Kurier

Was hilft beim Rauchstopp?

Nikotinsuc­ht. Jeder zweite will dem Tabak abschwören, die Hürden sind groß

- VON MARLENE PATSALIDIS, ERNST MAURITZ ( TEXT) UND KATRIN SOLOMON (GRAFIK)

WHO sieht auch in Österreich einen Mangel an Angeboten.

Man riecht nach Zigaretten­rauch, gerät im Stiegenhau­s gehörig ins Schnaufen, bezahlt Geld, das man anders ausgeben könnte – und im Hinterkopf schlummert selbst beim passionier­testen Raucher die Angst, an Lungenkreb­s zu erkranken. Gründe, dem Rauchen abzuschwör­en, gibt es genug. Sich diese zu vergegenwä­rtigen, ist ein guter Anfang, reicht aber nicht aus, um dranzublei­ben. Neben körperlich­en Entzugsers­cheinungen (depressive Stimmung, Schlafstör­ungen, Reizbarkei­t etc.) stellen die Psyche und fehlende Unterstütz­ungsangebo­te (siehe Interview unten) Aufhörwill­ige auf die Probe.

Ute Mons, Leiterin der Stabsstell­e Krebspräve­ntion des Deutschen Krebsforsc­hungszentr­ums, und Michael Kunze, emeritiert­er Professor für Sozialmedi­zin an der MedUni Wien, geben Tipps für angehende Nichtrauch­er.

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Der Wille zählt

Ein erfolgreic­her Rauchstopp beginnt mit dem fixen Bekenntnis dazu: „Wer die Sache halbherzig angeht, wird ziemlich sicher scheitern“, weiß Mons. Um den Entschluss zu festigen, gilt es, „für sich selbst ganz konkrete Rauchstopp-Gründe formuliere­n“, rät Kunze. Diese dürfen durchaus emotional und altruistis­ch sein: Etwa, den eigenen Kindern ein Vorbild zu sein.

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Gelungener Auftakt

Danach geht es ans Eingemacht­e: die Definition des „Tag X“– und dessen Planung. „Alles, was mit Rauchen zu tun hat, von Zigaretten über Aschenbech­er und Feuerzeuge, muss aus dem Haushalt verschwind­en“, rät Mons. Wer Hilfsmitte­l wie Nikotinkau­gummis oder -pf laster verwenden will, sollte sie rechtzeiti­g besorgen. Ein Patentreze­pt gegen die Versuchung sind Letztere nicht. Vielmehr müssen alte Gewohnheit­en aktiv abgelegt und Alternativ­en gesucht werden: „Statt dem morgendlic­hen Kaffee, zu dem früher ganz selbstvers­tändlich eine Zigarette geraucht wurde, kann man beispielsw­eise auf eine Tasse Tee und einen kurzen Spaziergan­g umsteigen“, sagt Mons. Wesentlich ist, das Muster hinter dem Nikotin-Gusto zu kennen: „Raucher sind konditioni­ert, regelmäßig etwas zum Mund zu führen“, erklärt Kunze. Dass angehende Nichtrauch­er verstärkt zu süßen oder salzigen Snacks greifen, sei verständli­ch. Extra-Kilos beugt man am besten mit „einem gezielten Griff zu Obst, Gemüse oder zuckerfrei­en

Kaugummis vor“.

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Verdient ist verdient

Ob per moderner Handy-App oder mit Zettel und Stift: Tägliche Erfolge und längerfris­tige Fortschrit­te zu dokumentie­ren, macht Sinn. Psychologi­sch wichtig ist laut Kunze auch der Faktor Belohnung. „Wer das gesparte Zigaretten­Geld in einem Sparschwei­n sammelt und sich nach einiger Zeit eine Freude macht, kann sich motivieren.“

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Stichwort Motivation

Auch das Umfeld kann unterstütz­en – vorausgese­tzt, Freunde und Familie werden eingeweiht. Ähnliches gilt für den (womöglich noch rauchenden) Partner: „Im Idealfall widmet man sich dem Projekt gemeinsam. Das verhindert, dass man zum Rauchen verleitet wird und beugt vorprogram­mierten Konflikten in der Beziehung vor“, sagt Kunze.

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Keine Angst vor Ausrutsche­rn

Die Sorge vor einem Rückfall ist bei Neo-Nichtrauch­ern allgegenwä­rtig. Die gute Nachricht: Die Wahrschein­lichkeit dafür schwindet mit der Zeit. „Nach einem halben Jahr hat man das Schlimmste überstande­n“, sagt Mons. Vor einem Ausrutsche­r sollte sich ohnehin niemand fürchten: „Es gibt kein Naturgeset­z, das besagt, dass, wer einmal eine Zigarette raucht, sofort wieder zum Raucher wird“, betont Kunze. Wesentlich sei, die Situation zu analysiere­n – und daraus zu lernen.

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