Bessere Angebote für psychisch Kranke
Psychische Erkrankungen nehmen seit Jahren zu und sind die Ursache Nummer eins für vorzeitige Arbeitsunfähigkeit. Wer jemals psychisch krank war oder einen Fall von psychischer Erkrankung in der Familie hat, weiß, dass die Angebote für diese Patientinnen und Patienten inWien eher bescheiden sind. Zu wenig Betten in den Spitälern, zu wenig Vertragsärztinnen und -ärzte, zu wenig therapeutische Hilfe und zu wenig Betreuung im Alltag. Heute können Betroffene sehr leicht durch das löchrige Behandlungsnetz fallen, und die Gefahr der DrehtürPsychiatrie – zu früh raus aus dem Krankenhaus und wenigeWochen später wieder rein – ist groß. Doch gerade im Bereich der Psychiatrie sind entscheidende Änderungen im Gang. Die allseits bekannte „Baumgartner Höhe“, also die in die Jahre gekommenen psychiatrischen Stationen des OttoWagner-Spitals (OWS) werden – Pavillon für Pavillon – abgesiedelt und in sechs Spitäler des Krankenanstaltenverbunds (KAV) integriert. Das Ziel dieser Dezentralisierung ist es, auch im Bereich der Psychiatrie eine wohnortnahe Versorgung an Allgemeinspitälern zu ermöglichen – mit dem Schwerpunkt, die Kinderund Jugendpsychiatrie auszubauen.
Das Konzept sieht vor, dass in den Spitälern psychiatrische Stationen mit Akutbetten sowie sozial– psychiatrische Ambulatorien des Psychosozialen Dienstes (PSD) eingerichtet werden. Derzeit ist der PSD bezirksmäßig über ganzWien verstreut. Die integrierten Ambulanzen sollen rund um die Uhr von Mitarbeitern des KAV und des PSD gemeinsam betrieben werden, um Erkrankungen besser beurteilen zu können. Patientinnen und Patienten sollen passende ambulante und tagesklinische Angebote erhalten und engmaschig begleitet in den Alltag zurückgeführt werden.
Die Vernetzungsprobleme, die noch immer groß sind, sollten dann der Vergangenheit angehören. Ich erwarte mir von der Neugestaltung der psychiatrischen Angebote aber auch ausreichend qualifiziertes Personal und eine Harmonisierung der Versicherungsleistungen, die derzeit noch von den Krankenkassen unterschiedlich hoch bemessen werden.