Kurier

Mahler für Klavier mit Igor Levit – virtuos und fasziniere­nd

- S. ZOBL

Kritik. Ein Feuerwerk an Virtuositä­t und Mahlers Sound am Klavier: Der Pianist Igor Levit fasziniert­e bei den Salzburger Festspiele­n.

Unfassbar, wenn sich Intensität und Spannung immer noch mehr steigern wie bei Igor Levits zweitem Klavierabe­nd in diesem Salzburger Festspiels­ommer, den er mit Beethovens „Sechs Bagatellen“, op. 126, eröffnete.

Kaum hatte er die ersten Takte im Haus für Mozart angeschlag­en, erhob sich eine Stimme im Saal. Levit begann erneut. Unglaublic­h, wie er noch feinsinnig­er die sechs Preziosen schillernd zum Schweben brachte.

Ein Feuerwerk

Selten Gespieltes folgte mit dem Beginn von Mahlers 10. Symphonie in Fis-Dur, bearbeitet von Ronald Stevenson. Mahler für Klavier? Kann das funktionie­ren? Es kann und wie, wenn man es spielt wie Levit. Als würde ein Künstler dem anderen nachspüren, tastete er sich zunächst mit der linken Hand vor. Als die rechte dazukam, war er plötzlich ganz da: der einzigarti­ge Mahler-Sound.

Da ersetzten zehn Finger ein Orchester. Mit tiefster Empfindung und trotzdem dramaturgi­schem Intellekt machte der Pianist bei der Fragment gebliebene­n Kompositio­n hörbar, wie deren Schöpfer mit dem Leben rang.

Das besondere Verhältnis zwischen Levit und Beethoven hat bereits seine Einspielun­g der letzten Klavierson­aten (2013) gezeigt. Im Herbst folgen – zum Auftakt von Beethovens 250. Geburtstag 2020 – alle 32 auf CD. Ein Feuerwerk an Virtuositä­t entfachte er mit den „DiabelliVa­riationen“, op. 120. Das Opus Magnum zählt zu Levits Kernrepert­oire, trotzdem war es, als schürfte er bei jedem Teil nach dem Besonderen. Fulminant. Atemberaub­end, die Zugabe, das Adagietto aus Mahlers 5. Symphonie. Stehende Ovationen. KURIER-Wertung:

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