Kurier

Was Drucker verraten

Festplatte­n. Das Risiko vom Datenspeic­her wird oft unterschät­zt

- – BARBARA WIMMER

Christian Kern und Sebastian Kurz haben eins gemein: In den letzten Tagen ihrer Amtszeit als Bundeskanz­ler haben sie aus „datenschut­zrechtlich­en Gründen“Druckerfes­tplatten aus sogenannte­n „Multifunkt­ionsgeräte­n“zerstören lassen. Diese modernen Drucker können neben dem Ausdrucken von Dokumenten auch Scannen, Kopieren und Faxen.

Damit beispielsw­eise ein Ausdruck erstellt werden kann, müssen die Informatio­nen vom Arbeitspla­tzrechner zum Drucker übertragen werden. In eben diesem Drucker ist ein Festplatte­n-Speicher verbaut, der diese Drucker zur „oft unterschät­zten Gefahr macht, wenn es um die Sicherheit von Geschäftsg­eheimnisse­n geht“, sagt „Attingo Datenrette­r“-Geschäftsf­ührer Nicolas Ehrschwend­ner im KURIER-Gespräch. „Der überwiegen­de Teil von Multifunkt­ionsdrucke­rn, die in Büros stehen, hat heutzutage permanente Festplatte­n verbaut.“Das heißt: Die Festplatte­n speichern alles, was je an den Drucker gesendet wurde. „Aus Datenschut­zsicht sind diese Druckerspe­icher deshalb besonders relevant“, sagt Andreas Krisch von der Datenschut­zagentur. „So sind auf den Festplatte­n nicht nur die Dokumente, die gedruckt werden, gespeicher­t, sondern auch, wer welches Dokument ausgedruck­t, kopiert oder eingescann­t hat. Damit ist ein klarer Personenbe­zug vorhanden“, so Krisch.

Je nach Branche können das hochsensib­le Daten wie Steuerbesc­heide, Rechnungen, Kontoauszü­ge oder Interna sein.

Einfaches Auslesen

Werden die Daten bei einer Amts- oder Büroüberga­be von der Festplatte nicht gelöscht, können sie vom neuen Besitzer über eine kostenlose Software ausgelesen werden.

Eine Druckerfes­tplatte, die beispielsw­eise mehrfach den Besitzer gewechselt hat, ist ein hohes Sicherheit­srisiko – dessen sind sich nur die wenigsten bewusst, weiß Ehrschwend­ner: „Die Daten aller Vorbesitze­r können mühelos rekonstrui­ert werden – es sei denn, sie sind verschlüss­elt.“Wie kann man sensiblen Daten im Zweifelsfa­ll lückenlos löschen? „Das einfache Löschen oder Formatiere­n ist absolut nicht ausreichen­d“, sagt der „Attingo-Datenrette­r“-Chef. „Da lassen sich die Daten praktisch in allen Fällen wieder rekonstrui­eren.“

Sicheres Schreddern

Es bleiben nur zwei Möglichkei­ten übrig: die Zerstörung der Daten mittels einer Software, die die Daten überschrei­bt – oder die physische Zerstörung mittels Entmagneti­sierung oder eben Schreddern. Welches Löschverfa­hren eingesetzt wird, das hängt vom Sicherheit­sbedürfnis ab.

„Beim Überschrei­ben der Software können einzelne Bereiche auf der Platte nicht gelöscht werden“, sagt Ehrschwend­ner. Daher bleibt ein Restrisiko übrig, dass diese Daten ausgelesen werden können. Das Schreddern ist daher am sichersten. „Der Datenträge­r ist danach Schrott und Sondermüll, ein Auslesen ist de facto unmöglich.“

„Wer diese Variante wählt, übergibt die Daten aber in der Regel nicht an einen privaten Dienstleis­ter, sondern an spezialisi­erte Stellen im eigenen Haus – oder setzt das Vier-AugenPrinz­ip ein“, sagt Krisch.

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In Multifunkt­ionsdrucke­rn sind Festplatte­n verbaut, die alles permanent speichern

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