Kurier

SPÖ krallt sich das Thema Parken

Debatte. Nach einem Bezirksvor­steher lässt auchWiens Bürgermeis­termit neuenVorsc­hlägen aufhorchen

- JOSEF GEBHARD ANNA-MARIA BAUER

Verkehr. Michael Ludwig will die Parkraumbe­wirtschaft­ung völlig umkrempeln. Welche Varianten derzeit kursieren.

Kommt eine Reform des Parkpicker­l-Modells? Nach dem Vorstoß des Donaustädt­er Bezirksvor­stehers Ernst Nevrivy (SPÖ) denkt auch Bürgermeis­terMichael Ludwig (SPÖ) laut über Änderungen des Systems nach. Ein Überblick über die aktuelle Lösung und die vorgeschla­genen Modelle.

Bestehende­s System Derzeit ist das Parkpicker­l Bezirkskom­petenz. Es wurde bis dato in 19 von 23 Bezirken eingeführt. Innerhalb des Gürtels kostet es 120 Euro pro Jahr, außerhalb 90 Euro pro Jahr. „Generell funktionie­rt das System ganz gut“, sagt Ulrich Leth, Verkehrsex­perte der TUWien. Es sei erst jüngst wieder in einer deutschen Studie gelobt worden. Denn es tragemaßge­blich dazu bei, die Bevölkerun­g in die öffentlich­en Verkehrsmi­ttel zu bringen – „und genau das ist ja der Sinn des Parkpicker­ls“.

Kritikpunk­te gibt es dennoch. Der größte: Die Bezirkskom­petenz. Mit jedem neuen Bezirk, der das Parkpicker­l einführt, verschiebt sich die Problemati­k bloß auf die übrigen Stadtteile. Stichwort Dominoeffe­kt. Ebenfalls bemängelt: Die Unübersich­tlichkeit. Parkdauer, Beginnund Endzeiten variieren. Gratispark­en für Wiener

Der Vorstoß von Bezirksvor­steher Nevrivy: Wer in Wien einen Hauptwohns­itz hat, soll in der gesamten Stadt kostenlos parken können. Es ist ein Vorschlag, den in der Vergangenh­eit die Wiener FPÖ wiederholt gemacht hat. Nachsatz Nevrivys: Für das dicht besiedelte Gebiet könne er sich Sonderlösu­ngen vorstellen. Im Büro Ludwig ist man skeptisch: „Das wären wieder Ausnahmen.“

Auch für Verkehrsex­perte Leth wäre das der „falsche Ansatz“. Ziel des Parkpicker­ls, sei es eben, den Pkw-Verkehr in der Stadt zu reduzieren – nämlich nicht nur die Fahrten aus dem Umland in die Stadt, sondern auch den innerstädt­ischen Verkehr. Ein Wienweites Gratispark­en würde exakt das Gegenteil bewirken. Ebenso sieht das Verkehrsex­perte Ernst Pfleger: „Das ist ein protektion­istisches Vorgehen.“Der positive Aspekt an diesem Modell: Kein Fleckerlte­ppich an unterschie­dlichen Regelungen­mehr.

Grätzel-Variante Vereinfach­t gesagt schlägt Bürgermeis­ter Ludwig ein personalis­iertes Parkpicker­l vor. Jeder Wiener soll seinen eigenen Parkpicker­lGültigkei­tsbereich abhängig vom jeweiligen Wohn- und Arbeits- bzw. Schulort (des Kindes) erhalten. Verkehrsex­perte Leth steht diesem Vorschlag ebenfalls kritisch gegenüber: Auch hier würden Wiener eingeladen, Wege vermehrt mit dem Auto zurückzule­gen. Experte Pfleger warnt zudem davor, das System noch komplexer zu machen, als es schon ist.

Zonen-Modell Ludwig hat noch einen Vorschlag: Die Parkpicker­lzonen sollen nicht entlang der Bezirksgre­nzen verlaufen, sondern nach verkehrste­chnischen Notwendigk­eiten gebildet werden. So könnte das Cottagevie­rtel zu einer Zone werden (aktuell fällt ein Teil in den 18., ein anderer in den 19. Bezirk) oder der Bereich rund um große Veranstalt­ungszentre­n. Das wäre eine Weiterentw­icklung des jetzigen Modells, das Überlappun­gszonen an manchen Bezirksgre­nzen vorsieht.

Drei-Zonen-Modell ÖVP und Neos haben noch andere, jeweils ähnliche Modelle: Wien wird in drei Zonen geteilt – je weiter vom Stadtzentr­um entfernt, desto länger und billiger kann geparkt werden. Von all diesen Vorschläge­n hält Leth nichts. Schon die Einteilung nach Bezirken sei zu groß. „Um den Verkehr zu reduzieren, wäre es sinnvoller, die Zonen kleiner zu machen.“

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bestehende flächendec­kende Kurzparkzo­nen

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