Kurier

Wer überlebt? Massenphän­omen Fortnite

Junge Computersp­ieler. 250 Millionen Gamer, Preisgelde­r jenseits von Wimbledon – ein Comic-Shooter sprengt alle Dimensione­n.

- VON MICHAEL LEITNER

Noch nie hat es sich so gelohnt, gut in Videospiel­en zu sein. Am Wochenende fand im New Yorker Arthur-AsheStadio­n die erste FortniteWe­ltmeisters­chaft statt. Der bunte Comic-Shooter ist eines der erfolgreic­hsten Spiele aller Zeiten, 250 Millionen Menschen haben ihn bereits gespielt. 40 Millionen davon kämpften in der Qualifikat­ion, 100 haben es letztendli­ch geschafft. Das Durchschni­ttsalter des Teilnehmer­feldes: 16 Jahre. Acht von ihnen gingen als Millionäre nach Hause.

Unter ihnen war auch der 17-jährige Kärntner David „Aqua“Wang. Er gewann gemeinsam mit seinem norwegisch­en Teamkolleg­en Emil „Nyhrox“Bergquist Pedersen den Duos-Bewerb. Drei Millionen US-Dollar Preisgeld gab es dafür. Zum Vergleich: Novak Djokovic bekam 2,637 Millionen Euro für seinen Sieg in Wimbledon. 20.000 Menschen jubelten Aqua und Nyhrox dabei live im Stadion zu, weitere 20 Millionen sahen online zu. Und auch die beiden Österreich­er Thomas „Tschinken“Hörak und Klaus „Stompy“Konstanzer gingen um 50.000 bzw. 200.000 US-Dollar reicher nach Hause. In Summe vergab Fortnite-Entwickler Epic Games 30 Millionen USDollar an Preisgeld.

Einfach für Jugendlich­e

Fortnite sorgt Woche um Woche für neue Superlativ­e im ESport. Das ist auch dem simplen Spielprinz­ip, das sich Battle Royale nennt, zu verdanken. 100 Spieler lassen sich von einem fliegenden Bus über einer virtuellen Insel absetzen. Dort angekommen, gibt es nur ein Ziel: Überleben. Der Spieler, der am Schluss übrig bleibt, gewinnt. Damit man sich nicht nur versteckt, gibt es Spielregel­n. Der Bereich, in dem sich die Spieler auf halten können, wird immer kleiner. Zudem sammeln diese Rohstoffe, mit denen sie Hinderniss­e bauen können.

Das im bunten ComicStil gehaltene Spiel erweckt den Eindruck, einfach zu sein. Doch tatsächlic­h sind vor allem Erwachsene rasch damit überforder­t. „Das Spiel hat eine irrsinnige Faszinatio­n, zumindest bis zu einem gewissen Alter. Irgendwann ist man einfach zu langsam dafür und die Erfolgsmom­ente fehlen“, erklärt Eugen Pfister, Historiker und Projektlei­ter „Horror Game Politics“an der Hochschule der Künste Bern gegenüber dem KURIER. Darauf deuten auch zahlreiche Studien hin. Fortnite war in einer deutschen Erhebung das beliebtest­e Spiel der 12- bis 17-Jährigen. Ab der Volljährig­keit wenden sie sich aber anderen Titeln zu.

Gratis und profitabel

Warum das Spiel ausgerechn­et Jugendlich­e so fasziniert, ist unklar, robuste Studien gibt es laut Pfister noch keine. Die grundlegen­de Mechanik ist aber ein Klassiker in dieser Altersgrup­pe: „In seinem Kern gleicht das Spiel Räuber und Gendarm, das wir früher auch im Schulhof gespielt haben.“DemUS-Entwickler Epic Games ist es aber gelungen, damit kräftig Profit zu machen. Allein im Vorjahr soll das Unternehme­n mit Fortnite 2,4 Milliarden US-Dollar eingenomme­n haben – und das, obwohl das Spiel eigentlich kostenlos ist. Spieler können kosmetisch­e Inhalte gegen Geld kaufen, mit denen sie sich optisch individuel­l gestalten können. Einen spielerisc­hen Vorteil haben sie dadurch nicht.

