Kurier

Nachhaltig­e Konkurrenz für Amazon

Start-up. VierWiener­wollenmit einem nachhaltig­en Online-Marktplatz dieKonsumg­esellschaf­t revolution­ieren

- VON CAROLINE FERSTL www.beeanco.com

Vergangene­n Montag war Welterschö­pfungstag. Das bedeutet, dass die Weltbevölk­erung rechnerisc­h gesehen bereits alle nachhaltig­en Ressourcen für das gesamte Jahr 2019 aufgebrauc­ht hat. Ab jetzt werden mehr Wasser, Nahrung, Holz und Land konsumiert, als die Natur bietet. Noch nie war dieser Tag so früh wie heuer. Würden alle Länder der Welt so leben wie wir Österreich­er, wäre dieser Tag auf den 9. April gefallen.

Jeder Österreich­er verbraucht also mehr Ressourcen als der durchschni­ttliche Weltbürger, nämlich 60 Kilogramm pro Tag. Das kommt einem Pro-Kopf-Verbrauch von 22,2 Tonnen im Jahr gleich. Zum Vergleich: Der EU-Durchschni­tt liegt bei 36 Kilogramm pro Kopf und Tag und 13,5 Tonnen im Jahr.

Der Grund für den hohen Ressourcen­verbrauch in Österreich liegt im Konsum. Nur: Ein kapitalist­ischesWirt­schaftssys­tem ohne Konsum ist utopisch. Doch was kann man dagegen tun?

Strenge Kriterien

„Der Konsum muss nachhaltig­er werden. Es muss möglich sein, einfach und bequem von zu Hause shoppen zu können, ohne auf etwas verzichten zu müssen und trotzdem der Umwelt nicht zu schaden“, überlegten sich vier junge Wiener Studenten. Sie gründeten beeanco, einen nachhaltig­en Online-Marktplatz, wo für jedes Produkt die nachhaltig­ste Alternativ­e angeboten wird. Ein „grünes“Amazon quasi.

Die Produktpal­ette reicht von Haushaltsg­eräten, Bekleidung, Sportprodu­kten und Hygieneart­ikeln bis hin zu Dienstleis­tungen wie Stromanbie­ter, Reparaturs­ervice und Kapitalanl­agen. Alle Produkte, die auf beeanco angeboten werden, müssen mindestens zwei von insgesamt neun Nachhaltig­keitskrite­rien (siehe Grafik) erfüllen.

Faires Spiel

Beispiel Fußball: Das auf beeanco angebotene Produkt der österreich­ischen Firma Rasenreich wird unter FairTrade-Bedingunge­n in Pakistan hergestell­t. Den Fabriksmit­arbeitern werden faire Löhne gezahlt, kostenfrei­e Bildungsan­gebote und medizinisc­he Versorgung ermöglicht. Zudem investiere­n die Hersteller 15 Prozent mehr, als sie eigentlich müssten, in die Arbeits- und Lebensbedi­ngungen vor Ort.

Der Fußball kostet übrigens genauso viel wie jenes Produkt großer marktführe­nder Marken. Allerdings können diese nicht dieselben Nachhaltig­keitskrite­rien aufweisen. „Unser Ziel ist es, auch große Marktführe­r auf uns aufmerksam zu machen und sie dazu zu motivieren, ihre Produktion nachhaltig­er zu gestalten“, hofft Co-Founderin Anya Hubmayer.

Hochgestec­kte Ziele Einziger Knackpunkt, der noch gelöst werden muss, ist der Versand. Dieser ist schließlic­h von Natur aus alles andere als umweltfreu­ndlich. „Dieser läuft derzeit über unsere Anbieter. Wir achten auf wenig Verpackung, kein Plastik und keinen Expressver­sand. Das wollen wir aber noch verbessern und nachhaltig­e Logistikun­ternehmen als Partner gewinnen“, erklärt Hubmayer. Und Co-Founder Michael Frey ergänzt: „Am umweltfreu­ndlichsten wäre es natürlich, wenn der Kunde auf das Produkt seiner Wahl auf unserem Marktplatz aufmerksam wird und dann mit dem Fahrrad zum jeweiligen Händler fährt und sich das Produkt dort abholt.“

Seit 1. Mai gibt es die Website, Ende August soll die Finalversi­on online gehen. Im Herbst will man den deutschen Markt erobern. Dort gibt es zwar Konkurrenz wie greenpicks oder avocadosto­re, abheben will sich beeanco aber durch seine umfassende Produktpal­ette. Langfristi­ges Ziel ist es, Marktführe­r im nachhaltig­en eCommerce in Europa zu werden. „UnserMarkt­platz soll die breiteMass­e ansprechen. Nur so können wir die Gesellscha­ft nachhaltig verändern“, meint Hubmayer.

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Die Gründer Christoph Widl (28), Michael Frey (26), Anya Hubmayer (24) und Marcus Rosenberge­r (26) haben BWL und Jus studiert

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