Kurier

Straches Anwalt versteht Kritik an Justiz nicht

Ibiza-Video. Strafverte­idiger ortet keine Verzögerun­gen oder Verschlepp­ungen bei den Ermittlung­en

- K. MÖCHEL, D. SCHREIBER

Die Ermittlung­en gegen die mutmaßlich­en Urheber des Ibiza-Videos mit den Hauptdarst­ellern Heinz-Christian Strache und Johannes Gudenus sind mittlerwei­le unter politische­n Beschuss geraten – kurioserwe­ise von Straches Parteifreu­nden. FPÖ-Sicherheit­ssprecher Hans-Jörg Jenewein warf kürzlich der zuständige­n Staatsanwa­ltschaft Wien „verschlepp­te Ermittlung­en“vor. Er hatte sogar den Eindruck, die Verantwort­lichen seien auf Dauerurlau­b gegangen.

Johann Pauer, der Verteidige­r von Heinz-Christian Strache, sieht das ganz anders: „Diese Kritik über etwaige Verzögerun­gen ist für mich nicht nachvollzi­ehbar. Es kann doch nicht ernsthaft erwartet werden, dass bei einem Fall mit einem derart komplexen Sachverhal­t und mit Auslandsbe­zug die Ermittlung­en in drei Monaten abgeschlos­sen sind.“Und weiter: „Mein Eindruck ist, dass die Staatsanwa­ltschaft Wien und auch die SOKO Ibiza im Bundeskrim­inalamt sehr an der Aufklärung interessie­rt sind und die Ermittlung­en auch vorantreib­en.“

Fragwürdig­e „Detektive“Die Staatsanwa­ltschaft Wien ermittelt, wie berichtet, gegen die angebliche­n Hintermänn­er des Videos, darunter sind fragwürdig­e Privatermi­ttler und

ein Wiener Anwalt. Indes prüft die Wirtschaft­s- und Korruption­sstaatsanw­altschaft die Aussagen von Strache und Gudenus im Video auf mögliche strafrecht­lich relevante Tatbeständ­e, darunter den Verdacht der illegalen Parteienfi­nanzierung über angeblich vorgelager­te Vereine. Auch Vereine der SPÖ und ÖVP werden unter die Lupe genommen.

Am 17. Mai 2019 wurde ein Ausschnitt des Ibiza-Videos von Süddeutsch­er Zeitung und Spiegel erstmals publiziert. Am 24. Mai hat Strache gegen die Video-Macher Strafanzei­ge erstattet.

Sein Verdacht: Täuschung, Missbrauch von Tonaufnahm­e- oder Abhörgerät­en und Urkundenfä­lschung. Anfang Juni wurde Strache als Zeuge dazu an die vier Stunden von den Ermittlern einvernomm­en.

Dass einzelne Verdächtig­e wie der Wiener Anwalt noch nicht einvernomm­en worden sein sollen, liegt anscheinen­d daran, dass der Akt bei der polizeilic­hen Ermittler-SOKO liegt. Somit haben die Verdächtig­en keine volle Akteneinsi­cht. Oder anders gesagt: Kein Strafverte­idiger würde seinem Mandanten zu einer Aussage raten, solange nicht alle Vorwürfe seitens der Ermittlung­sbehörde auf dem Tisch liegen.

Und solange der Staatsanwa­lt noch nicht ausreichen­des Belastungs­material gesammelt hat, wird er die Verdächtig­en nicht befragen. In der Regel finden diese Einvernahm­en gegen Ende der Ermittlung­en statt. Dem Vernehmen nach liegt der Wiener Anklagebeh­örde das vollständi­ge Ibiza-Video bisher nicht vor.

 ??  ?? Laut Straches Verteidige­r Johann Pauer wird umfangreic­h ermittelt
Laut Straches Verteidige­r Johann Pauer wird umfangreic­h ermittelt
 ??  ?? Ex-FPÖ-Chef Strache wurde Anfang Juni einvernomm­en
Ex-FPÖ-Chef Strache wurde Anfang Juni einvernomm­en

Newspapers in German

Newspapers from Austria