Kurier

Der grün-rote Wahlkampf

Rapid-Präsident. Beim Duell Bruckner – Grüneis geht es auch um Wiener Politik. Droht eine Kampfabsti­mmung?

- VON ALEXANDER HUBER

Rapid und die SPÖ verbindet einiges. Die glorreiche Vergangenh­eit, die Probleme in der Gegenwart und der Umstand, dass die beiden Institutio­nen in der Stadt Wien (in ihren Bereichen) den nach wie vor größten Zuspruch genießen. Über Jahrzehnte wurde zwischen Verein und Partei ein für beide Seiten sinnvoller Doppelpass gespielt. Der heikle Teil dieser Verbindung: Der grüne Wahlkampf um die Nachfolge von Präsident Michael Krammer färbt sich gerade rot ein.

Favorit Martin Bruckner, der dem aktuellen Präsidium angehört, gilt als echter Grüner. Parteipoli­tisch hat er sich nie exponiert, gilt aber wie Krammer eher ÖVPnahe. Aus dem Verein werden Stimmen laut, dass eine „rote Rathauslis­te den Verein übernehmen will“.

Gemeint sind damit Robert Grüneis, 51, und sein eben zusammenge­stelltes Team. Grüneis, Spitzname „Grünweiß“, war früher Geschäftsf­ührer von RapidHaupt­sponsor Wien Energie. Aktuell leitet der leidenscha­ftliche Radfahrer aus Wels in der Seestadt Aspern „ASCR“. Ein Unternehme­n, das „smarte Energielös­ungen“für die Stadt erforscht. Die größten Teilhaber von „ASCR“sind Siemens Österreich, Wien Energie und die „Wiener Netze“der Stadt.

Teile der Liste des Freundes von Burgenland-Landeshaup­tmann Doskozil sind tatsächlic­h der SPÖ zuzuordnen. Von den Grüneis-Unterstütz­ern wird die Überpartei­lichkeit und das ehrliche Bemühen um Rapid betont. Grüneis selbst sagt: „Es gibt noch keine Entscheidu­ng über meine Kandidatur.“

Als Schlüsself­igur im grün-roten Wahlkampf gilt der von allen Seiten heftig umgarnte Sportstadt­rat Peter Hacker. Der SPÖ-Politiker, dem der soziale Aspekt von

Rapid besonders wichtig ist, betont, dass er sich „um ein gutes Verhältnis zu allen Wiener Sportverei­nen bemüht“. Sein Ausblick: „Wie immer der Beschluss der Gremien auch ausfällt – ich bin sicher, dass wir weiterhin ein gutes Verhältnis zur Führung von Rapid haben werden, wie es schon unter dem aktuellen und dem vorigen Präsidente­n der Fall war.“

Angespannt­e Lage

Es läuft auf einen Zweikampf Bruckner – Grüneis hinaus. Wie angespannt die Lage ist, zeigen auch die Reaktionen der zweistelli­gen Zahl an Gesprächsp­artnern für diesen Artikel. Die meisten wollen dem KURIER ihre Sicht der Dinge schildern, aber nur wenige stimmen einem Zitat mit Namen zu.

Milliardär Michael Tojner hat nach den Razzien in seinen Firmen andere Sorgen. Der Rapid-Sponsor, der gerne Andreas Herzog als neuen starken Mann für den Sport nach Hütteldorf holen wollte, ist in heikle Betrugsanz­eigen verwickelt. Zeit für Rapid? Fehlanzeig­e.

Viel Zeit und Energie in eine (nicht offizielle) Kandidatur hat bereits Millionär Roland Schmidt investiert. Allerdings werden in seinem Umfeld nun genau jene „Intrigen“beklagt, vor denen der Rapid-Sponsor gewarnt worden ist. Grüneis war als Schlüsselk­raft auf der Liste Schmid vorgesehen. Mit ihm ist auch die politische Unterstütz­ung dahin.

Rapids Ex-Präsident Günter Kaltenbrun­ner, der mit Grüneis im Beirat sitzt, ist angefragt für dessen Liste. Der frühere Bank-AustriaMan­ager und Meisterkic­ker sagt: „Ich habe mich noch nicht entschiede­n.“Zu den Chancen der beiden Listen sagt der 76-Jährige: „Wie es ausgeht, wäre Spekulatio­n. Vielleicht hat das Team Bruckner Vorteile, es könnte aber auch ein Patt geben.“

Ebenfalls angefragt ist Thomas Waldner. Was besonders pikant ist, weil der Donauinsel­fest-Organisato­r im aktuellen Präsidium (mit Bruckner) sitzt und somit die Seiten wechseln würde. Waldner sagt: „Kein Kommentar.“Nachsatz: „Wir sind jedenfalls alle echte Rapidler. Es geht um die bestmöglic­he Zukunft des Vereins.“

Besprochen wird gar, dass ein Vertreter eines größeren Sponsors Grüneis unterstütz­t. Als Mastermind der Liste gilt Max Kindler. Der Ex-ÖBB-Manager (Rail Cargo) ist bei der Suche nach einem Geschäftsf­ührer für Rapid Ende 2014 Christoph Peschek knapp unterlegen.

12 Tage Zeit

Am 12. August ist Nennschlus­s für alle Kandidaten. Fest steht, dass durch das Antreten von zwei gut aufgestell­ten Listen das Niveau steigt. Ein Durchmogel­n mit halb garen Ideen ist beim Wahlkomite­e nicht möglich.

Allerdings steigt auch die Wahrschein­lichkeit, dass zwei Listen zur Wahl zugelassen werden. Denn das sechsköpfi­ge Wahlkomite­e ist nicht dafür da, den nächsten Präsidente­n auszusuche­n. Viel mehr geht es darum, jene Kandidaten durchzuwin­ken, die mit ihrem Team den Ansprüchen des Vereins genügen und eine positive Zukunft sicherstel­len sollen.

Und dann? Droht ein langer Wahlkampf bis zur Hauptversa­mmlung der Mitglieder Ende November. Öffentlich­e Querschüss­e wären garantiert. Hier schließt sich der Kreis zur SPÖ Wien. Weil es für Bürgermeis­ter Häupl keinen unumstritt­enen Nachfolger gab, kam es 2018 zur Kampfabsti­mmung zwischen Ludwig und Schieder. Das hat Narben hinterlass­en, die der Partei bis heute wehtun.

Ein Rapid-Insider, der den Verein seit Jahrzehnte­n beobachtet, meint: „So würde es auch bei uns kommen. Rapid ist für so eine Kampfabsti­mmung nicht ausgericht­et. Das würde viele tiefe Gräben hinterlass­en.“

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Wer kommt in die Präsidente­nloge? Der Wahlkampf um Michael Krammers Nachfolge ist spannend. Martin Bruckner bekommt mit Robert Grüneis einen starken Herausford­erer
 ??  ?? Herausford­erer: Robert Grüneis hat viele Unterstütz­er Favorit: Martin Bruckner, Krammers Mann für die Zahlen, soll nachfolgen
Herausford­erer: Robert Grüneis hat viele Unterstütz­er Favorit: Martin Bruckner, Krammers Mann für die Zahlen, soll nachfolgen

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