SPÖ krallt sich das Thema Parken
Debatte. Nach einem Bezirksvorsteher lässt auchWiens Bürgermeistermit neuenVorschlägen aufhorchen
Verkehr. Michael Ludwig will die Parkraumbewirtschaftung völlig umkrempeln. Welche Varianten derzeit kursieren.
Kommt eine Reform des Parkpickerl-Modells? Nach dem Vorstoß des Donaustädter Bezirksvorstehers Ernst Nevrivy (SPÖ) denkt auch BürgermeisterMichael Ludwig (SPÖ) laut über Änderungen des Systems nach. Ein Überblick über die aktuelle Lösung und die vorgeschlagenen Modelle.
Bestehendes System Derzeit ist das Parkpickerl Bezirkskompetenz. Es wurde bis dato in 19 von 23 Bezirken eingeführt. Innerhalb des Gürtels kostet es 120 Euro pro Jahr, außerhalb 90 Euro pro Jahr. „Generell funktioniert das System ganz gut“, sagt Ulrich Leth, Verkehrsexperte der TUWien. Es sei erst jüngst wieder in einer deutschen Studie gelobt worden. Denn es tragemaßgeblich dazu bei, die Bevölkerung in die öffentlichen Verkehrsmittel zu bringen – „und genau das ist ja der Sinn des Parkpickerls“.
Kritikpunkte gibt es dennoch. Der größte: Die Bezirkskompetenz. Mit jedem neuen Bezirk, der das Parkpickerl einführt, verschiebt sich die Problematik bloß auf die übrigen Stadtteile. Stichwort Dominoeffekt. Ebenfalls bemängelt: Die Unübersichtlichkeit. Parkdauer, Beginnund Endzeiten variieren. Gratisparken für Wiener
Der Vorstoß von Bezirksvorsteher Nevrivy: Wer in Wien einen Hauptwohnsitz hat, soll in der gesamten Stadt kostenlos parken können. Es ist ein Vorschlag, den in der Vergangenheit die Wiener FPÖ wiederholt gemacht hat. Nachsatz Nevrivys: Für das dicht besiedelte Gebiet könne er sich Sonderlösungen vorstellen. Im Büro Ludwig ist man skeptisch: „Das wären wieder Ausnahmen.“
Auch für Verkehrsexperte Leth wäre das der „falsche Ansatz“. Ziel des Parkpickerls, sei es eben, den Pkw-Verkehr in der Stadt zu reduzieren – nämlich nicht nur die Fahrten aus dem Umland in die Stadt, sondern auch den innerstädtischen Verkehr. Ein Wienweites Gratisparken würde exakt das Gegenteil bewirken. Ebenso sieht das Verkehrsexperte Ernst Pfleger: „Das ist ein protektionistisches Vorgehen.“Der positive Aspekt an diesem Modell: Kein Fleckerlteppich an unterschiedlichen Regelungenmehr.
Grätzel-Variante Vereinfacht gesagt schlägt Bürgermeister Ludwig ein personalisiertes Parkpickerl vor. Jeder Wiener soll seinen eigenen ParkpickerlGültigkeitsbereich abhängig vom jeweiligen Wohn- und Arbeits- bzw. Schulort (des Kindes) erhalten. Verkehrsexperte Leth steht diesem Vorschlag ebenfalls kritisch gegenüber: Auch hier würden Wiener eingeladen, Wege vermehrt mit dem Auto zurückzulegen. Experte Pfleger warnt zudem davor, das System noch komplexer zu machen, als es schon ist.
Zonen-Modell Ludwig hat noch einen Vorschlag: Die Parkpickerlzonen sollen nicht entlang der Bezirksgrenzen verlaufen, sondern nach verkehrstechnischen Notwendigkeiten gebildet werden. So könnte das Cottageviertel zu einer Zone werden (aktuell fällt ein Teil in den 18., ein anderer in den 19. Bezirk) oder der Bereich rund um große Veranstaltungszentren. Das wäre eine Weiterentwicklung des jetzigen Modells, das Überlappungszonen an manchen Bezirksgrenzen vorsieht.
Drei-Zonen-Modell ÖVP und Neos haben noch andere, jeweils ähnliche Modelle: Wien wird in drei Zonen geteilt – je weiter vom Stadtzentrum entfernt, desto länger und billiger kann geparkt werden. Von all diesen Vorschlägen hält Leth nichts. Schon die Einteilung nach Bezirken sei zu groß. „Um den Verkehr zu reduzieren, wäre es sinnvoller, die Zonen kleiner zu machen.“