Kreml zeigt Härte: Wieder Hunderte Festnahmen in Moskau
Russland. Bei nicht genehmigten Protestenwurde die jungeNawalnyMitstreiterin Ljubow Sobol verhaftet.
Eine bedrohliche Atmosphäre herrsche inMoskau, berichtete die deutsche Nachrichtenagentur dpa Samstagnachmittag aus der russischen Hauptstadt: Ein Großaufgebot der Polizei sei im Einsatz, ein Hubschrauber kreise über dem Puschkinplatz, Gefängnisbusse stünden bereit. Der Grund für die Nervosität der Sicherheitskräfte: Neuerliche
nicht genehmigte Proteste, zu denen die Opposition um den inhaftierten Kremlkritiker Alexej Nawalny aufgerufen hatte. Sie richteten sich gegen den Ausschluss prominenter Regierungsgegner bei den Wahlen zum Moskauer Stadtparlament imSeptember.
Bei Oppositionsprotesten eine Woche zuvor hatte die Polizei bis zu 1400 Menschen verhaftet, was international Kritik auslöste. Gestern wurden laut Behörden 600 Personen vorübergehend inhaftiert, Bürgerrechtler sprachen von mehr als 800. Insgesamt nahmen der Regierung zufolge 1500 Menschen an den Demos teil, Reporter schätzten die Zahl deutlich höher ein. Auf Bildernwaren vermummte Polizisten zu sehen, die auf Demonstranten einschlugen. Amnesty International sprach von „unnötigem und exzessivemEinsatz von Gewalt“.
Vorwürfe gegen Nawalny Die prominenteste Verhaftete war die 31-jährige LjubowSobol, eine Anti-Korruptionskämpferin aus Nawalnys Team. Die junge Frau, die sich seit drei Wochen im Hungerstreik befindet und dementsprechend geschwächt ist, wurde auf dem Weg zur Demonstration aus einem Taxi heraus festgenommen.
Neue Vorwürfe erhob die Justiz gegen Nawalny selbst, der eine 30-tägige Haftstrafe absitzt. Gegen seinen Fonds zur Korruptionsbekämpfung wurde ein Strafverfahren wegen Geldwäsche eingeleitet. Es gehe um umgerechnet knapp 13.800 Euro, hieß es.
Für kommendes Wochenende sind wieder Demonstrationen geplant – diesmal allerdings mit dem Sanktus der Behörden. Das Bürgermeisteramt genehmigte zwei Kundgebungen für je 100.000 Teilnehmer.