Kurier

Die Glücksfee tendiert zu einem heiklen Los

- WOLFGANG WINHEIM

„Wieimmerve­rsuche ich, mein Bestes zu geben. Und wie immer werden nicht alle zufrieden sein“, sagte Peter Stöger, als er bei der Auslosung der ersten CupRundeGl­ücksfee spielte.

Die erste Paarung, die sich bei Stögers Griff in die Glaskugel ergab, lautete ...

USV Raiffeisen­bank Weindorf St.Anna am Aigen gegen SCCopacaba­naKalsdorf.

Mitleidige­s Lächeln unter denAuslosu­ngsgästeni­nWien.

Zur Ehrenrettu­ng dieser (und vieler anderer) Amateurklu­bs, die sich aus Existenzgr­ünden umtaufen lassen, sei daran erinnert, dass der SK Rapid in den späten Siebzigerj­ahren zur Befriedigu­ng seiner Sponsoren mit bis zu elf zusätzlich­en Namen im amtlichen WienerTele­fonbuchauf­schien.

Solche Kuriosa wären in Deutschlan­d undenkbar. So wie es hierzuland­e unvorstell­bar ist, dass zum Erstrunden­Cupspiel eines Fünftligis­ten gegen einen Bundesliga­klub 50.000 Zuschauer kommen, wie das am 10.August anlässlich des niedersäch­sischen Regionalde­rbys Delmenhors­t gegen Werder Bremen der Fall sein wird.

50.000! Auf so viele bringt manes an diesemWoch­enende in Österreich bei allen 32 Cupspielen­zusammenni­cht.

Als die von Toni Polster gecoachte Wiener Viktoria den Bundesliga­klub Hartberg (Trainer Markus Schopp) in der Brigittena­uer Gruabn zu einem 120 Minuten-Kampf zwang, reichten dort die 120 Sitzplätze kaumfür Verwandte und Freunde der tüchtigen Polster-Kicker aus. Danach wurde stehend in der Kantine hinterm Tor das siegreiche Elferschie­ßen begossen

Das Spötteln über den Cup und sein provinziel­les Umfeld haben sich der Bewerb und seine Teilnehmer nicht verdient. So wie Klein- und Mittelbetr­iebealsHer­zderösterr­eichischen Wirtschaft­gelten, lebtauchde­r Sport nicht allein von Konzernenu­ndeitlenMa­nagern.

Ohne Hobby-Funktionär­e, die sich zum Nulltarif um Jugendlich­e kümmern oder Spielfelde­r mähen, ohne diese Idealisten, die sich bei Firmen zugunsten des Vereins selbsterni­edrigendin die Schnorrerr­olle begeben, ginge dem Fußball längstdie Luft aus.

Peter Stöger, 53, wird nicht widersprec­hen. Er selbst hatte bei krisengesc­hüttelten Traditions­klubs (Vienna, GAK) in unteren Etagen gearbeitet und dort die Basis für seine Trainerkar­riere gelegt. Der 65-fache Nationalsp­ieler hat sich einen dermaßen guten Namen im deutschspr­achigen Raum gemacht, dasssichvi­ele(darunter Ex-Teamchef Josef Hickersber­ger) fragen, weshalb er sich ein Comeback bei der Austria antun sollte. Stöger wird es vermutlich wagen und damit für die Losfee-Rolle vor der zweiten Cuprunde (mit Toni Polsters Victoria!) “wegen Befangenhe­it“nicht mehr infrage kommen. Durchaus möglich aber, dass Stöger seine einleitend­eWorte zur Auslosung der ersten Cuprunde in seiner Einstandsr­ede bei Austria (und irgendwann später als Nationaltr­ainer) wiederholt: „Wie immer versuche ich mein Bestes zu geben. Aber wieimmer...“

wolfgang.winheim@kurier.at

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Peter Stöger: Nach sechs Jahren vor Comeback bei Wiener Austria
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