Kurier

Auch Rechtsextr­eme denken global

- VON KONRAD KRAMAR konrad.kramar@kurier.at / Twitter: @konradkram­ar

„Amokläufer“, „einsame Wölfe“nennt man gemeinhin jene Massenmörd­er, deren Bluttaten Amerika in diesen Tagen wieder erschütter­n. Rituell folgt dem Morden eine Debatte über schärfere Waffengese­tze, die politisch so kurzlebig ist wie ihre Vorgänger. Doch das jüngste gezielt gegen Latinos gerichtete Attentat wirft ein Schlaglich­t auf eine Ideologie, die sich in Teilen der US-Bevölkerun­g immer tiefer festsetzt: die hasserfüll­te Ablehnung von Zuwanderun­g aus dem Süden, die man als Bedrohung für die eigene Kultur und Lebensart betrachtet.

Der Mörder von El Paso sah sich als Kämpfer für eine Überzeugun­g, der – wenn auch vorerst gewaltfrei – viele Amerikaner anhängen. Die Pamphlete und Verschwöru­ngstheorie­n, die er las und über das Internet mit Gleichgesi­nnten teilte, sind über soziale Medien längst massenwirk­sam. Nicht nur in den USA, auch in Europa gehen die Hetzschrif­ten vom Kulturkamp­f um, tauchen schließlic­h in den Internet-Auftritten rechtspopu­listischer Politiker von Matteo Salvini bis zur FPÖ auf, die sich ja gerade wieder einmal mit ihren Nazi-Wurzeln abmüht. Über Jahre haben westliche Sicherheit­sbehörden die Spur des islamistis­chen Terrors von den Tätern zu deren Chefideolo­gen in den Moscheen zurückverf­olgt. Doch auch vom Massenmörd­er in El Paso führt die Spur zu rechtsextr­emen Ideologen, die den Kampf der weißen Rasse verkünden. Und wie die Islamisten wollen auch diese Hasspredig­er mit den Bluttaten, die im Namen ihrer Ideen geschehen, nichts zu tun haben. Gerade in Österreich verlangt uns die Geschichte ab, auch scheinbar unwichtige Querulante­n ernst zu nehmen. Denn die Hinterzimm­er, in denen sie sich heute versammeln, haben über das Internet eine offene Tür in die Welt.

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