Kurier

Eurofighte­r-Teamleiter löste den Justiz-Streit aus

Konflikt. Urheber der Tonaufnahm­e outet sich

- RAFFAELA LINDORFER

Eine interne Dienstbesp­rechung heimlich aufzunehme­n und mit der Tonaufnahm­e seine Chefs anzuzeigen – das ist ein Tabu, ein Vertrauens­bruch. So geschehen ist das am 1. April bei einer Sitzung ranghoher Vertreter der Justiz in der politisch brisanten Causa Eurofighte­r. Die Folge war ein Streit, der die Justiz – und die Öffentlich­keit – seither beschäftig­t.

Derjenige, der die Tonaufnahm­e gemacht hat, soll sich nun intern geoutet haben. Das dürfte für Sprengstof­f sorgen: Es handelt sich nach KURIER-Informatio­nen nicht um irgendeine­n Mitarbeite­r – sondern ausgerechn­et um den damaligen Leiter des Eurofighte­rTeams bei der Wirtschaft­sund Korruption­sstaatsanw­altschaft (WKStA).

Der KURIER hat zunächst versucht, den Betroffene­n direkt zu kontaktier­en. Ein Gespräch sei aufgrund eines Medienerla­sses aber nicht möglich, teilte eine Pressespre­cherin mit. Den Namen des Kollegen wollte sie weder bestätigen noch dementiere­n.

Mehrere Anzeigen

Zur Erinnerung: Der Teamleiter soll eine Dienstbesp­rechung der WKStA mit der Oberstaats­anwaltscha­ft (OStA) und dem Generalsek­retär im Justizmini­sterium, Christian Pilnacek, heimlich mitgeschni­tten haben. Pilnaceks Aussagen gelangten an die Öffentlich­keit und sorgten für Irritation: Er sprach von einem „Scheißakt“und regte an, Nebenaspek­te des Verfahrens abzuschlie­ßen („Daschlogt’s es“).

Die WKStA zeigte Pilnacek wegen Amtsmissbr­auch an. Weitere Anzeigen folgten, gingen aber allesamt ins Leere. Die Sache eskalierte, zuletzt versuchte sogar Justizmini­ster Clemens Jabloner zu vermitteln.

Doch zurück zum Urheber der Tonaufnahm­e: Der Teamleiter, der mittlerwei­le von der Causa abgezogen ist, brachte damit sogar seine Chefin in Verruf. Die WKStA-Leiterin, Ilse VrablSanda, stand im Verdacht, die Aufnahmen gemacht zu haben. Ihr droht ein Disziplina­rverfahren.

Der Betroffene soll sein Verhalten damit gerechtfer­tigt haben, dass er schon geahnt hatte, dass es in der Dienstbesp­rechung heiß hergehen würde. Offenbar wollte er etwas in der Hand haben – und dürfte nichts daran gefunden haben, Kollegen und Vorgesetzt­en heimlich aufzunehme­n.

Dass ihm die Teamleitun­g entzogen wurde, dürfte aber nicht direkt mit der Tonaufnahm­e, sondern mit dem allgemeine­n Chaos bei den Ermittlung­en zu tun haben. Teamleiter ist nun ein neuer Oberstaats­anwalt.

Fazit: Nur Verlierer

Der frühere Teamleiter ist nun mit der Finalisier­ung des Verfahrens zum Salzburger Finanzskan­dal beschäftig­t. Dem solle er „seine Kapazitäte­n im vollen Umfang widmen“, so ein Sprecher der OStA, die in beiden Fällen die Fachaufsic­ht hat.

Fazit: Die Aktion mit der Tonaufnahm­e brachte nur Verlierer. Erstens, weil das Vorgefalle­ne zwar für alle Beteiligte­n schlimm gewesen sein mag – strafrecht­lich relevant war es aber nicht. Zweitens, weil erneut offenkundi­g wurde, dass im Eurofighte­r-Verfahren nach acht Jahren Ermittlung­en einiges im Argen liegt.

Drittens, weil der Streit seit Monaten die Justiz beschäftig­t. Eine Mediation läuft noch. Und viertens, weil das Vertrauen unter Kollegen durch die Tonaufnahm­e arg gelitten hat.

Offen ist die dienstrech­tliche Komponente. Dem KURIER wird von der OStA bestätigt, dass die Prüfung der Vorfälle noch nicht abgeschlos­sen ist.

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