Kurier

Alltag ist nicht ein Tag im All

- VON JOESI PROKOPETZ Der Kabarettis­t Joesi Prokopetz ist Autor dieser Kolumne. Zu finden auch unter kuriermits­chlag.at

„Das kann nichts Gescheites sein, die Mode, wenn man sie Jahr für Jahr ändern muss“, soll Marcello Mastroiann­i einmal geäußert haben und ich finde, erer hathat recht. Denn wir seh hen doch – bei aller Mod de

– mehr oder weniger r gleich aus.

„Streifen sind die neuen Karos“, sagte

Karl Lagerfeld, halb b Mensch, halb Sonne ench brille. Dass wir letztli tat sächlich alle gleich aussehen, wird augenfälli­g, wenn Menschen nur in genügender Entfernung von einem stehen. Dann sieht man gerade noch, dass es sich um die Gattung Mensch handeln könnte und sich trotz Mode jegliche Individual­ität aufgehört hat.

Mir fällt dieses Gleichauss­ehen in der Herrensaun­a immer besonders auf. Nackte, schmerbäuc­hige, zusammenge­kauerte Männer sitzen da, schwitzen degoutant vor sich hin, stoßen orgiastisc­hes Stöhnen aus und ähneln einander frappant. Zurzeit ist bei jungen, oft milchgesic­htigen Männern das Tragen eines Vollbartes vermehrt zu

beobachten, um Virilität herzustell­en. Woher dieser Trend kommen mag, ist unklar; eine weit hergeholte Theorie, der Zug zum Rauschebar­t wäre einer sublimsu fortschrei­tenden Islamisier­ung gehuldet, sch ist aber vieleicht le kurz eine ÜÜberlegun­gwert.

„Der Mensch ist da asMaß aller S Schneider“

(Johann N. Nestroy) Wir wollen maßgeschne­idert sein und sind doch nur von der Stange. Wir produziere­n Oberfläche­n. Oberfläche als Gegenteil von Tiefe und darum endet jeder Versuch, sich zu unterschei­den, zu verschöner­n, etwas Besonderes zu sein, letztlich in der Verwechsel­barkeit. Was uns eint, ist der faktische, aber philosophi­sch unsinnige Selbsterha­ltungstrie­b.

Für das bloße Überleben braucht man allerdings keine Intelligen­z; Bakterien beweisen das seit Jahrtausen­den.

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