„Fortschritt wird zunichtegemacht“
Neue Eigenschaft. Wie Bakterien Reservepräparate unwirksam machen
Dass die Warnungen vieler Mediziner und Mikrobiologen nicht übertrieben sind, bestätigte kürzlich auch WHO-Generaldirektor Tedros Adharnom Ghebreyesus: „Die Antibiotikaresistenz droht, 100 Jahre medizinischen Fortschritts zunichtezumachen.“Resistenz bedeutet: Krankmachende Bakterien können durch das Antibiotikum nicht mehr zur Gänze vernichtet werden – einige Bakterien überleben und nur die vermehren sich.
Das Bakterium Klebsiella pneumoniae gehört beim Menschen eigentlich zu den normalen Bewohnern des Darms. In anderen Körperregionen kann es jedoch als Krankheitserreger auftreten. Seit 20 Jahren aber hat sich das Problem verschärft: Denn rund um das Jahr 2000 traten erstmals vielfach resistente Formen dieser (und anderer) Darmkeime auf, die eine ganz besondere Eigenschaft haben: Sie können Enzyme bilden, die wichtige Reserveantibiotika aufspalten und damit unwirksam machen. Schwere und auch nicht behandelbare Lungenentzündungen, Wundinfektionen und Blutvergiftungen können im schlimmsten Fall die Folge sein.
Wann therapiert wird
Wird im Spital ein derartiger Erreger festgestellt, heißt das nicht, dass sofort eine Therapie eingeleitet wird. „Eine Behandlung erfolgt nur dann, wenn der Patient eine Infektion entwickelt – und die Ursache dieser Infektion dieser Erreger ist“, sagt Infektionsspezialist Hajo Grundmann. „Ansonsten gehen wir davon aus, dass der Keim mit auch wieder verschwindet.“
Insgesamt – über alle Krankheitserreger gesehen – gebe es in Österreich eine „stabile Resistenzsituation“, heißt es in einem Bericht des Gesundheitsministeriums (Aures-Bericht, 2017). Allerdings: Zwischen 10 und 25 Prozent vieler Keime sind gegen unterschiedliche Antibiotika resistent. Deshalb sei es zunehmend wichtig, vor der Therapie etwaige Resistenzen im Labor abzuklären – um gleich mit der richtigen Therapie beginnen zu können, betonen Experten.