„Heil Trump“: Wie die neue Rechte sich feiert
Alt-Right-Bewegung. Amerikas Rechtsextreme leben von Verschwörungstheorien und Fake News über Zuwanderer
„Heil Trump!“, tönte Richard Spencer seinen 200 Kameraden entgegen, um dann noch ein „Sieg Heil!“hinterher zu schießen. Teile seines Auditoriums zeigten darauf den Hitlergruß. Donald Trump war gerade zum neuen USPräsidenten gewählt worden, als dieser Auftritt im November 2016 Licht auf die Seele der neuen Rechten der USA warf.
Der 41-jährige Spencer gehört zu den Köpfen der sogenannten „Alt-Right“-Bewegung. Er behauptet, den Begriff erst etabliert zu haben.
Ein Begriff, der von Kritikern abgelehnt wird, weil er ein zynischer Euphemismus sei. An der Alt-Right-Bewegung ist wenig alternativ. Sie ist ein Sammelsurium weißer Rassisten – von Neonazis bis hin zu christlich-fundamentalen Gruppen. Ein wesentliches Merkmal der Bewegung ist, dass sie im Internet Verschwörungstheorien und Fake-News verbreitet – über Zuwanderer, Dunkelhäutige und den „großen
Austausch“. Bis zur Perfektion betrieb dieses Spiel ihr bekanntester, ideologischer Vordenker: Stephen Bannon. Er war Chef-Stratege des Trump-Wahlkampfes 2016 und Gründer des Mediums Breitbart News, das eine gigantische Masse an Falschnachrichten ins Netz feuerte, die wiederum von frenetischen Alt-Rights verbreitet wurden. Die Extremisten feierten Trump als Erlöser. Weil er mit den traditionellen Konservativen, der politischen Korrektheit und allem bewusst brach, was der Bewegung zuwider ist.
Enttäuscht von Trump Trump hat sich nie dezidiert von rechtsextremen oder neonazistischen Sympathisanten distanziert. Die Ideologie der Alt-Rights weist eine hohe Schnittmenge mit dem geistigen Bodensatz der Amokläufer von El Paso (USA) und Christchurch (Neuseeland) auf. Ihnen ist eine weiße, frauenfeindliche und ultranationalistische Agenda zu eigen, die in Internet-Foren wie 8Chan offen ausgelebt wird. Dort kündigte der Attentäter von Christchurch sein Massaker in einer Moschee an. Rechtsextreme Profile feierten ihn.
Gleichzeitig zeigen sich immer mehr Alt-Right-Vertreter von Trump enttäuscht. Nicht nur deshalb, weil er sich mit Bannon überwarf, der das Weiße Haus im August 2017 als Chefstratege verließ. Trumps Einwanderungspolitik ist vielen Ultrarechten nicht extrem genug. Und sein pro-israelischer Kurs kommt im antisemitischen Spektrum nicht an. Manch einer hofft schon auf einen neuen „Erlöser“.