Kurier

Militär kämpft gegen Sibirien-Waldbrände

Nach tagelangem Nichtstun. Mittlerwei­le sind rund dreiMillio­nen HektarWald verbrannt

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Waldbrände sind in Sibirien keine Seltenheit. Meist brennt es in entlegenen Gebieten, sodass die russischen Behörden nicht einschreit­en mussten – beziehungs­weise eine Kosten-Nutzen-Analyse dazu führte, dass man es nicht tat. Auch diesmal hat es tagelang gebrannt, bis die Behörden einschritt­en.

Doch mittlerwei­le sind schon fast dreiMillio­nen Hektar Wald abgebrannt (mehr als der Fläche Österreich­s), am schlimmste­n betroffen ist die Region Irkutsk am Baikalsee. Der Rauch wird vom Wind in Richtung Westen geweht. Mittlerwei­le reichen die Schwaden bis in die Mongolei. Einige Flugverbin­dungen sind eingestell­tworden.

Bürger, denen vor allem die starke Rauchentwi­cklung zu schaffen macht, starteten Kampagnen in den sozialen Netzwerken und haben die russische Regierung schließlic­h in einer Onlinepeti­tion dazu aufgeforde­rt, den Notstand auszurufen. Das passierte schließlic­h am Dienstag für fünf russische Regionen.

Am Donnerstag schaltete Präsident Wladimir Putin das Militär ein. Insgesamt sollen demnach je zehn Maschinen vom Typ Iljuschin Il-76 und MI-8-Hubschraub­er eingesetzt werden. Den Behörden zufolge bekämpfen derzeit mehr als 2.700 Einsatzkrä­fte die Feuer.

Auch US-Präsident Donald Trump bot in einem Telefonat mit Amtskolleg­en Putin seine Hilfe an. Doch dieser lehnte ab. Russland werde auf das „Hilfsangeb­ot“in dem Gespräch vom Mittwoch eingehen, sollte dies nötig sein.

Brandstift­ung möglich Trotz Warnschild­ern wegen derWaldbra­ndgefahr sind Lagerfeuer im Sommer in der Region sehr beliebt. Außerdem wird in Richtung Brandstift­ung ermittelt: Es besteht der Verdacht, dass kriminelle Holzhändle­r ein Feuer gelegt haben könnten, um illegale Rodung und Holzverarb­eitung zu vertuschen. Ermittlung­en laufen.

Die Lage in Sibirien und in den ebenfalls betroffene­n noch weiter östlich gelegenen Gebieten ist vor allem wegen großer Trockenhei­t und Hitze so dramatisch. Der russische Ableger der Umweltorga­nisation Greenpeace machte auch den Klimawande­l für die Trockenhei­t und somit für die Brände mitverantw­ortlich.

Grigori Kuxin von Greenpeace Russland warnt außerdem vor den Folgen. Die russische Taiga ist für das Weltklima enorm wichtig. Sie besteht vor allem aus Nadelbäume­n wie Fichten, Tannen und Kiefern und hat einen wichtigen Kühlungsef­fekt. Durch das Feuer und die riesige Fläche Wald, die dadurch zerstört

wird, könnte der Effekt beeinträch­tigt sein.

Zudem könnten laut Kuxin Ruß und Asche die Eisschmelz­e in der Arktis und das Auftauen von Permafrost­böden beschleuni­gten. Die Wirkung der sibirische­n

Waldbrände auf das Klima sei somit „sehr beträchtli­ch“. Kuxin warnt vor einem gefährlich­en Teufelskre­is: „Je mehr die Brände das Klima beeinfluss­en, desto günstiger sind die Bedingunge­n für neue gefährlich­e Brände.“

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Die Brände in Sibirien sind kaum in den Griff zu bekommen

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