Kreuzbraver Kommis in Stockerau: Nestroys „Einen Jux will er sich machen“
Als Leiter des Theatersommers in Parndorf startete Christian Spatzek 2012 mit „Der Talisman“. Und nun, als neuer Intendant der Festspiele Stockerau, griff er zu „Einen Jux will er sich machen“. Johann Nestroy ist eben eine sichere Bank.
Risiko dürfte nicht unbedingt die Sache des Christian Spatzek sein: Von der Idee, die Posse gegen den Strich zu bürsten oder zu modernisieren, hält er nichts. Er inszenierte sie derart konventionell, dass der Kommentar „Das ist klassisch!“des Hausknechts Melchior bereits eine klare Untertreibung ist. Spatzek nutzte nicht einmal die Möglichkeit, die Couplets (zu
Kritik.
bekannten Melodien) um bissige Kommentare – etwa zum Schreddern – zu ergänzen. Als kreuzbraver Kommis Weinberl, der einmal in seinem Leben ein verfluchter Kerl sein will, landet Spatzek lediglich einen echten Treffer über die Zinspolitik, die dazu führt, der man spart, nur um Geld zu verlieren.
Exzellentes Ensemble Mit sich selbst als Weinberl weiß er wenig anzufangen. Aber Spatzek hat zumindest ein Ensemble verpflichtet, das ihn überflügelt. Barbara Kaudelka amüsiert im knalligen Biedermeier-Outfit (von Barbara Langbein) als vorlauter Lausbub Christopherl, Gerhard Ernst begeistert als prächtig polternder Zangler, Franz Suhrada ist als Melchior herzhaft mit Dummheit beschlagen. Und die Jungfer der Linde Prelog spricht ein wunderbar gestelztes Burgtheater-Deutsch.
Hinzu kommt ein äußerst liebevoll gestaltetes Bühnenbild: Das Halbrund des Platzes mit den Treppen hinauf zur Kirche hat Manfred Waba mit pittoresken Häusern eingefasst. Allerdings lässt sich diese Szenerie nicht ganz einfach bespielen. Die Flucht aus dem Haus der Jungfrau – oft ein Slapstick-Fest – misslingt sogar völlig. Leider.
KURIER-Wertung: