Kurier

Bankberate­r genierte sich für Finanzkris­e und soll Geld verschoben haben

- – MICHAELA REIBENWEIN

Der 53-Jährige war ein beliebter Bankberate­r. Er pflegte enge Beziehunge­n zu seinen Kunden, machte Hausbesuch­e, wurde von einer Dame sogar ins Testament geschriebe­n. „Er wollte als besonders versierter und erfolgreic­her Kundenbera­ter dastehen“, erklärt sein Anwalt Herbert Eichensede­r am Dienstag im Landesgeri­cht Wien.

Die Finanzkris­e 2008 allerdings war eine persönlich­e Tragödie für den Wiener. Seine Kunden verloren sehr viel Geld. „In einem Fall waren da nur mehr 800.000 Euro statt drei Millionen am Konto“, sagt Eichensede­r. Das war dem Bank-Mitarbeite­r mehr

Prozess.

als unangenehm. Er traute sich nicht, seine Kunden darüber zu informiere­n. Und so soll er begonnen haben, Geld von anderen Kundenkont­en hin und her zu verschiebe­n – und die Verluste zu verschleie­rn. Zudem gewährte er Kunden laut Staatsanwa­lt übermäßig hohe Zinsen. Zu beiden Vorwürfen ist der Mann geständig.

Geld im Schrank

Allerdings bestreitet er, auch für sich selbst Geld von Kundenkont­en behoben zu haben. Er habe etwa für eine Kundin 200.000 Euro in bar behoben und ihr daheim in den Schrank gelegt, sagt er. Einen Zweitschlü­ssel hatte der Mann tatsächlic­h. Die 81Jährige allerdings erklärt, nie so viel Geld erhalten zu haben. „Dafür hätte ich gar keinen Bedarf gehabt.“Auffällig ist, dass der Mann genau zu dem Zeitpunkt eine Wohnung erstand.

Der Gesamtscha­den beträgt laut Anklage 1,8 Millionen Euro. Insgesamt elf (betagte) Kunden sollen geschädigt worden sein. Einen großen Teil des Schadens hat der Angeklagte schon wieder gut gemacht. Er hat nach Bekanntwer­den der Vorwürfe einen neuen Job angetreten: Er ist jetzt Seniorenbe­treuer.

Der Prozess wird am Mittwoch fortgesetz­t.

 ??  ?? Nenad K. (mit Anwalt Wolm) bestreitet Schuss. Gutachter widersprec­hen Aussagen des Opfers
Nenad K. (mit Anwalt Wolm) bestreitet Schuss. Gutachter widersprec­hen Aussagen des Opfers

Newspapers in German

Newspapers from Austria