Kurier

Der Kampf ums Geschäft

Mobilklos. „Pipibox“, einer derMarktfü­hrer, geht rechtlich gegen jungen Mitbewerbe­r „Öklo“vor

- VON MARLENE PENZ

Ein „Häusl“aus Holz haben fünf Freunde mit dem „Öklo“entwickelt. Es soll eine Alternativ­e zum mobilen Plastikklo sein. Anders als bei den bunten Klos aus Kunststoff­werdendieH­interlasse­nschaften mit Sägespänen­bedecktund­können– zumindest theoretisc­h – durch Mikroorgan­ismen schnell zu Humuswerde­n.

Die Toiletten aus Holz kommenverm­ehrtbeiVer­anstaltung­en, etwa am Wiener Rathauspla­tz, bei Konzerten im Schloss Schönbrunn, auf derDonauin­sel, oderaufBau­stellen zum Einsatz.

UnddasGesc­häftmitdem Geschäft hat sich seit der Gründung des niederöste­rreichisch­en Start-ups im Mai 2017gutent­wickelt: „Wirhaben 160 Toiletten und rund 14 Mitarbeite­r, große Festivalsw­iedasFrequ­encystelle­n Anfragen“, erzähltGes­chäftsführ­er Niko Bogianzidi­s.

Doch nicht jeden freut diese Entwicklun­g: Einer der Marktführe­r für Mobilklos im Osten Österreich­s, „Pipibox“, geht rechtlich gegen den Konkurrent­en vor.

Wettbewerb­srecht

Nach mehreren Medienauft­ritten (auch der KURIER berichtete) erreichte den „Öklo“-Firmensitz in Wolkersdor­f im Weinvierte­l ein Schreiben eines Anwalts im Auftrag des Verbandes österreich­ischer Entsorgung­sbetriebe (VÖEB). Darin wurde die „Unterlassu­ng wettbewerb­swidriger Aussagen“gefordert.

DasjungeTe­amfielausa­llen Wolken: „Es waren 13 Punkte darin aufgezählt. Wir hättenunwa­hreAussage­ngetätigt, die Mitbewerbe­r schädigen würden. Natürlichw­ar das nie unser Ziel“, erzählt Bogianzidi­s. In dem Schreiben heißt es unter anderem: „Es wird durch öffentlich­e Aussagen der Eindruck erweckt, außer dem Öklo gäbe es keine umweltfreu­ndlichen mobilen Toilettena­nlagen.“Umden Rechtsstre­it zu vermeiden, willigteda­sJungunter­nehmen ein, bestimmte Aussagen in Zukunft zu unterlasse­n: „Wir wollten das eigentlich außergeric­htlich lösen, einer der Mitbewerbe­r–‚Pipibox‘– hatteaber kein Interesse daran. Kein Wunder, sie sind einer der Marktführe­r, für die sind die entstehend­en Kosten nicht dramatisch“, sagt der 32-jährige Bogianzidi­s. Während der VÖEB von weiteren Schrittena­bsah, folgteimAu­gust 2018 eine Klage von „Pipibox“.

Anwaltskos­ten

ImMai2019k­onntedasju­nge TeamvonÖkl­oaufatmen, zumindest vorerst: Erstinstan­zlich wurde laut Bogianzidi­s alles abgewiesen. „Doch nun hat ‚Pipibox‘ Berufung eingelegt“. Die Sache landet nun im kommenden Herbst vor dem Oberlandes­gericht Wien. Bisher seien „Öklo“Anwaltskos­ten in der Höhe von 60.000 Euro entstanden. „Das bedroht unsere Existenz, es sind zehn Prozent unseres gesamten Umsatzes, dazu kommen noch die Sorgen und der Ärger.“

„Pipibox“gehört zum Familienun­ternehmen Stark, das seinen Firmensitz ebenfalls in Niederöste­rreich hat, in Irnfritz im Waldvierte­l. Mit 600 blauen Mobilklos mit integriert­em Handwaschb­ecken mischen sie am Markt mit. „Herr Bogianzidi­s hatimmerda­mit geworben, dass er innerhalb von 14 Tagen Kompost herstellen­könneundda­ssviersein­er Toiletten zwölf herkömmlic­he mobile Toiletten ersetzen – beides stimmt so nicht“, sagt Gottfried Stark.

Aus Angst vor dem neuen Konkurrent­en klage man aber nicht: „Das ist nicht David gegen Goliath. Wenn wir vorgehabt hätten, ‚Öklo‘ in Bedrängnis zu bringen, dann hätten wir 100 Klagen gegensieei­ngebracht. Esgeht einfach darum, dass sie sich auch an Vorschrift­en halten müssen, so wie wir alle“, entgegnet der „Pipibox“-Inhaber. Im Herbst entscheide­t sich am Oberlandes­gericht Wien, ob die Weinviertl­er rechtswidr­ig gehandelt haben.

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Mit Klagen eingewicke­lt: Die Existenz des „Öklos“– des hölzernen „Plumpsklos“ohne Chemikalie­n – wird bedroht
 ??  ?? Der Rechtsstre­it zwischen dem Familienun­ternehmen Stark, Betreiber von „Pipibox“und „Öklo“wird am OLG Wien verhandelt
Der Rechtsstre­it zwischen dem Familienun­ternehmen Stark, Betreiber von „Pipibox“und „Öklo“wird am OLG Wien verhandelt
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