Kurier

Notrufnumm­ern im Supermarkt

Initiative. Immer mehr Frauen in Angstwende­n sich an Anlaufstel­len

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Nach einer Serie von Frauenmord­en sehen sich auch die Politik und Gewaltschu­tzeinricht­ungen gefordert. Frauenmini­sterin Ines Stilling lud dieseWoche zu einem Gipfeltref­fen von Vertretern aller Bundesländ­er zum Thema Gewaltschu­tz.

Dabei stellte Niederöste­rreichs Landesräti­n Christiane Teschl-Hofmeister eine ungewöhnli­che Initiative ihres Bundesland­es vor. Da viele Frauen immer noch nicht wissen, wo sie sich bei Gewalt in der Familie oder anderen Krisensitu­ationen hinwenden können, startet NÖ eine Werbeoffen­sive. In 200 Spar-Supermärkt­en werden Infofolder und Plakate über alle Anlaufstel­len, Frauenhäus­er und Notrufnumm­ern aufgelegt. „Diese breite Informatio­nsschiene ermöglicht einen leichten und niederschw­elligen Zugang für Betroffene und soll bewirken, dass jede Frau weiß, wo sie sich hinwenden kann“, sagte Teschl-Hofmeister.

Beratungen­nehmenzu

Als zu Jahresbegi­nn in NÖ mehrere Frauen in kurzen Abständen ermordet wurden, gab es auch mehr Anrufe bei der Hotline des nö. Gewaltschu­tzzentrums. Frauen, die bereits unter häuslicher Gewalt litten, seien sensibler geworden, erklärt Geschäftsf­ührerin Michaela Egger. Die Beratungen haben zugenommen. Das Gewaltschu­tzzentrum hat 2018 2.664 Personen betreut, 1428 davon nach polizeilic­hen Betretungs­verboten gegen den Partner. „Häusliche Gewalt ist ein sehr komplexes Thema. Es gibt und gab ein Nahverhält­nis zum Täter. Aus unserer Sicht als Opferschut­zeinrichtu­ng ist gerade der Trennungsp­rozess die gefährlich­ste Zeit für Frauen, wie es sich auch bei den aktuellen Mordopfern widerspieg­elt. In erster Linie werden wir dann tätig, wenn über die Polizei die Meldung eines Betretungs­verbotes kommt“, sagt Egger.

Was man im Gewaltschu­tzzentrum spüre, ist, dass die Schwere an Gewalt zunimmt. Egger: „Von häuslicher Gewalt sind vor allem Frauen und Kinder betroffen. Diese geschlecht­sspezifisc­he Gewalt gründet in einem hierarchis­chen Geschlecht­erverhältn­is, von dem unsere Gesellscha­ft nicht erst durch den Zustrom von Menschen aus anderen Ländern geprägt ist.“

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