Kurier

„Es gab zu viel Theater“

Marcel Koller. Österreich­s Ex-Teamchef erinnert sich und freut sich auf seineRückk­ehr

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BERNHARD HANISCH

Das Europacup-Los wollte es: Marcel Koller empfängt als FC-Basel-Trainer am Mittwoch den LASK. Wenig später lässt er sich wieder in Österreich blicken – am 13. August steigt das Rückspiel in Linz. Bis November 2017 war der 58-jährige Schweizer Österreich­s Teamchef. Eine Zeit mit vielen Höhen und abschließe­nder Landung in der Ernüchteru­ng. Schöne und getrübte Erinnerung­en.

Rückkehr nach Österreich – was ist Ihnen da durch den Kopf gegangen?

Ganz ehrlich, ich hab’ mich sehr gefreut. Sechs Jahre war ich in Österreich, eine Zeit, die ich nicht missen will. Lieber war mir aber schon, dass es jetzt Linz ist und nicht Graz. Denn gegen den LASK geht es schließlic­h um den Platz in der Champions League.

Ihre Erinnerung­en an Linz sind getrübt. 0:3 mit Österreich gegen die Elfenbeink­üste im November 2012 an einem rundum nicht sehr erfreulich­en Tag ...

Die Elfenbeink­üste hatte ein wirklich gutes Team, und wir sind gerade in der Findungsph­ase gewesen. Und die Stimmung war auch nicht besonders, obwohl das Stadion gerade renoviertw­orden sein soll. Umes zu relativier­en: Wir haben auch nicht viel dazu beigetrage­n, dass die Stimmung der Fans besser wurde.

Stimmt es, dass Sie vor ein paarWochen die ehemaligen ÖFB-Mitarbeite­r besucht und Kuchen mitgebrach­t haben?

Stimmt nicht ganz: Es war Schweizer Schokolade. Das war mir ein Bedürfnis, wir hatten ja früher täglich miteinande­r zu tun. Ich verbrachte drei Tage inWien und werde diese Besuchewei­terhin pflegen.

Die letzte Zeit beim ÖFB war für Sie weniger harmonisch. Ist noch Groll in Ihren Erinnerung­en?

Der Vertrag ist ausgelaufe­n, und man trennt sich. Das ist in diesem Geschäft normal. Es gab zu viel Theater. Einige haben sich auch eingemisch­t, die sich dazu nicht unbedingt hätten äußernmüss­en.

Pflegen Sie auch noch Kontakt zu den Spielern?

Mit einigen. Kürzlich hab’ ich mit Begegnung: Am Mittwoch empfängt Basel-Trainer Marcel Koller im Duell um den Platz in der Fußball-Königsklas­se den LASK

Marc Janko über sein Karriereen­de gesprochen. Außerdem hat er ja auch einmal in Basel gespielt. Wir telefonier­en nicht wöchentlic­h, tauschen uns aber regelmäßig aus.

Verfolgen Sie die Spiele der österreich­ischen Nationalma­nnschaft? Ich schau’ sie mir immer im Fernsehen an, ich bekomme auch noch Einladunge­n, ins Stadion zu kommen. Aber dazu fehlt mir die Zeit, ich habe schließlic­h genug damit zu tun, meine Mannschaft zu trainieren.

Und wie beurteilen Sie die Entwicklun­g des Teams?

Tut mir leid, aber darüber ein Urteil abzugeben, ist sicher nicht mehrmeine Aufgabe.

Als Teamchef haben Sie gesagt, Sie würden gerne wieder einmal einen Klub betreuen. Sind Sie jetzt draufgekom­men, dass es gar nicht so schlecht war, die Spieler nicht jeden Tag zu sehen?

Ich bin froh, dass ich die Spieler nun täglich sehen kann. Da kannst du mehr beeinfluss­en. In Basel habe ich die Vorbereitu­ng nicht gemacht, ich musste die Mannschaft und das Stadion kennenlern­en und dann noch alle drei Tage ein Spiel absolviere­n – das ging von 0 auf 100. Als Nationaltr­ainer hast du sicherlich auch Stress, aber immer zeitlich begrenzt.

Ich weiß jetzt, ich kann mit beiden Jobs gut umgehen.

In Basel hatten Sie mit dem Manager Meinungsdi­fferenzen. Das schnellleb­ige Liga-Geschäft hätte Sie beinahe den Job gekostet. Hat das Spuren hinterlass­en?

So ist das Geschäft. Aber so etwas kann dir als Trainer eines Nationalte­ams genauso passieren. Das Thema interessie­rt mich jetzt nicht mehr. Man sollte nicht zurückscha­uen. Anderseits auch nicht zuweit nach vor.

Welche Unterschie­de gibt’s zwischen der schweizeri­schen und der österreich­ischen Liga?

Ein Vergleich ist schwer. Ich möchte nicht despektier­lich sein, aber bei den Stadien ist die Schweizer Liga doch etwas weiter. Obwohl in Salzburg, Graz, bei der Austria oder bei Rapid der Standard sehr hoch ist. Bei den kleineren Klubs fällt das aber doch einwenig ab.

Und die Unterschie­de im sportliche­n Niveau?

Man könnte den Eindruck haben, dass in der Schweizer Liga mehr Ausgeglich­enheit herrscht und das Mittelfeld sehr breit ist. Wir und die Young Boys Bern waren bis zum Schluss der Meistersch­aft vorne weg. In Österreich ist Salzburg in den letzten Jahren immer absolut top.

Wie schätzen Sie den LASK ein? Sehr kompakt und durch den zweiten Platz in der Meistersch­aft wohl sehr selbstbewu­sst. Nach der Beobachtun­g des Spiels gegen die Austria werden wir uns gut auf die Partie vorbereite­n.

Noch ein kurzer Blick zurück: Was aus Ihrer Zeit in Wien vermissen Sie am meisten?

Da gibt’s eine lange Liste. Vor allem die kulturelle­n Angebote, die Restaurant­s in der Innenstadt, viele Plätze, an denen man mit den Leuten einfach quatschen kann. Ja, ich habe mich während meiner Zeit inWien sehrwohlge­fühlt.

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Damals: Sechs Jahre lang als Teamchef in Österreich

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