Wenn Kitz’ andere Saiten aufzieht
Tennis. Die Generali Open sind der Gegenentwurf zur Ski-Show
Spätestens vor einem Jahr konnte niemand mehr abstreiten, dass Kitzbühel jetzt endgültig völlig am Sand ist. Für Dominic Thiem war das Turnier schon nach dem ersten Match vorbei, und weil auch die übrigen Publikumslieblinge und klingenden Namen vorzeitig gescheitertwaren, standen einander im Finale Martin Klizan und Denis Istomin gegenüber: Ein Slowake und ein Usbeke, die beide nicht gerade als Ticketseller bekannt sind.
Eine Endspielpaarung wie diese wünscht man keinem Turnierdirektor. Als aber Alexander Antonitsch am Finaltag das rappelvolle Stadion sah und miterlebte, wie Tausende Besucher mitfieberten, „da habe ich richtig eine Gänsehaut bekommen“.
Dieses unattraktive Finalduell von 2018 war der letzte schlagende Beweis, welche Anziehungskraft vom Tennis hierzulande wieder ausgeht. Und dabei lautet das Motto längst nicht mehr: „Thiem, Thiem nur du allein.“
Das wird nirgendwo offensichtlicher als bei den Generali Open am Fuße der Streif in Kitzbühel. Einer traditionsreichen Veranstaltung, die der komplette Gegenentwurf zu den berühmten Hahnenkammrennen ist. Wenn im Winter auf der anderen Talseite die riesige Abfahrtsshow inszeniert wird, kann man leicht einmal den Eindruck bekommen, dass dem Après-Ski und dem Halligalli oft mehr Bedeutung beigemessen wird, als dem Rennen an sich.
Großer Andrang
Auf der Tennisanlage mit dem in die Jahre gekommenen Stadion geben sich derweil alle die Filzkugel. Und zwar ganz bewusst. Ohne Show und jeglichen Schnickschnack. Die Leute, die zu den Generali Open nach Kitzbühel kommen, tun das nicht, um gesehen zu werden – sie machen das, um in erster Linie spektakulären Tennissport zu sehen. „Es ist ein Fachpublikum, die Leute kennen sich gut aus“, hat Turnierdirektor Antonitsch bereits in den letzten Jahren festgestellt.
Das kann man auch daran erkennen, dass es viele Besucher schon lange vor Beginn der ersten Partien auf die weitläufige Anlage zieht. Einerseits, weil sich dort die Gelegenheit bietet, den Stars beim Training hautnah auf die Schläger zu schauen und Autogramme sowie Selfies zu ergattern. Zum anderen ist die kleine Zeltstadt mit ihren unzähligen Shops ein wahres Paradies für jeden Liebhaber von Smash, Slice und Co. Kaum ein Fan, der sich während des Turniers nicht mit Bällen, Schlägern oder Socken eindeckt.
Große Ehre
Dass das Teilnehmerfeld mit anderen Turnieren nicht mithalten kann – Thiem war der einzige Spieler aus den aktuellen Top 25 – scheint niemanden wirklich zu stören. Das Turnier steuert in diesem Jahr einem neuen Besucherrekord entgegen, schon seit Mittwoch gibt es keine Ticketsmehr.
Diese positive Atmosphäre schätzen nicht nur die Tennisspieler, die gerade nach Kitzbühel gerne auch mit der Familie anreisen. Auch die ATP weiß um die Bedeutung und Strahlkraft dieses Turniers: Erst im Juni wurden die Generali Open mit einem Award of Excellence ausgezeichnet, als Turnier mit dem besten Fan-Erlebnis.