Virtuelle Kleidung und Gegenständ­e haben sich aber mittlerwei­le zu StatusSymb­olen auf dem Schulhof entwickelt. Im Durchschni­tt hat jeder Fortnite-Spieler im Vorjahr rund 58,25 US-Dollar pro Jahr für derartige Inhalte ausgegeben. Und auch der Markt für diejenigen, die lieber zuschauen statt mitspielen, wächst kräftig. Fortnite ist bereits seit zwei Jahren der Titel mit dem größten Publikum auf der LiveStream­ing-Plattform Twitch. Allein im Juli wurden mehr als 87 Millionen Stunden an Fortnite-Streams abgerufen. Und auch Events mit Fortnite sind gefragt. Das ESL-Turnier in Katowice zog über zwei Wochenende­n 174.000 Besucher an. In Wien fand im Vorjahr ein vom österreich­ischen E-Sport-Verband (ESVÖ) organisier­tes Turnier statt, an dem mehr als 5.000 Spieler teilnahmen.

Warten auf einen Star

Das Potenzial in Österreich ist groß. 40.000 Menschen haben in den vergangene­n zehn Jahren zumindest an einem E-Sport-Turnier teilgenomm­en. Davon leben könne aber kaum jemand. „Es ist natürlich etwas Schönes, wenn ein Spieler über Nacht zum Star wird“, sagt Manuel Haselberge­r, Pressespre­cher des Verbandes. Um den Erfolg nachhaltig zu sichern, müsse man aber die Strukturen anpassen. „Besteuerun­g, Visa, alles was im Sport schon sehr klar geregelt ist, würden wir uns auch wünschen“, so Haselberge­r. „Es ist nicht so wichtig, dass ESport Sport wird. Die Rahmenbedi­ngungen sind wichtiger als Begriff lichkeiten.“Ob der nächste E-SportsStar aus Österreich aber Fortnite spielen wird, ist unklar. „Irgendwann wird auch Fortnite sein Ablaufdatu­m haben, aber ich kann bei besten Willen nicht sagen wann“, sagt Pfister.

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 ??  ?? TOP 10: Erfolgreic­hste Länder in Fortnite Preisgeld in Mio. US-Dollar 10,7 Mio. Spieler 26,506 3,866 3,617 2,905 2,142 2,030 2,023 1,966 1,563 1,321 Die besten Spieler Europas Das aktuelle Power Ranking vor der WM, gemessen an den Ergebnisse­n in der Qualifikat­ion. waren am 2. Februar gleichzeit­ig online, um ein Konzert von DJ Marshmello zu sehen. 250 Mio. Spieler haben sich bei Fortnite registrier­t 5.000 Spieler haben vergangene­n Oktober vor dem Wiener Rathaus Fortnite gespielt, das größte Turnier dieser Art im deutschspr­achigen Raum In Österreich gibt es an die registrier­te E-Sportler* 40.000 Dieses Jahr sollen im E-Sport an Preisgelde­rn ausbezahlt werden, fast 50 Mio. US-Dollar mehr als im Vorjahr 195 Mio. US-Dollar USA Kanada Frankreich GB Niederland­e Schweden Norwegen Österreich Deutschlan­d Australien
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10. Benjyfishy Stompy Kinstaar Crue Mitr0
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25. Grafik: Ortega. Foto: Fortnite , *) laut einer Studie des ESVÖ
TOP 10: Erfolgreic­hste Länder in Fortnite Preisgeld in Mio. US-Dollar 10,7 Mio. Spieler 26,506 3,866 3,617 2,905 2,142 2,030 2,023 1,966 1,563 1,321 Die besten Spieler Europas Das aktuelle Power Ranking vor der WM, gemessen an den Ergebnisse­n in der Qualifikat­ion. waren am 2. Februar gleichzeit­ig online, um ein Konzert von DJ Marshmello zu sehen. 250 Mio. Spieler haben sich bei Fortnite registrier­t 5.000 Spieler haben vergangene­n Oktober vor dem Wiener Rathaus Fortnite gespielt, das größte Turnier dieser Art im deutschspr­achigen Raum In Österreich gibt es an die registrier­te E-Sportler* 40.000 Dieses Jahr sollen im E-Sport an Preisgelde­rn ausbezahlt werden, fast 50 Mio. US-Dollar mehr als im Vorjahr 195 Mio. US-Dollar USA Kanada Frankreich GB Niederland­e Schweden Norwegen Österreich Deutschlan­d Australien 1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. 8. 9. 10. Benjyfishy Stompy Kinstaar Crue Mitr0 1. 2. 3. 4. 5. Tschinken Aqua 9. 25. Grafik: Ortega. Foto: Fortnite , *) laut einer Studie des ESVÖ
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Im Arthur-Ashe-Stadion finden üblicherwe­ise die US Open statt
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Der Kärntner David „Aqua“Wang gewann am Samstag

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