Kollege Roboter, bitte sauber machen
Reinigungsbranche. Multi-Dienstleister Dussmann testet Putzroboter – und sucht trotzdem Hunderte Mitarbeiter
Es ist einer der häufigsten und wohl auch wichtigsten Arbeitsschritte in der Büroreinigung: das Entleeren der Papierkörbe. Schon bald könnte dies Kollege Roboter erledigen. Der deutsche Multi-Dienstleister Dussmann tüftelt gemeinsam mit Partnern und dem FraunhoferInstitut an Reinigungsrobotern, die die Stärken von Mensch und Maschine am besten kombinieren. „Die Maschinen werden immer selbstständiger. Sie können etwa die Module für die Nassund Trockenreinigung selbstständig wechseln oder separate Reinigungswagen ankoppeln“, erläutert Peter Edelmayer, Geschäftsführer von Dussmann Service Österreich dem KURIER.
Die ersten Robo-Reiniger säubern bei Dussmann Böden von Turn- oder Lagerhallen. Ebene Flächen könnten Roboter besonders effizient reinigen, so Edelmayer. Jede Fläche werde nur einmal gereinigt. Das spare Wasser und Reinigungsmittel bei gleichzeitig sehr guten Reinigungsergebnissen.
Robo im Spital
Eine vielversprechende Einsatzmöglichkeit gebe es auch in Krankenhäusern, wo Service-Roboter etwa in OPSälen selbstständig Desinfektionen durchführen können und so den Spitalsbetrieb nicht unnötig stören. Die Digitalisierung ermöglicht ferner völlig neue Arbeitsaufträge: „Statt fünfmal in der Woche kann ein Büro auch je nach Frequenz gereinigt werden“, nennt Edelmayer ein Beispiel. Wenn ein Mitarbeiter auf Urlaub ist, müsse sein Büro ja nicht gereinigt werden, nach vielen Kundenbesuchen dafür umso mehr. In der Krankenhausreinigung muss noch vieles händisch gemacht werden. Bei der Desinfizierung helfen aber bereits Service-Roboter Getrieben werde die Entwicklung durch „smarte“Neubauten, während in Altbauten die Umrüstung zu teuer sei.
Auch wenn intelligente Maschinen immer mehr Reinigungsarbeit übernehmen, ganz ohne Menschen werde es auch in Zukunft nicht gehen, ist der DussmannChef überzeugt. „Wir werden immer ein People-Business, also eine personalintensive Branche bleiben.“Bei Weitem nicht alles, was technisch möglich sei, werde von den Menschen auch gewollt. Als Beispiel nennt er die Essensausgabe in Kantinen, die in Japan vermehrt von Robotern erledigt wird. „Bei uns will man lieber persönliche Wünsche äußern können.“
Derzeit arbeitet jeder Zweite der 8.400 Beschäftigten bei Dussmann Österreich in der Reinigung. Im Vorjahr zog das Unternehmen einen Großauftrag der Österreichischen Bundesbahnen (ÖBB) an Land, der rund 1.300 Objekte (Werkstätten, Büros, Schlafstellen) umfasst.
Für den Auftrag müssten 500 bis 600 zusätzliche Mitarbeiter aufgenommen werden, berichtet Edelmayer. Ein Teil davon werde vom vorherigen Auftragnehmer übernommen, Probleme bei der Personalsuche gebe es kaum. Generell sei die Fluktuation in der Reinigungsbranche hoch. „Viele machen den Job nur vorübergehend, meist auf Teilzeitbasis“, so Edelmayer. Für mehr Vollzeitstellen bräuchte es mehr Tagesreinigung, was aber von den Kunden nicht gewollt werde. „Reinigung ist unsexy und daher in der Berufshierarchie ganz unten. Aber ohne uns geht es einfach nicht“, ist Edelmayer überzeugt.
Verpf legung boomt Zweites Standbein neben der Reinigung ist die Verpflegung. Hier sieht Edelmayer großes Wachstumspotenzial, vor allem bei Betriebsrestaurants. „Viele Firmen suchen Personal und möchten sich mit eigener Verpflegung als guter Arbeitgeber positionieren.“Die öffentliche Hand sei hingegen beim Thema Outsourcing vorsichtiger geworden. Im Bereich Betriebsgastronomie versorgt Dussmann 2,9 Millionen Gäste pro Jahr. Auch das Bistro „ReFresh!“in der Österreichischen Nationalbibliothek wird vom Dienstleister betrieben.
Ein noch junger Geschäftszweig ist die Gebäudetechnik, die durch eine strategische Übernahme ausgebaut werden soll. Im Vorjahr setzte Dussmann in Österreich 195 Mio. Euro um, dank ÖBBAuftrag um 12 Prozent mehr als 2017. Zu den Referenzkunden zählen neben den ÖBB, Infineon, RHI, Magna, Business Park Vienna, die Barmherzigen Brüder Graz oder die Vamed Gruppe.