Kurier

„Natürlich ängstigt man sich da“

Nicht rechtskräf­tig. Haft für Mann, der Landeshaup­tmann Doskozil mit Umbringen drohte

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Die Wortwahl des Anrufers war direkt: „I ram eam auf die Seitn.“„Eam“bezog sich auf Hans Peter Doskozil, SPÖLandesc­hef im Burgenland. Am 19. Juni wurde der Anrufer in seiner Wohnung in der Oststeierm­ark verhaftet: Er soll am 16. Juni nicht nur den Politiker, sondern auch dessen Familie mit dem Umbringen gedroht haben.

Am Dienstag humpelt der 52-Jährige auf Krücken in den Gerichtssa­al in Graz. Seit einem Unfall hat er nur noch ein Bein. „Er ist ein armes Würschtl“, appelliert sein Pflichtver­teidiger an Richter Andreas Rom. „Schauen Sie seinen Gesundheit­szustand an, er ist Alkoholike­r.“

Versuchte Nötigung ist angeklagt, darauf stehen bis zu zwölf Monate Haft. „Warum kommen Sie auf den Blödsinn?“, fragt der Richter. Der Angeklagte überlegt: „Ich habe grundsätzl­ich ein Alkoholpro­blem. Da neige ich zu so was.“

Gespräch uferte aus

Der 52-Jährige rief mit seinem Handy und ohne die Nummer zu unterdrück­en einen Neffen Doskozils an. Das Gespräch uferte aus bis hin zur Drohung, dass der Unbekannte den Landeshaup­tmann und dessen Familie umbringen werde.

Der Neffe alarmierte die Polizei. „Du kannst ja nicht wissen, wer das ist. Er hat gesagt, er steht schon 100 Meter neben mir. Natürlich ängstigt man sich da. Du schläfst nicht mehr gut, machst in der Arbeit Fehler.“

Der Angeklagte entschuldi­gt sich: „So wollte ich das nie, Sie müssen mich verstehen.“Der Anruf hätte keinen terroristi­schen oder politische­n Hintergrun­d gehabt, die Telefonnum­mer hätte er „von Kollegen oder aus dem Netz“. Der 52-Jährige ist gerichtsbe­kannt und muss nun für fünf Monate ins Gefängnis. „Bei 20 Vorstrafen geht es mit einer bedingten Haft nicht mehr“, begründet Richter Rom. Das Urteil ist noch nicht rechtskräf­tig.

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Doskozil wurde bedroht

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