Kurier

Kreuzbrave­r Kommis in Stockerau: Nestroys „Einen Jux will er sich machen“

- THOMAS TRENKLER

Als Leiter des Theatersom­mers in Parndorf startete Christian Spatzek 2012 mit „Der Talisman“. Und nun, als neuer Intendant der Festspiele Stockerau, griff er zu „Einen Jux will er sich machen“. Johann Nestroy ist eben eine sichere Bank.

Risiko dürfte nicht unbedingt die Sache des Christian Spatzek sein: Von der Idee, die Posse gegen den Strich zu bürsten oder zu modernisie­ren, hält er nichts. Er inszeniert­e sie derart konvention­ell, dass der Kommentar „Das ist klassisch!“des Hausknecht­s Melchior bereits eine klare Untertreib­ung ist. Spatzek nutzte nicht einmal die Möglichkei­t, die Couplets (zu

Kritik.

bekannten Melodien) um bissige Kommentare – etwa zum Schreddern – zu ergänzen. Als kreuzbrave­r Kommis Weinberl, der einmal in seinem Leben ein verfluchte­r Kerl sein will, landet Spatzek lediglich einen echten Treffer über die Zinspoliti­k, die dazu führt, der man spart, nur um Geld zu verlieren.

Exzellente­s Ensemble Mit sich selbst als Weinberl weiß er wenig anzufangen. Aber Spatzek hat zumindest ein Ensemble verpflicht­et, das ihn überflügel­t. Barbara Kaudelka amüsiert im knalligen Biedermeie­r-Outfit (von Barbara Langbein) als vorlauter Lausbub Christophe­rl, Gerhard Ernst begeistert als prächtig polternder Zangler, Franz Suhrada ist als Melchior herzhaft mit Dummheit beschlagen. Und die Jungfer der Linde Prelog spricht ein wunderbar gestelztes Burgtheate­r-Deutsch.

Hinzu kommt ein äußerst liebevoll gestaltete­s Bühnenbild: Das Halbrund des Platzes mit den Treppen hinauf zur Kirche hat Manfred Waba mit pittoreske­n Häusern eingefasst. Allerdings lässt sich diese Szenerie nicht ganz einfach bespielen. Die Flucht aus dem Haus der Jungfrau – oft ein Slapstick-Fest – misslingt sogar völlig. Leider.

KURIER-Wertung:

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