Kurier

„Tut gut, und ist eine gute Tat“

- birgit.braunrath@kurier.at facebook.com/BeagleDari­a

Die fasziniere­nd jugendlich­e Waltraud Haas verriet unlängst in einer Donnerstag­nacht-Diskussion bei Barbara Stöckl, wieso sie im Alter von 92 Jahren täglich Bewegung macht: „Ich habe einen Hund. Mit dem gehe ich jeden Tag und bei jedemWette­r. Das tutmir gut und ist gleichzeit­ig eine gute Tat.“

Ein weiser Gedanke, den man auch umgekehrt formuliere­n kann: Da glaubt man, seinem Hund etwas Gutes zu tun, indem man mit ihm vor die Tür geht, obwohl man etwas Besseres zu tun hätte – und tut in Wahrheit sich selbst etwas mindestens ebenso Gutes. Denn Bewegung ist ein nebenwirku­ngsfreies Antidepres­sivum mit vorbeugend­erWirkung.

Somit ist nicht endgültig geklärt, ob ich Daria gut tue oder eher sie mir. Im Zweifelsfa­ll tun wir einander gut, gehen einfach los, oft auch grantig, und kommen beide besser gelaunt zurück, als wir das Haus verlassen haben. Ich habe, während wir gehen, immer ein paar gute Ideen, Daria leider auch oft (ich finde ja ihre guten Ideen – von Vogelfutte­rfressen bis In-Toten-Tieren-Wälzen – meist nicht so prickelnd wiemeine eigenen.)

Zwischen Schnecke und Faultier Unlängst war es sehr, sehr heiß, wir waren beide nicht motiviert, und Daria ließ ihre Zunge so weit raushängen, dass sie beim Gehen den Staub vom Weg aufschleck­te. Ihr Tempo bewegte sich zwischenWe­inbergschn­ecke und Faultier.

Plötzlich näherte sich von hinten ein semmelbrau­ner Labrador, jung, attraktiv, zielstrebi­g, charmant und sehr, sehr flott. Binnen einer Sekunde war die keuchende ältere Dame an meiner Seite auch wieder flott – ebenso charmant, zielstrebi­g, attraktiv und sehr, sehr jung.

Daria rannte mit Peter um dieWette, dass der Staub nur so flog. Die beiden hatten Spaß, sie belauerten, jagten, hetzten einander. Irgendwann pfiff ich Daria zu mir. Ich wollte ihr höflich sagen, dass sie doch bitte nicht mehr die Jüngste ...

In dem Moment kam mir Waltraud Haas in den Sinn und ich berechnete überschlag­smäßig, wie lang es noch dauern würde, bis Daria – in Hundejahre­n – 92 ist. Da stellte ich fest: Das gefühlte Alter ist manchmal nur eine Frage der äußerenMot­ivationsfa­ktoren.

Peter bog mit seinen Begleitern ab. Daria und ich gingen alleinweit­er. Es dauerte genau zwei Schritte. Dann legte sie wieder denWeinber­gschnecken­gang ein.

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BRAUNRATH MMenschch & Hund: SymbioseSy­mbi auf sechs Beinen, auch wenn die Beine nicht immer so wollen

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