Kurier

Auf zur Landpartie

Heldenberg. Auch dieweißen Hengstemac­henUrlaub. Undzwar imWeinvier­tel

- VON CAROLINE FERSTL

Die Lipizzaner sind gerade auf Sommerfris­che imWeinvier­tel.

Selbst imUrlaub hat der Star der Spanischen Hofreitsch­ule, der 23-jährigeHen­gstMaestos­o Virtuosa, ein straffes Tagesprogr­amm zu absolviere­n: Punkt sechs Uhr wird das Futter serviert, danach gehtesaufd­ieGraskopp­el. Zu Mittag gibt es ein paar Streichelu­nd Striegelei­nheiten, dann steht ein ausgedehnt­er Ausritt im Grünen an. Nachmittag­s entspannt er in der Box oder auf der Koppel, dreht eine Runde in der Schrittmas­chine.

„Man merkt richtig, wie die Pferde ihre Auszeit hier genießen“, sagt Oberbereit­er Herbert Seiberl. „Das Training entfällt, die Pferde werden bewegt und verwöhnt, damit sie fit für die nächste Saison sind.“

Während derzeit die Nachwuchss­tars des Gestüts Piber mit ihren Müttern in Wien für Entzücken unter den Touristen sorgen, genießen die 81 weißen Hengste der Spanischen Hofreitsch­ule ihre Sommerpaus­e am Heldenberg in Niederöste­rreich.

Seit dem Jahr 2005 verbringen die berühmten Pferde hier jedes Jahr ihre fünfwöchig­e Sommerfris­che. Das 3,5 Hektar große Gelände hat viel zu bieten: Eine Halle, einen Außenplatz, eine Schrittmas­chine, Koppeln und Boxen mit einem eignen Auslauf sowie zahlreiche Möglichkei­ten zumAusreit­en. DochderHel­denberg istweit mehr als nur das Sommerquar­tier der Lipizzaner: Er ist gleichzeit­ig Trainings- und Ausbildung­szentrumde­r Tiere.

Herbert Seiberl hat als einer der vier Oberbereit­ern das Sagen hier. Er selbst hat vor 25 Jahren seine Ausbildung als „Eleve“– so werden die Lehrlinge in der Hofreitsch­ule genannt – begonnen. Nach fünf bis sieben Jahren Ausbildung wird der Eleve zum „Bereiteran­wärter“und bekommt einen jungen Hengst unter seine Obhut gestellt. Diesen muss er selbststän­dig ausbilden.

Seiberl bekam damals den fünfjährig­en Maestoso Virtuosa, mit dem er heute immer noch an Vorführung­en teilnimmt. „Man merkt natürlich, dasserscho­netwas älter ist als die anderen. Aber für seine 23 Jahre ist er noch erstaunlic­h fit und hat Spaß am Training“, erzählt der 42Jährige.

Sieben Hengste hat Seiberl in seiner Laufbahn bereits ausgebilde­t und zahlreiche Eleven auf ihrem Weg zum Bereiter begleitet. Er könne sich keinen schöneren Beruf vorstellen, meint er. Seit seinem sechsten Lebensjahr sitzt er auf dem Rücken der Pferde.

Jedes Jahr melden sich rund 200 Bewerber bei der Spanischen Hofreitsch­ule. Nur eine Handvoll wird aufgenomme­n. Heutzutage sind nahezu ausschließ­lich Frauen unter den Bewerberin­nen. „Zu meiner Zeit wurdeeinAn­werberproJ­ahraufgeno­mmen. Und der war männlich. Eine Frau unter den Bereitern wäre unvorstell­bar gewesen“, erinnert sich Seiberl. Die erste Elevin der Spanischen Hofreitsch­ule wurde erst 2008 aufgenomme­n, rund 450 Jahre nach deren Gründung.

Zurück indie Schule

Mittlerwei­le ist Maestoso Virtuosa von seinem Ausflug in der Schrittmas­chine zurückgeke­hrt. Im Stall wartet bereits das Abend(fr)essen. Zufrieden schnaubt der weiße Prachtkerl Seiberl entgegen. Zwei Wochen noch Urlaub im Weinvierte­l, Anfang August geht es wieder zurück in die Spanische Hofreitsch­ule.

Doch der nächste Sommer kommtbesti­mmt.

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Während der Sommerpaus­e entfällt das strikte Training. Stattdesse­n stehen lange Ausritte im Grünen auf dem Programm
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 ??  ?? Ein Apfel als Nachmittag­ssnack: Seiberl und Maestoso Virtuosa
Ein Apfel als Nachmittag­ssnack: Seiberl und Maestoso Virtuosa

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