Kurier

Die roße Gefahr auf Rädern

En Fahrrad-Anhanger wurde von Auto geramm zwei Kleinkinde­r skid tot. In Karnten starhen vier Menschen bei einem Frontalunf­all. Jetzt in eine Debatte urn die Sicherheit im Stragenver­kehr entbrannt.

- VON BIRGIT SEISER UND PATRICK WAMMERL

Alana und Samira – nur ein und vier Jahre alt – verunglück­ten auf einer Landstraße im Bezirk Korneuburg. Die Schwestern waren mit ihrer Mutter mit dem E-Bike unterwegs und wurden in einem mehrspurig­en Fahrradanh­änger transporti­ert. Der tragische Tod der beiden Kleinkinde­r (siehe unten rechts) hat nun Fragen über die Sicherheit dieser Radanhänge­r aufgeworfe­n. Der KURIER zeigt die Gefahrenzo­nen. Der Faktenchec­k.

Gefahr Straße Sabine W., die Mutter der verstorben­en Mädchen, war am Sonntag um 20.50 Uhr mit dem E-Bike samt Fahrradanh­änger auf einer Freilandst­raße Richtung Tulln unterwegs. Laut Roland Romano, Sprecher der Radlobby, ein wesentlich­er Faktor, der den Unfall so verheerend enden ließ: „Es ist dort ein großes Problem, dass es einfach keine andere Verbindung von Tulln ins Tullnerfel­d gibt als die Freilandst­raße.“Ein Fahrradweg wurde dort bisher nicht errichtet.

„Autofahrer müssen ihre Geschwindi­gkeit anpassen. Das passiert leider zu selten. Wenn man 80 oder 100 km/h fährt und ein Hindernis nicht früh genug sieht, hat man keine Chance“, sagt Romano.

Aber auch im Stadtverke­hr – speziell in Wien –, können die Fahrradanh­änger zur Gefahr werden, wie der Leiter der ÖAMTC Testabteil­ung, Steffan Kerbl sagt: „In der Stadt gibt es sehr viele Abbiege-Situatione­n. Dabei besteht das Risiko, dass die niedrigen Anhänger von Autofahrer­n übersehen werden. Das gilt auch für Lastenräde­r, in denen die Kinder vor dem Lenker sitzen.“Auf Radwegen hingegen seien die Anhänger allerdings sicherer als Kindersitz­e am Gepäckträg­er. „Sollten die Eltern stürzen, fallen die Kinder nicht so tief wie bei einem Kindersitz.“

Gefahr Beleuchtun­g Als es am Sonntag zu dem tragischen Unfall auf der B19 kam, dämmerte es bereits. Ersten Informatio­nen der Polizei zufolge, soll der Fahrradanh­änger nicht genug beleuchtet gewesen sein. Für einen Autofahrer kann es da schwierig werden, die Gefahrensi­tuation rechtzeiti­g zu erkennen.

Gemäß den Vorschrift­en müssen aber funktionie­rende Reflektore­n vorhanden sein. Anhänger, die breiter als 60 Zentimente­r sind, brauchen außerdem zwei weiße und zwei rote Rückstrahl­er. Am Anhänger muss laut ÖAMTC zudem eine 1,5 Meter hohe Stange mit leuchtfarb­enem Wimpel montiert sein.

Gefahr Ausrüstung Laut Gesetz müssen Kinder bis zu 12 Jahren einen Helm tragen. Das ist auch beim Transport in einem Anhänger so. Weiters muss für jedes Kind ein Gurtensyst­em vorhanden sein. Ob Alana und Samira vorschrift­sgemäß angegurtet in dem Anhänger gesessen sind, wird von den Ermittlern untersucht. Einen Helm hatten sie jedenfalls keinen auf. In dem Korb saßen auch noch zwei Hunde. Hatten die Kinder dennoch genug Platz, dürfte dagegen rechtlich nichts einzuwende­n sein.

Gefahr E-Bike Besonders wichtig sind laut ÖAMTC-Experte Kerbl auch technische Details. Fahren die Eltern etwa mit einem E-Bike, wie im aktuellen Fall, gibt es gravierend­e Unterschie­de: „Durch den Antrieb des Motors spürt man die Last des Anhängers weniger. Dadurch kann das Ver

halten in Kurven unterschät­zt werden.“Der Experte rät, vorher ausreichen­d mit Gewichten im Anhänger zu üben.

Gefahr Material Nicht nur bei einem Unfall können Radanhänge­r für Kinder gefährlich werden. Als die Gefährte vor rund 15 Jahre zum Trend wurden, hagelte es herbe Kritik von Mobilitäts­clubs: Durch die niedrige Sitzpositi­on der Kinder wären sie den Abgasen besonders ausgesetzt. Neue Materialie­n und technische Verbesseru­ngen bei der Belüftung haben die Gefahr von Gesundheit­sschäden mittlerwei­le verringert. Spätschäde­n können von Experten aber nicht ausgeschlo­ssen werden.

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In der Stadt und auf Freilandst­raßen sind Anhänger eine große Gefahr für Kinder
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Steffan Kerbl, Leiter der Testabteil­ung des ÖAMTC
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