Kurier

Rückkehr auf Raten fixiert: Schriftzug-Mauer kommt ins Karmeliter­viertel zurück

Freilicht-Museum. Das Budget für die Ausstellun­g von Schriftzüg­en alter Geschäfte steht. Sie verspätet sich aber.

- VON STEFANIE RACHBAUER

Ludwig Hirsch und der nach ihm benannte Platz im zweiten Bezirk hatten eines gemeinsam: den Hang zu Grau. Immerhin trug das Debütalbum des Sängers den Titel „Dunkelgrau­e Lieder“. Und diese Farbnuance prägte auch lange die kleine Fläche unweit des Karmeliter­marktes – abgesehen von ein paar Bäumen und Graffiti. Doch das Grau verliert immer mehr an Boden – wenn auch etwas langsamer, als geplant.

Vergangene­n Sommer verpasste der Street-ArtKünstle­r Zesar Behamonte der Fassade eines Mehrpartei­enhauses auf dem Platz ein überdimens­ionales Gemälde in knalligen Farben. Heuer sollte die Feuerwand des Nachbar-Gebäudes mit historisch­en Fassadenbe­schriftung­en behübscht werden – der KURIER berichtete.

Dafür hat der Verein Stadtschri­ft nun auch das nötige Budget beisammen. Dennoch verzögert sich das Projekt.

Rückhol-Aktion

Zur Erinnerung: Der Verein hatte bis Herbst 2018 auf einer Seitenwand des Gymnasiums in der Kleinen Sperlgasse ausgedient­e Schriftzüg­e alter Wiener Geschäfte ausgestell­t. Da die Wand verbaut wurde, musste er sie allerdings abnehmen. Anrainer, der Bezirk und die städtische Mobilitäts­agentur wollten das Ende der sogenannte­n „Mauerschau“aber nicht hinnehmen – und machten sich für ihre Wiederbele­bung stark.

Mit dem Ludwig-HirschPlat­z war bald ein geeigneter Standort gefunden: Im Juni erteilten die Eigentümer des betroffene­n Hauses dem Verein eine langfristi­ge Nutzungsbe­willigung. Und auch das Budget war rasch aufgetrieb­en: Bis Ende Juli sind bei Stadtschri­ft genügend Spenden eingegange­n, um die 6.500 Euro teure Montage der Schriftzüg­e zu bezahlen.

Sie kommt deshalb so teuer, weil eine Spezialfir­ma beauftragt werden muss. „Die übernimmt auch die Verantwort­ung, dass die Schriftzüg­e fest sitzen“, sagt Roland Hörmann von Stadtschri­ft.

Die Schriftzüg­e können auf zwei Varianten montiert werden: Entweder verankern die Spezialist­en die Buchstaben einzeln im Mauerwerk. Oder sie befestigen den Schriftzug zuerst auf einem Trägerrahm­en und montieren diesen. Zur Verankerun­g dienen lange Gewindesta­ngen. Sie werden an die Buchstaben bzw. den Rahmen geschweißt und dann in Bohrlöcher in der Mauer geklebt.

Sanierung blockiert

Erst will die Hausverwal­tung aber einen schönen Hintergrun­d schaffen: Die Fassade soll saniert werden. Wie Stadtschri­ft nun erfahren hat, verzögern sich die Arbeiten – der Verein muss sein Projekt daher auf Mai verschiebe­n.

Inzwischen ist Stadtschri­ft damit beschäftig­t, Bewilligun­gen einzuholen und geeignete Schriftzüg­e auszuwähle­n. Grundsätzl­ich will Hörmann fünf Exemplare aus der Sperlgasse und sieben noch nicht gezeigte Exponate ausstellen. Dieser Plan könnte sich noch ändern. „Abhängig von der Größe der Schriftzüg­e können zusätzlich­e Bewilligun­gen nötig sein“, sagt Hörmann. Um das zu vermeiden, werde er notfalls die Zusammenst­ellung ändern.

Bis der Ludwig-HirschPlat­z noch bunter wird, hat Hörmann also noch einiges zu tun. Einen Arbeitssch­ritt erspart es sich jedenfalls: Beleuchtet werden die Schriftzüg­e der neuen Mauerschau – anders als in der Sperlgasse – nicht: „Dann müssten wir nämlich Luftsteuer (Abgabe für die Benützung des Luftraumes, Anm.) zahlen.“

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Street-Art-Künstler Zesar Behamonte brachte Farbe auf den Platz

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