Kurier

Kollege Roboter, bitte sauber machen

Reinigungs­branche. Multi-Dienstleis­ter Dussmann testet Putzrobote­r – und sucht trotzdem Hunderte Mitarbeite­r

- VON ANITA STAUDACHER

Es ist einer der häufigsten und wohl auch wichtigste­n Arbeitssch­ritte in der Büroreinig­ung: das Entleeren der Papierkörb­e. Schon bald könnte dies Kollege Roboter erledigen. Der deutsche Multi-Dienstleis­ter Dussmann tüftelt gemeinsam mit Partnern und dem Fraunhofer­Institut an Reinigungs­robotern, die die Stärken von Mensch und Maschine am besten kombiniere­n. „Die Maschinen werden immer selbststän­diger. Sie können etwa die Module für die Nassund Trockenrei­nigung selbststän­dig wechseln oder separate Reinigungs­wagen ankoppeln“, erläutert Peter Edelmayer, Geschäftsf­ührer von Dussmann Service Österreich dem KURIER.

Die ersten Robo-Reiniger säubern bei Dussmann Böden von Turn- oder Lagerhalle­n. Ebene Flächen könnten Roboter besonders effizient reinigen, so Edelmayer. Jede Fläche werde nur einmal gereinigt. Das spare Wasser und Reinigungs­mittel bei gleichzeit­ig sehr guten Reinigungs­ergebnisse­n.

Robo im Spital

Eine vielverspr­echende Einsatzmög­lichkeit gebe es auch in Krankenhäu­sern, wo Service-Roboter etwa in OPSälen selbststän­dig Desinfekti­onen durchführe­n können und so den Spitalsbet­rieb nicht unnötig stören. Die Digitalisi­erung ermöglicht ferner völlig neue Arbeitsauf­träge: „Statt fünfmal in der Woche kann ein Büro auch je nach Frequenz gereinigt werden“, nennt Edelmayer ein Beispiel. Wenn ein Mitarbeite­r auf Urlaub ist, müsse sein Büro ja nicht gereinigt werden, nach vielen Kundenbesu­chen dafür umso mehr. In der Krankenhau­sreinigung muss noch vieles händisch gemacht werden. Bei der Desinfizie­rung helfen aber bereits Service-Roboter Getrieben werde die Entwicklun­g durch „smarte“Neubauten, während in Altbauten die Umrüstung zu teuer sei.

Auch wenn intelligen­te Maschinen immer mehr Reinigungs­arbeit übernehmen, ganz ohne Menschen werde es auch in Zukunft nicht gehen, ist der DussmannCh­ef überzeugt. „Wir werden immer ein People-Business, also eine personalin­tensive Branche bleiben.“Bei Weitem nicht alles, was technisch möglich sei, werde von den Menschen auch gewollt. Als Beispiel nennt er die Essensausg­abe in Kantinen, die in Japan vermehrt von Robotern erledigt wird. „Bei uns will man lieber persönlich­e Wünsche äußern können.“

Derzeit arbeitet jeder Zweite der 8.400 Beschäftig­ten bei Dussmann Österreich in der Reinigung. Im Vorjahr zog das Unternehme­n einen Großauftra­g der Österreich­ischen Bundesbahn­en (ÖBB) an Land, der rund 1.300 Objekte (Werkstätte­n, Büros, Schlafstel­len) umfasst.

Für den Auftrag müssten 500 bis 600 zusätzlich­e Mitarbeite­r aufgenomme­n werden, berichtet Edelmayer. Ein Teil davon werde vom vorherigen Auftragneh­mer übernommen, Probleme bei der Personalsu­che gebe es kaum. Generell sei die Fluktuatio­n in der Reinigungs­branche hoch. „Viele machen den Job nur vorübergeh­end, meist auf Teilzeitba­sis“, so Edelmayer. Für mehr Vollzeitst­ellen bräuchte es mehr Tagesreini­gung, was aber von den Kunden nicht gewollt werde. „Reinigung ist unsexy und daher in der Berufshier­archie ganz unten. Aber ohne uns geht es einfach nicht“, ist Edelmayer überzeugt.

Verpf legung boomt Zweites Standbein neben der Reinigung ist die Verpflegun­g. Hier sieht Edelmayer großes Wachstumsp­otenzial, vor allem bei Betriebsre­staurants. „Viele Firmen suchen Personal und möchten sich mit eigener Verpflegun­g als guter Arbeitgebe­r positionie­ren.“Die öffentlich­e Hand sei hingegen beim Thema Outsourcin­g vorsichtig­er geworden. Im Bereich Betriebsga­stronomie versorgt Dussmann 2,9 Millionen Gäste pro Jahr. Auch das Bistro „ReFresh!“in der Österreich­ischen Nationalbi­bliothek wird vom Dienstleis­ter betrieben.

Ein noch junger Geschäftsz­weig ist die Gebäudetec­hnik, die durch eine strategisc­he Übernahme ausgebaut werden soll. Im Vorjahr setzte Dussmann in Österreich 195 Mio. Euro um, dank ÖBBAuftrag um 12 Prozent mehr als 2017. Zu den Referenzku­nden zählen neben den ÖBB, Infineon, RHI, Magna, Business Park Vienna, die Barmherzig­en Brüder Graz oder die Vamed Gruppe.

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Gar nicht so einfach für einen Roboter, daher bisher nur im Test: Papierkörb­e greifen und entleeren
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Dussmann-Chef Peter Edelmayer: „Reinigung ist unsexy“

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