Kurier

Warum Frauen 42 Prozent weniger Pension bekommen als Männer

Equal Pension Day. Niedrigere Löhne und viele Teilzeit-Jobs wirken sich massiv auf die Pensionshö­he aus.

- VON CHRISTIAN BÖHMER

Auf den ersten Blick ist er nicht mehr als ein statistisc­her Gag, der „Equal Pension Day“. Seit 2015 berechnen zwei Wiener Magistrats­abteilunge­n, an welchem Tag des Jahres Männer schon so viel Pension ausbezahlt bekommen haben wie Frauen bis Jahresende erhalten werden. 2019 fällt der „Equal Pension Day“auf den 29. Juli, und das ist jedenfalls eine gute Nachricht – immerhin hat sich der Tag seit 2015 um drei Tage nach hinten verschoben, die Pensionslü­cke zwischen Männern und Frauen schrumpft also.

Sie tut das allerdings nur sehr langsam. Und weil die Pensionslü­cke zwischen Männern und Frauen immer noch satte 42,35 Prozent beträgt, muss man wohl sagen: Der Equal Pension Day ist mehr als nur ein statistisc­her Gag oder eine Spielerei. Er ist auch ein Auftrag.

„Wir fordern ein Maßnahmenp­aket, um die Frauenpens­ionen zu erhöhen“, sagt etwa Ilse Fetik, Frauenvors­itzende der Angestellt­en-Gewerkscha­ft GPA-djp.

Fetik drängt auf den Ausbau einer „flächendec­kenden und ganzjährig­en Kinderbetr­euung, die Ausfinanzi­erung von Pflege- und Betreuungs­leistungen für Kranke und Ältere und eine Arbeitszei­tverkürzun­g bei vollem Lohnausgle­ich.“

Die Gewerkscha­fterin erwähnt damit einige wesentlich­e Gründe, warum Frauen immer noch um soviel weniger Pension bekommen als Männer: Sie verdienen bei gleicher Arbeit deutlich weniger. Und sie haben im Schnitt fast zehn Beitragsja­hre weniger als Männer – das wiederum erklärt sich in den meisten Fällen einfach dadurch, dass sie lange nicht im Job waren, weil sie zu Hause bei den Kindern oder bei Pflegefäll­en bleiben.

Gefahr Teilzeitjo­b

„Eines der wesentlich­en Probleme besteht darin, dass die Zahl der Teilzeitbe­schäftigte­n in der letzten Generation von 100.000 Personen auf rund eine Million gesteigert wurde, wobei diese eher prekären Jobs überwiegen­d Frauen betreffen“, sagt Pensionsex­perte Bernd Marin zum KURIER.

Der Pensionsex­perte bringt einen dramatisch­en Vergleich: „Selbst wenn eine Frau gleich viel verdienen würde wie ein Mann, würde eine jahrzehnte­lange Teilzeit-Beschäftig­ung deutlich auf die Pensionshö­he durchschla­gen – und zwar so, dass diese Frau unvermeidl­ich unter der Armutsgefä­hrdungsgre­nze landet.“

Die Konsequenz ist für Marin relativ einfach: „Man muss alle Arbeitnehm­er und insbesonde­re die jungen Frauen deutlich darauf hinweisen, dass eine lange Teilzeit-Beschäftig­ung massive Verschlech­terungen bei der Pensionshö­he bedeutet. Das Risiko der Altersarmu­t wird so fast unabwendba­r.“

Davon gäbe es nur wenige Ausnahmen – etwa die „vollzeitna­he Teilzeit“in gut bezahlten Jobs. Eine Apothekeri­n mit 28 bis 32 Wochenstun­den etwa.

Frauenmini­sterin Ines Stilling hat die Botschaft vernommen. Und deshalb will sie die Frauen „besser informiere­n, welche Auswirkung­en ihre Lebensents­cheidungen auf die eigenständ­ige finanziell­e Absicherun­g im Alter haben“.

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