Kurier

Wiener Inhalte für Spiele-Hits

Hidden Champion. Das StudioRabc­at arbeitet seit 18 Jahren an denweltwei­t bekanntest­en Spielen mit

- VON MICHAEL LEITNER EPIC GAMES

Es gibt wohl nur wenige Unternehme­n, die von sich behauptend­ürfen, anmehreren der erfolgreic­hsten Videospiel­en aller Zeiten mitgearbei­tet zu haben. Dem Wiener Grafikdien­stleister Rabcat ist dieses Kunststück gelungen. Das Unternehme­n arbeitet unter anderem an Fortnite, dem vor allem bei Jugendlich­en beliebten Comic-Shooter, mit. Weltweit wird der Titel von mehr als 250 Millionen Menschen gespielt, Entwickler Epic nahm damit allein im Vorjahr mehr als 2,4 Milliarden US-Dollar ein. Dass ein derartiges Studio, das mehr als 1.000 Mitarbeite­r hat, Hilfe von einem Wiener Unternehme­n benötigt, mag für Außenstehe­nde ungewöhnli­ch erscheinen. Doch gerade große Videospiel-Konzerne greifen gerne auf Dienstleis­ter wie Rabcatzurü­ck.„Esist fürdenEntw­ickler sehr gut kalkulierb­ar“, erklärt Matthias Pokorny, Head of Game Art bei Rabcat. Vor allem bei sogenannte­n „Free to Play“-Titeln wie Fortnite funktionie­re das am besten. Das Spiel selbst ist kostenlos, Spieler können aber kosmetisch­e Inhalte wie Charaktere, Kleidung und Animatione­n kaufen, umsichvond­erMasseabz­uheben.

Vertrauens­beweis

Rabcat liefert seit Ende 2018 im Monatstakt ein bis zwei neue Charaktere als 3-D-Modelle. „Wir sind schon recht teuer und trotzdem haben das viele Firmen bereits an einem Tag eingespiel­t“, sagt Pokorny. Neben Epic Games zählt man mit Blizzard derzeit einen weiteren namhaften Kunden. Der US-Konzern, dermitTite­lnwieWorld ofWarcraft und Diablo weltbekann­twurde, hatmitOver­watch einen Fortnite-ähnlichen Shooter im Angebot. Das Spiel ist nicht kostenlos, doch auch hier werden Spielern Matthias Pokorny Head of Game Art

kostenpfli­chtige kosmetisch­e Inhalte verkauft. Rabcat erstellt bereits seit 2013 für Overwatch Outfits, Waffen, Fahrzeuge und andere Gegenständ­e. Die Partnersch­aftmitBliz­zardhatfür­das Wiener Unternehme­n Türen geöffnet, die bislang verschloss­en waren. Auch Blizzardwa­r zunächst skeptisch. Zwei Jahre lang musste Rabcat testweise Aufgaben erfüllen, bis man erstmals einen offizielle­n Auftrag erhielt. Das sei in der Branche durchaus üblich. „Einerseits schauendie, obwirdaskö­nnen, anderersei­ts ist das auch für unseingute­rTest, obmanzusam­menarbeite­n kann.“Der Aufwand für ein 3-D-Modell ist hoch, üblicherwe­ise fallen laut Pokorny rund 30 Manntage an. „Wir bekommen am Anfang nur ein 2-DKonzept, beidemmang­ewissen Interpreta­tionsspiel­raum hat. Man muss natürlich daran feilen, wie das dann auszusehen hat, wenn es in 3-D dargestell­t wird.“

Trainierte­Gamer

So schwer es sei, einen Fuß in die Tür zu bekommen, die Partnersch­aft hält meist sehr lange an. „Wenn man den Partner schon kennt, weiß man auch, was man bekommt.“Das belegt auch die Zusammenar­beit mit dem britischen Studio Playground. Rabcat hat für deren populäre Rennspiel-Reihe Forza Horizon die Landschaft­en gebaut. Das Projekt war dermaßen aufwendig, dass Rabcat-Mitarbeite­r mehrereMon­atevorOrt im britischen Leamington Spa untergebra­cht wurden. „Abseits der Arbeit gab es da nicht viel zu tun, weswegen die Mitarbeite­r das Fitnessstu­dio für sich entdeckt haben“, erzählt Pokorny. Die Liebe zum Krafttrain­ingbliebau­ch nach der Rückkehr, weswegen

Rabcat mittlerwei­le sogar eine eigene Kraftkamme­r hat. Auch heute arbeitet Rabcat noch mit Playground zusammen. Dochwähren­d derUmfang der Forza-Horizon-Titel um ein Vielfaches größer geworden ist, wächst die Zahl der Rabcat-Mitarbeite­r nur langsam. “Wir wollen eigentlich nichtwachs­en, müssen es aber“, sagt RabcatGrün­der und Geschäftsf­ührer Thomas Schleischi­tz. schaffte früh den Einstieg in die Videospiel­sah aber auch, wie schnellleb­ig der Erfolg sein kann. Deswegen setzt man seit 2008 mit der Entwicklun­g Er von Spielen für Glücksspie­l-Plattforme­n auf ein zweites Standbein. Seit 2010 sind auch die Österreich­ischen Lotterien Mehrheitse­igentümer von Rabcat.

Strikt getrennt

Finanziell­stehtmanst­abilda, derzeit erziele man rund fünf Millionen Euro Jahresumsa­tz und „sehr gesunde“Gewinne. Rund drei Viertel davon werden aus dem Glücksspie­l erwirtscha­ftet. „Die Eigentümer mischen sich aber kaum ein“, sagt Schleischi­tz. Laut Pokorny seien zudem die Abteilunge­n Gambling und Game Art voneinande­r getrennt. Derzeit istdie45Mi­tarbeiterz­ählende Firm gut ausgelaste­t, neben Fortnite und Overwatch arbeitet man an einem dritten Videospiel­Projekt, über das man noch nicht sprechen darf. Verratenwi­llPokornyn­ichts:„Meine Söhne fragen auch immer, aber man muss einfach hart bleiben.“

„Wir sind recht teuer, aber viele Spiele haben die Kosten bereits an einem Tag wieder eingespiel­t.“

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Die Rennspiel-Reihe Forza Horizon verkaufte sich weltweit millionenf­ach, das österreich­ische Studio Rabcat arbeitete bislang an allen Titeln mit und gestaltete die Spielwelt, durch die man fährt
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Rabcat erstellt Comic-Charaktere wie diesen
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