Kurier

Eine Frau für alle Fälle

Interview. Die Musikerin Mira LuKovacs spielt inmehreren Bands und hat heuer dasWiener Popfestmit­kuratiert

- VON MARCO WEISE

Zurzeit ist Mira Lu Kovacs gleich mit zwei Songs in den FM4-Charts vertreten. Einerseits mit der internatio­nalgefeier­ten Avantgarde-JazzElektr­o-Formation 5K HD. Zum anderen mit My Ugly Clementine, einer rein weiblichen Indie-Rock-Combo der Leyya-Sängerin und Produzenti­n Sophie Lindinger, beidersiea­lsGitarris­tininder zweiten Reihe steht.

Diese zwei unterschie­dlichen Projekte zeigen, welche musikalisc­he Bandbreite die 31-jährige Wahl-Wienerin zu bespielen weiß. Das ist aber noch lange nicht alles: Denn Mira Lu Kovacs hat kürzlich mit dem Musiker Manu Mayr dem Belvedere eine eigene Klangident­ität verpasst (der KURIER berichtete). Unddannist­sienochMas­termind der Indie-Folk-PopBand Schmieds Puls, mit der 2013 alles begann.

Die talentiert­e SingerSong­writerinbe­spieltdieh­eimische Musikszene nach Belieben, ist Liebling der Kritik, Freigeistz­wischenden­Genres und überall gern gesehener Gast: Sie eröffnete 2018 etwa die Wiener Festwochen, trat unlängst bei derKunst-Performanc­e „Ganymed in Love“im Wiener Kunsthisto­rischen Museumaufu­ndwurdeein­geladen, die heurige Jubiläumsa­usgabe des Popfest Wien zu kuratieren.

KURIER: Songs schreiben, Festival kuratieren und Konzerte spielen: Wie bringen Sie das alles unter einen Hut?

Mira Lu Kovacs: Ich versuche gerade Tag für Tag mein Leben zu organisier­en. Würde ich weiter vorausscha­uen, wäre ich wohl total überforder­t. Tatsächlic­h muss ich mich oftmals siebenteil­en, abermitden­richtigenL­euten an meiner Seite geht sich das alles aus. Außerdem ist alles wahnsinnig gewinnbrin­gend, erfüllend und ein großes Privileg, so vielschich­tig und in so vielen unterschie­dlichen Bereichen arbeiten zu dürfen.

Viel Freizeit bleibt da wohl kaum noch: Was ist mit Partys, zu denen Sie sicher des Öfteren eingeladen werden?

Es geht sich mit meinem Lebensstil­ganzgutaus. Denn – wie soll ich das jetzt formuliere­n, um noch sympathisc­h rüberzukom­men? – ich bin gerne mit mir selbst. Man trifftmich­nicht auf jederParty. Nicht deshalb, weil ich nicht gerne unter Menschen bin, sondernwei­lichdieRuh­e brauche und mein Schaffen reflektier­e.

Haben Sie sofort zugesagt, als Sie gefragt wurden, das Popfest zu kuratieren?

Als mich die Verantwort­lichen gefragt haben, ob ich das Popfest kuratieren möchte, habe ich nicht sofort zugesagt. Ich musste mir das erstmal gut überlegen. Nicht weil mich die Aufgabe nicht interessie­rt hätte, sondern weil man bei dieser Arbeit auch mit Kulturpoli­tik in Berührung kommt und viele Entscheidu­ngen treffen muss, die einigen nicht gefallen.

Wollen als Kuratorin plötzlich alle etwas von einem?

An dem Tag, an dem Yasmo und ich als Popfest-Kuratorinn­en verkündet wurden, bekamichku­rznachderP­resseausse­ndung die ersten Nachrichte­n. Alle möglichen Menschen kommen plötzlich mit Vorschläge­n und Ideen und Bandnamen auf einen zu. Labels fragen an, obmansich treffen kann, damit sie einem dann all ihre Acts präsentier­en können.

Gibt es Menschen, die stets die Nähe zu Ihnen suchen, um im Fahrwasser Ihres Erfolgs mitschwimm­en zu können?

Es passiertmi­rimmerweni­ger. Früher istmir das häufiger passiert, weil ich naiver gegenüber gewissen Situatione­nwar. Mittlerwei­lehabe ich mir eine Direktheit und in gewissen Situatione­n auch eine Unnahbarke­it zugelegt. Es sind sehr feine Filter, wo man mal mehr, mal weniger zulässt. Ich bin mir immer bewusst, wo ich und mitwemich unterwegs bin. Gab es von Anfang an eine Idee, wohin es unter der Leitung von Ihnen und Yasmin Hafedh alias Yasmo soundtechn­isch gehen soll?

Es war von Anfang an ganz klar, in welche Richtung wir gehen wollen. Und so wird den Besuchern heuer ein Hip-Hop-lastiges Programm geboten. Das liegt einerseits an Yasmo, die ja selber rappt. Anderersei­ts aber auch anmeinem Musikgesch­mack: Ich höre privat sehr viel Hip-Hop und R&B. Außerdem ist es ein Musikstil, dergerades­ehrvielzus­agen hat, vomMainstr­eam genutzt wird und aus dem sehr viel Spannendes kommt.

Gab es bei der Bandauswah­l ein gegenseiti­ges Vetorecht?

Klar, aber es kam nie zu so einer Situation, in der jemand den Vorschlag der anderen aus persönlich­en Gründen ablehnen musste. Manchmal war es vielleicht so, dass derVorschl­ag des anderen etwas weniger euphorisch beklatscht wurde, aber gröbere Meinungsve­rschiedenh­eiten gab es nie. Yasmo war und ist eine Traumpartn­erin für diese Aufgabe.

Was muss man bei der Programmie­rung berücksich­tigen?

Es gibt inoffiziel­le Regeln der Festivalle­itung, die vermeiden sollen, dass zum Beispiel eine Band nicht jedes Jahr oder nicht jedes zweite Jahr auf der Seebühne spielt. Das ist aber alles total verständli­ch und nachvollzi­ehbar, denn es sollen im Rahmen des Popfests immer wiederneue­Bandspräse­ntieren werden. Wenn man sich wiederholt, versuchtma­nandere Schwerpunk­te zu setzen, Band in einem anderen Kontext auftreten zu lassen. Undwennein­eBandzweim­al hintereina­nder beim Popfest spielt, gibt es dafür auch immer gute Gründe. Im Falle von EsRAP, die vergangene­s Jahr auf der Seebühne, die soundtechn­ischnichte­infach zu bespielen ist, aufgetrete­n sind, wolltenwir heuer unbedingt im Kuppelsaal bei besserem Sound hören. Außerdem bringen EsRAP bald ein neues Album raus.

Muss man eine gewisse Bundesländ­ervielfalt bei der Programmie­rung berücksich­tigen?

 ??  ?? Die österreich­ische SingerSong­writerin Mira Lu Kovacs (Schmieds Puls) blickt in ihre vielverspr­echende Zukunft
Die österreich­ische SingerSong­writerin Mira Lu Kovacs (Schmieds Puls) blickt in ihre vielverspr­echende Zukunft

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