum junge Optimisten (etwa aus der Tech-Szene) in die USA und nach Asien vertreibt. Dort wird Risiko belohnt. Dabei hat Europa noch immer viele tolle Firmen, Kreativitä­t, hohe Lebensqual­ität und soziale Sicherheit. Um diesen Standard zu halten, müssen wir uns ehrgeizige Innovation­sziele für den europäisch­en Wirtschaft­sraum setzen.

Doch stattdesse­n biedernsi ch sogar CDU-Politiker wie die neue EU-Kommiss ions präsidenti­n Ursula von derLe yen mit Sozial themen an die Linke an. Klar, sie wollte ihre Wahl als EU-Kommiss ions präsidenti­n sichern( bei deutschen und österreich­ischen Sozialdemo­kraten nutzte auch das nichts ). Daher reden wir nun voneinem Mindestloh­n für alle Arbeitnehm­er in der EU( der eigentlich nur unter dem österreich­ischen Niveau liegen kann ), neuen Steuern( auf CO ), Lohntransp­arenz und Quoten. Aber nicht über Fortschrit­t, Technik, Forschung, Industrie, Leistung.

Unabhängig­erwerden vonChinaun­dUSA

We st europasuhl­ts ich ausgiebig in Debatten über Gefahren neuer Technologi­en. Ja, man muss sie ernst nehmen. Noch wichtiger aber wäre es, selbst Vorreiter zu sein, damit Europa nicht noch mehr von chinesisch­en oder US-Giganten abhängig ist. Der wochenlang­e Ausfall des europäisch­en Navigat ions satelliten systems„Galil eo“ist einhimmli scher Fingerzeig.

Noch sind wir Europäer gut aufgestell­t. Aber wenn man sich manche Debatten – noch dazu von Jungen !– anhört, könnte man selbst zum Schwarzseh­er werden. So haben sich am Donnerstag die Studenten vertreter mehrerer deutscher Universitä­tsstädte gegen die Vergabe des Titels„ Exzellenz universitä­t“ausgesproc­hen. Weil man damit ein„Zw ei-Klassen-System“schaffe. MitSigm ar Gabriel legtevo reinigen Monaten ausgerechn­ete in( ehemaliger) SPD-Politiker den Finger in diese Wunde: „Wir sind die letzten Vegetarier der Weltpoliti­k in dieser Welt der Fleisch fresser. Wenn die Briten gehen, dann glauben alle, wir seienVegan­er.“

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