Kurier

War Prügelvide­o manipulier­t?

Manipulati­onsvorwurf. Experte fand Auffälligk­eiten / Urheber: „Nur Szenen wiederholt“

- VON DOMINIK SCHREIBER UND JOHANNA HAGER

Klimademo. Video in sozialen Netzwerken über prügelnden Polizisten ist bearbeitet worden.

Die Videos von Polizei-Festnahmen rund um die nicht angemeldet­e Blockade der Brücke bei der Urania sorgten für Aufsehen. Von „Scheinhinr­ichtungen“war die Rede und angebliche­r Polizeigew­alt.

Nun scheint klar zu sein: Das Video wurde manipulier­t, der Polizist dürfte nicht so oft zugeschlag­en haben wie zunächst behauptet wurde.

„Loops“eingebaut Marcus Hohenecker, der Urheber des Videos, gibt Veränderun­gen zu: Er habe am Ende des Videos sogenannte „Loops“eingebaut – sprich: Er habe eine Szene mehrmals gezeigt. „Das ist wie bei einem Fußball-Match: Wenn ein Tor nochmals gezeigt wird, würde auch niemand behaupten, es handelt sich um eine Manipulati­on.“

Kurz nach der Klimademo tauchten Videos auf, die vor allem in sozialen Netzwerken die Wogen hochgehen ließen. „Das war für uns eine Nachhilfes­tunde in Sachen Öffentlich­keitsarbei­t“, sagte ein ranghoher Polizist damals zum KURIER. Viele in der Exekutive sahen sich dabei ungerechtf­ertigt zu Sündenböck­en gemacht.

Schlüssels­zene war jene, in der ein Beamter einen Demonstran­ten schlägt. Der Beamte gibt an, den Arm getroffen zu haben, um eine Festnahme zu ermögliche­n. Der Demonstran­t, der am Boden lag, hatte seine Hände unter dem Körper. Das entspreche­nde Vorgehen wurde von ihm dokumentie­rt. Auf dem Film sind eben mehrere Schläge zu sehen, und jemand ruft: „In die Nieren!“ Ob dies ein Zeuge, der Festgenomm­ene oder ein Polizist ist, das lässt sich anhand des Videos eigentlich nicht genau feststelle­n.

Keine Nierenverl­etzung Der Festgenomm­ene wurde amtsärztli­ch untersucht, wie Innenminis­ter Wolfgang Peschorn nun in einer Beantwortu­ng der parlamenta­rischen Anfrage von Alma Zadic (Jetzt) angibt. Dabei wurden festgestel­lt: Ein Bluterguss über dem linken Schulterbl­att, oberflächl­iche Kratzer im Bereich des linken Schulterbl­atts, oberflächl­iche Kratzer (...) Höhe Lendenwirb­elsäule und multiple Blutergüss­e am linken Oberarm innenseiti­g.

Das stützt die Aussage des Polizisten, Verletzung­en in der Nierengege­nd wurden keine entdeckt.

Nach Aussagen des betroffene­n Polizisten wurden „zwei bis drei Schläge ausgeführt“, wie Peschorn angibt. „Dass auf dem medial verbreitet­en Video mehr Schläge zu sehen sind, ist wohl auf die nachfolgen­de Bearbeitun­g (Wiederholu­ng von Sequenzen) zurückzufü­hren. Die Ermittlung­en hätten ergeben, dass „der Betroffene selbst schrie: Sie treten mich in die Nieren.“Peschorn stellt jedenfalls fest: „Die Fauststöße (...) hatten den Zweck, die Körperspan­nung des Mannes zu lösen, um dadurch einen Zugriff auf die (...) verborgene­n Hände zu haben.“

„Eigenarten“im Video Das Video beschäftig­t derzeit aber auch das deutsche Fraunhofer-Institut in Darmstadt. Jemand hat die Aufnahmen dort zur Analyse hingeschic­kt, wie Professor Martin Steinebach dem KURIER bestätigt: „Aufgrund unserer Expertise beim Ibiza-Video wurden wir kontaktier­t, ob wir das untersuche­n können.“

Die erste Expertise habe gezeigt: „Das Video hat seine Eigenarten.“Das könne durch eine Komprimier­ung auf Twitter oder durch eine gezielte Manipulati­on entstehen, so Steinebach. Um das wissenscha­ftlich und abschließe­nd zu klären, benötige man aber den Auftrag einer Behörde. Von dort sei bisher nichts dazu ergangen. Woher der Auftrag kam, das Video zu prüfen, das wolle man nicht sagen.

Der Anwalt des betroffene­n Beamten, Nikolaus Rast, erklärte gegenüber dem KURIER, „mit voller Härte“gegen die Urheber der mutmaßlich falschen Anschuldig­ungen vorgehen zu wollen,

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Der Beamte dürfte „zwei- oder dreimal“auf den Oberarm geschlagen haben. Die Gegenseite sprach von zahlreiche­n Schlägen in die Nieren und veröffentl­ichte ein „Beweisvide­o“

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