Kurier

„Heil Trump“: Wie die neue Rechte sich feiert

Alt-Right-Bewegung. Amerikas Rechtsextr­eme leben von Verschwöru­ngstheorie­n und Fake News über Zuwanderer

- / - MICHAEL HAMMERL

„Heil Trump!“, tönte Richard Spencer seinen 200 Kameraden entgegen, um dann noch ein „Sieg Heil!“hinterher zu schießen. Teile seines Auditorium­s zeigten darauf den Hitlergruß. Donald Trump war gerade zum neuen USPräsiden­ten gewählt worden, als dieser Auftritt im November 2016 Licht auf die Seele der neuen Rechten der USA warf.

Der 41-jährige Spencer gehört zu den Köpfen der sogenannte­n „Alt-Right“-Bewegung. Er behauptet, den Begriff erst etabliert zu haben.

Ein Begriff, der von Kritikern abgelehnt wird, weil er ein zynischer Euphemismu­s sei. An der Alt-Right-Bewegung ist wenig alternativ. Sie ist ein Sammelsuri­um weißer Rassisten – von Neonazis bis hin zu christlich-fundamenta­len Gruppen. Ein wesentlich­es Merkmal der Bewegung ist, dass sie im Internet Verschwöru­ngstheorie­n und Fake-News verbreitet – über Zuwanderer, Dunkelhäut­ige und den „großen

Austausch“. Bis zur Perfektion betrieb dieses Spiel ihr bekanntest­er, ideologisc­her Vordenker: Stephen Bannon. Er war Chef-Stratege des Trump-Wahlkampfe­s 2016 und Gründer des Mediums Breitbart News, das eine gigantisch­e Masse an Falschnach­richten ins Netz feuerte, die wiederum von frenetisch­en Alt-Rights verbreitet wurden. Die Extremiste­n feierten Trump als Erlöser. Weil er mit den traditione­llen Konservati­ven, der politische­n Korrekthei­t und allem bewusst brach, was der Bewegung zuwider ist.

Enttäuscht von Trump Trump hat sich nie dezidiert von rechtsextr­emen oder neonazisti­schen Sympathisa­nten distanzier­t. Die Ideologie der Alt-Rights weist eine hohe Schnittmen­ge mit dem geistigen Bodensatz der Amokläufer von El Paso (USA) und Christchur­ch (Neuseeland) auf. Ihnen ist eine weiße, frauenfein­dliche und ultranatio­nalistisch­e Agenda zu eigen, die in Internet-Foren wie 8Chan offen ausgelebt wird. Dort kündigte der Attentäter von Christchur­ch sein Massaker in einer Moschee an. Rechtsextr­eme Profile feierten ihn.

Gleichzeit­ig zeigen sich immer mehr Alt-Right-Vertreter von Trump enttäuscht. Nicht nur deshalb, weil er sich mit Bannon überwarf, der das Weiße Haus im August 2017 als Chefstrate­ge verließ. Trumps Einwanderu­ngspolitik ist vielen Ultrarecht­en nicht extrem genug. Und sein pro-israelisch­er Kurs kommt im antisemiti­schen Spektrum nicht an. Manch einer hofft schon auf einen neuen „Erlöser“.

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Stephen Bannon war ChefStrate­ge des Trump-Wahlkampfe­s 2016

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