Auf zur Landpartie
Heldenberg. Auch dieweißen HengstemachenUrlaub. Undzwar imWeinviertel
Die Lipizzaner sind gerade auf Sommerfrische imWeinviertel.
Selbst imUrlaub hat der Star der Spanischen Hofreitschule, der 23-jährigeHengstMaestoso Virtuosa, ein straffes Tagesprogramm zu absolvieren: Punkt sechs Uhr wird das Futter serviert, danach gehtesaufdieGraskoppel. Zu Mittag gibt es ein paar Streichelund Striegeleinheiten, dann steht ein ausgedehnter Ausritt im Grünen an. Nachmittags entspannt er in der Box oder auf der Koppel, dreht eine Runde in der Schrittmaschine.
„Man merkt richtig, wie die Pferde ihre Auszeit hier genießen“, sagt Oberbereiter Herbert Seiberl. „Das Training entfällt, die Pferde werden bewegt und verwöhnt, damit sie fit für die nächste Saison sind.“
Während derzeit die Nachwuchsstars des Gestüts Piber mit ihren Müttern in Wien für Entzücken unter den Touristen sorgen, genießen die 81 weißen Hengste der Spanischen Hofreitschule ihre Sommerpause am Heldenberg in Niederösterreich.
Seit dem Jahr 2005 verbringen die berühmten Pferde hier jedes Jahr ihre fünfwöchige Sommerfrische. Das 3,5 Hektar große Gelände hat viel zu bieten: Eine Halle, einen Außenplatz, eine Schrittmaschine, Koppeln und Boxen mit einem eignen Auslauf sowie zahlreiche Möglichkeiten zumAusreiten. DochderHeldenberg istweit mehr als nur das Sommerquartier der Lipizzaner: Er ist gleichzeitig Trainings- und Ausbildungszentrumder Tiere.
Herbert Seiberl hat als einer der vier Oberbereitern das Sagen hier. Er selbst hat vor 25 Jahren seine Ausbildung als „Eleve“– so werden die Lehrlinge in der Hofreitschule genannt – begonnen. Nach fünf bis sieben Jahren Ausbildung wird der Eleve zum „Bereiteranwärter“und bekommt einen jungen Hengst unter seine Obhut gestellt. Diesen muss er selbstständig ausbilden.
Seiberl bekam damals den fünfjährigen Maestoso Virtuosa, mit dem er heute immer noch an Vorführungen teilnimmt. „Man merkt natürlich, dasserschonetwas älter ist als die anderen. Aber für seine 23 Jahre ist er noch erstaunlich fit und hat Spaß am Training“, erzählt der 42Jährige.
Sieben Hengste hat Seiberl in seiner Laufbahn bereits ausgebildet und zahlreiche Eleven auf ihrem Weg zum Bereiter begleitet. Er könne sich keinen schöneren Beruf vorstellen, meint er. Seit seinem sechsten Lebensjahr sitzt er auf dem Rücken der Pferde.
Jedes Jahr melden sich rund 200 Bewerber bei der Spanischen Hofreitschule. Nur eine Handvoll wird aufgenommen. Heutzutage sind nahezu ausschließlich Frauen unter den Bewerberinnen. „Zu meiner Zeit wurdeeinAnwerberproJahraufgenommen. Und der war männlich. Eine Frau unter den Bereitern wäre unvorstellbar gewesen“, erinnert sich Seiberl. Die erste Elevin der Spanischen Hofreitschule wurde erst 2008 aufgenommen, rund 450 Jahre nach deren Gründung.
Zurück indie Schule
Mittlerweile ist Maestoso Virtuosa von seinem Ausflug in der Schrittmaschine zurückgekehrt. Im Stall wartet bereits das Abend(fr)essen. Zufrieden schnaubt der weiße Prachtkerl Seiberl entgegen. Zwei Wochen noch Urlaub im Weinviertel, Anfang August geht es wieder zurück in die Spanische Hofreitschule.
Doch der nächste Sommer kommtbestimmt.