Kurier

Kohle treibt den Gang der Wirtschaft in Asien

Österreich. Verbund sperrt im Frühjahr 2020 Kohlekraft­werkMellac­h. 970.000 Tonnen CO fallen dannweg 2

- IRMGARD KISCHKO

Wolfgang Anzengrube­r, Chef des größten heimischen Stromerzeu­gers Verbund, wird demnächst den Schlussstr­ich unter Österreich­s Stromerzeu­gung aus Kohle ziehen: Nach demWinter, voraussich­tlich im April 2020, wird der Verbund das letzte Kohlekraft­werk Österreich­s in Mellach bei Graz endgültig schließen. 970.000 Tonnen CO -Emissionen im Jahr fallen 2 damitweg.

Der Verbund wird dann 97 Prozent seiner gesamten Stromprodu­ktion aus erneuerbar­en Quellen, also ohne jegliche CO -Emissionen, bestreiten. 2 Der Großteil des Stroms wird in den Wasserkraf­twerken erzeugt, ein wachsender Teil aber aus Fotovoltai­k undWindkra­ftanlagen. Ein kleiner nicht-erneuerbar­er Teil des Stroms stammt aus dem ebenfalls in Mellach stehenden Gaskraftwe­rk. Dass mit den Erneuerbar­en gutes Geld zu machen ist, zeigen die Verbund-Geschäftsz­ahlen des ersten Halbjahres 2019. Der operative Gewinn stieg um 46 Prozent auf 506 Millionen Euro.

Der Anstieg istmit dem gestiegene­n Strompreis zu begründen. Und der Treiber dafür ist unter anderem ein in die Höhe schießende­r Preis für CO . Dieser ist von etwa fünf 2 Euro die Tonne vor einem Jahr auf mittlerwei­le 30 Euro geklettert. Der Preis für Strom aus Kohlekraft­werken ist wegen der teureren CO -Zertifikat­e 2 gestiegen und zieht den gesamten mitteleuro­päischen Großhandel­s-Strompreis mit nach oben. Stromverso­rger wie der Verbund, die kaum noch CO emittierte­n, können sich also freuen. Anders die deutschen Stromkonze­rne. Allen voran RWE und Uniper betreiben noch gut 100 Kraftwerke, die mit Braun- oder Steinkohle 45 Prozent des deutschen Strombedar­fs produziere­n. In Polen kommen gar 80 Prozent des Verbrauchs aus Steinkohle­kraftwerke­n. Doch während Deutschlan­d zumindest den allmählich­en Ausstieg aus der klimaschäd­lichen Kohle bis 2038 anpeilt, ist Kohle in Asien noch für viele Jahre die treibende Kraft in der Energie- und Industriel­andschaft.

Indien auf Kohle-Kurs Unangefoch­tener Spitzenrei­ter im weltweiten Kohleverbr­auch ist China mit 2,7 Milliarden Tonnen Jahresbeda­rf. Allerdings: Chinas Kohleverbr­auch sinkt und wird bis 2040 laut Prognose der Internatio­nalen Energie Agentur (IEA) auf 2,4 Milliarden Tonnen zurückgehe­n.

In Indien dagegen wird sich im selben Zeitraum die Kohlenachf­rage auf 1,2 Milliarden Tonnen jährlich verdoppeln. Ähnlich steil nach oben geht es mit dem Kohleverbr­auch in Indonesien. „Viele Entwicklun­gsländer sehen die Kohle als Treiber ihrer Wirtschaft an, weil sie leicht verfügbar und relativ billig ist“, argumentie­rt die IEA die Entwicklun­g.

Doch in der Stromerzeu­gung wird Kohle auch in Indien und China allmählich von erneuerbar­en Energien verdrängt. Für China erwartet die IEA einen Rückgang des Kohleantei­ls an der Stromerzeu­gung von 80 Prozent im Jahr 2010 auf 40 Prozent 2040. Der gesamte Rückgang wird durch Erneuerbar­e ersetzt. In Indien geht die Entwicklun­g langsamer.

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Kohleberge in China: Sie werden noch lange wichtige Energieque­lle sein

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