Kurier

MAXimale Leistung

Max Verstappen. Zwei Siege in drei Rennen – warum der Red-Bull-Pilot Mercedes und Ferrari das Fürchten lehrt

- VON PHILIPP ALBRECHTSB­ERGER

Am Ende kannten die Sieger kein Erbarmen. Der Triumph von Max Verstappen am Sonntag in Hockenheim hat auch bei Motorenlie­ferant Honda Spuren der Erleichter­ung und Anflüge der Ekstase hinterlass­en. Auf Twitter schrieben die sonst so demütigen Japaner nach dem zweiten Saisonsieg innerhalb von nur drei Rennen: „Das sind GP2-Siege 2019.“

Eine feine, klug formuliert­e Spitze, gerichtet gegen Formel-1-Pensionist Fernando Alonso. Sie traf ihn am Tag seines 38. Geburtstag­es. Der Spanier war es, der in der Vergangenh­eit die Leistungss­chwäche seines McLaren-Autos stets am HondaTrieb­werk festgemach­t hatte. Legendär sein Funkspruch: „GP2-Motor!“Dazu muss man wissen: Die GP2 (mittlerwei­le in Formel 2 unbenannt) ist eine Nachwuchsr­ennserie, den Triebwerke­n fehlen rund 300 PS auf jene, die in der Königsklas­se zum Einsatz kommen.

Zur Genugtuung gesellte sich bei Honda und Red Bull auch jede Menge Selbstvert­rauen. „Wir waren schneller als Mercedes“, sagte Red Bulls Motorsport­berater Helmut Marko und ließ vor dem Rennen in Ungarn am Sonntag mit einer Kampfansag­e auf horchen: „Es gibt keine Strecke mehr, vor der wir uns fürchten müssen.“

Tatsächlic­h hat das österreich­ische Team die Schwächen aus den vorangegan­genen Saisonen beseitigt und gemeinsam mit Honda ein Auto gebaut, das unter allen Umständen (Hitze in Spielberg, Regen in Hockenheim) und auf allen Streckenty­pen siegfähig erscheint.

Weltrekord in der Box

„Es gab nicht einen Schlüssel zum Erfolg, sondern viele Bausteine“, sagt Marko. Nicht nur auf der Strecke bewies die Renngemein­schaft ihre Klasse. Die Boxencrew übertraf bei einem Stopp von Verstappen den eigenen Weltrekord: 1,88 Sekunden benötigte man für das Ab- und Aufstecken von acht Reifen.

In der aktuellen Form ist der Rennstall spätestens 2020 ein ernst zu nehmender Titelkandi­dat, die Rolle des ersten Mercedes-Jägers hat man heuer bereits Ferrari abgenommen. An eine Wende im WM-Rennen glaubt freilich (noch) niemand. Doch immer wenn die Silberpfei­le bisher Schwächen zeigten (Hamilton: „Ich bin auch nur ein Mensch“), war Verstappen zur Stelle. Noch heuer wird der Niederländ­er im Alter von nur 22 Jahren seinen 100. Grand Prix bestreiten. Die Erfahrung kommt beim einstigen Wunderkind längst zum Tragen. Kam er 2017 noch bei jedem dritten Rennen nicht ins Ziel, liegt seine Ausfallquo­te aktuell bei null Prozent. Schlechtes­tes Resultat 2019 ist ein fünfter Platz.

Lob gab es nach dem turbulente­n Grand Prix am Sonntag daher auch von seinem Teamchef Christian Horner: „In solchen Rennen sticht er wirklich heraus.“

Zukunftsmu­sik

Das hat längst auch die Konkurrenz erkannt. Mercedes und Ferrari haben in der Vergangenh­eit bereits mehrmals um die Steuer-Künste des Niederländ­ers geworben. Zumindest bis Ende 2020 steht er noch bei Red Bull unter Vertrag. Doch auch die Österreich­er haben sich noch nicht festgelegt, ob sie der Formel 1 ab 2021 angehören wollen, wenn ein neues Reglement die Königsklas­se grundlegen­d verändern wird. Siege sind nicht die schlechtes­te Entscheidu­ngshilfe.

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 ??  ?? Im Mittelpunk­t: Max Verstappen nimmt in der Formel-1-WM Fahrt auf
Im Mittelpunk­t: Max Verstappen nimmt in der Formel-1-WM Fahrt auf

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