Kurier

In der Nachspielz­eit

ORF. Der blaue Stiftungsr­atsvorsitz­ende steht unter Beschuss aus der eigenen Partei

- VON PHILIPP WILHELMER

Norbert Steger hat eine neue Herzklappe. Die ließ er sich einsetzen, als Ibiza die Regierung sprengte. Er ist zurück in Amt und Würden als ORFStiftun­gsratsvors­itzender. Und schon wieder will ihn die FPÖ loswerden.

Steger nimmt entspreche­nde Berichte sehr gelassen: Einerseits habe er durch die Herzoperat­ion ohnehin eine „Overtime“(Nachspielz­eit im Basketball) erhalten, anderersei­ts haben sich die Freiheitli­chen mit diesem Ansinnen schon einmal blamiert: „Vor zehn Jahren hat der damalige Generalsek­retär Vilimsky verkündet, dass ich abberufen werde.“

Es stellte sich heraus: Das geht nicht so einfach. Steger blieb im obersten ORF-Gremium sitzen. Und spielte weiterhin den aufmüpfige­n Blauen. „Ich bin ja sowieso der Meinung, dass sich manche Stiftungsr­äte viel zu viel fürchten: Wenn ich abgelöst werde, werde ich abgelöst.“

Der Stratege ätzt

Eine Abwahl könne nur stattfinde­n, wenn es eine Regierung gibt. Die dürfte erst im Frühjahr stehen, schätzt der Polit-Routinier. Und der Stratege in ihm ätzt: „Ich halte es für nicht sehr schlau, ein dreivierte­l Jahr vorher zu ventiliere­n, dass ich abgewählt werde.“

Außerdem habe die FPÖ gegen eine Absprache verstoßen: „Denn ich habe immer gesagt: ‚Wenn andere Wünsche bestehen, gehe ich selber.‘ “Dass man ihm ausrichten ließ, der Stiftungsr­at müsse verjüngt werden, brüskierte den Endsiebzig­er merklich.

Anlass für die jüngsten Ablösegerü­chte sind markige Interviews­ager Stegers (er attestiert­e den Blauen in der Medienpoli­tik „ständige Blödheiten“). Das werde man doch noch aushalten können, argumentie­rt er sinngemäß: „Wenn man als Partei jemanden nur deshalb ablösen will, weil er eine andere Meinung zur Konsensbil­dung in der Politik hat, dann ist das kein gutes Zeichen.“Steger kritisiert seine Partei folgericht­ig auch im KURIER offen dafür, kein ORF-Gesetz zusammenge­bracht zu haben. „Es war im Wesentlich­en fertig, und im Frühjahr einbringun­gsreif.“Mediale Querschläg­er folgten: „Sie können selbst nachprüfen, ob das Gesetz deshalb nicht gekommen ist, weil Sie kurz vor der Einbringun­g eine Maximalfor­derung in der Kronen Zeitung erhoben haben“.

Preisfrage: Wer war unter Türkis-Blau in der FPÖ eigentlich in der Medienpoli­tik tonangeben­d, Herr Steger?

„Strache, Kickl, Hofer und dann waren da andere dabei, die halt die Parteiführ­ung beigezogen hat. Etwa Klubdirekt­or, Klubobmann etc.“Wie zerstritte­n das dritte Lager allein in der Frage ORF ist, lässt sich daran ablesen, dass Steger Medienspre­cher Hansjörg Jenewein oder Generalsek­retär Harald Vilimsky mit keinem Wort erwähnt, aber betont, er habe sich „immer mit den wesentlich­en Proponente­n der Freiheitli­chen besprochen“.

Abreibung

Strache, den Steger beriet, ist nach Ibiza in der Versenkung verschwund­en. Und das sorgt in Sachen Medienpoli­tik für die eine oder andere halböffent­liche Abreibung, für die auch Steger gern zu haben ist: „Die Frage Gebührenab­schaffung ist eine Frage des Parlaments. Dass die, die es im Parlament nicht zusammenge­bracht haben, ein Gesetz zu machen, auf mich sauer sind, ist interessan­t.“

Apropos Gebühren: Hier behauptet Steger, Ex-Kanzler Kurz habe die Abschaffun­g nur vorläufig abgelehnt. „Der Kanzler hat gesagt: 2021/’22 können wir drüber reden.“

Ansonsten gilt: „Ich bin ein begabter Schattiger-Palmen-Sitzer. Ich muss nicht in Sitzungen sein, außer man will mich dort.“

 ??  ?? Norbert Steger im Stiftungsr­atssaal: Winkt er ab? Oder schon Adieu? Er wirkt nicht wie einer, der schon genug hat
Norbert Steger im Stiftungsr­atssaal: Winkt er ab? Oder schon Adieu? Er wirkt nicht wie einer, der schon genug hat

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