Wie die Maturanten reif wurden
Beachvolleyball. Wien bietet die perfekte Symbiose aus Sport und Show
Das Major-Turnier der FIVBWorld-Tour in Wien ist die Reifeprüfung des Teams von Veranstalter Hannes Jagerhofer. Zum 23. Mal trägt der Kärntner ein internationales Turnier in Österreich aus, zum dritten Mal findet es auf der Wiener Donauinsel statt. Nach den erfolgreichen Jahren im Klagenfurter Strandbad ist die Veranstaltung in Wien erwachsen und noch größer geworden.
Die Partys und das Abendprogramm gibt es immer noch. Doch der Sport ist in der jüngeren Vergangenheit wichtiger geworden. Die meisten Zuschauer stehen nicht im Abseits, wenn das „Side-out“(Spiel bei gegnerischem Aufschlag) gefordert ist oder andere Fachbegriffe serviert werden. Die Fans pilgern an einem Wochentag früh zu Tausenden auf die Insel. Erkennungsmerkmale? Trägerleiberl, Bikini, Shorts, Flip-Flops und ein Turnbeutel auf dem Rücken – am besten mit einem Aufdruck eines Turnier-Sponsors.
Es ist keine schwere Aufgabe, auf dem 49.000 m² großen Gelände bei den Sponsorständen innerhalb kürzester Zeit auch optisch zum perfekten Beachvolleyball-Zuschauer zuwerden.
Wenn man es noch rechtzeitig ins Stadion schafft, bevor die Tore wegen Überfüllung geschlossen werden, gibt es andere Aufgaben zu lösen. Dann gilt es, das Handy wasserdicht zu verpacken. Die Cheerleader am oberen Ende der Tribüne sorgen bei Spielunterbrechungen mit ihren Feuerwehrschläuchen für nasse Abkühlung. Durchaus willkommen: Die Augustsonne brennt gnadenlos auf die Donauinsel herab.
Ein Rock-Konzert
Und schon geht es weiter im Programm. Mit 60.000 bis 80.000 Watt werden die Zuschauer auf dem Centre Court beschallt. Kaum ist der Ballwährend eines Spiels auf dem Boden, legt der Discjockey auch schon los. Fabian Aschenbrenner, der für die Soundanlage verantwortlich ist, weiß: „Es ist hier sicherlich vergleichbar mit einem lauten Rock-Konzert.“
Dafür sorgen 24 Subwoofer unter den Tribünen und 44 Top-Lautsprecher im oberen Teil des Stadions. Die Lärmmarke von 100 Dezibel ist schnell überschritten. Die Choreografien der Fans wirken einstudiert: Setzt ein Spieler einen Block, werden 16.000 Arme nach oben gestreckt und zu den Hip-HopRhythmen von „Mein Block, mein Block“bewegt.
Hannes Jagerhofer hat die Unterhaltung im Beachvolleyball erfunden. Der Mann, der in den 90er-Jahren erfolgreich Clubbings veranstaltet hat, wusste, dass Beachvolleyball besser mit Show funktioniert. Und er überzeugte davon die Funktionäre des Weltverbandes. Jetzt sorgen die Österreicher auch bei den Olympischen Spielen für die Stimmung.
Den Athleten gefällt es: „Natürlich könnten wir auch spielen, wenn es wie im Tennis ‚quiet, please‘ heißenwürde. Aber es würde nicht so viel Spaß machen“, sagt Moritz Pristauz. „Das gesamte Turnier wäre nicht annähernd so erfolgreich.“
Und das ist es tatsächlich. Natürlich ist die Veranstaltung, die in fünf Tagen 6,7 Millionen Euro Budget braucht, ohne öffentliche Hand nicht finanzierbar. Doch die Stadt Wien freut sich auch über 30.000 zusätzliche Nächtigungen.