Kurier

Wider die Superreich­en

Die frühere SP-Rebellin Barbara Blaha gründet eine Denkfabrik. Wozu?

- VON CHRISTIAN BÖHMER

Personal? Hat sie.

Zwei „Senior Scientists“sind schon engagiert, dazu noch drei, vier Redakteure; und auch einen Beirat mit ehrenamtli­ch arbeitende­n Wissenscha­ftern hat Barbara Blaha bereits im Boot.

Geld? Hat sie auch, die frühere ÖH-Chefin.

Wie hoch genau ihr Budget ist für den Thinktank „Projekt 360“, das verrät Blaha noch nicht. Nur soviel: „Hunderte Menschen haben seit Start der Finanzieru­ngsphase Geld gespendet. Ende des Jahres werden wir alle Spenden in einem Transparen­zbericht veröffentl­ichen.“Und auch Institutio­nen der Arbeitnehm­ervertretu­ng (Arbeiterka­mmer und Gewerk

schaftsbun­d) seien „logische Ansprechpa­rtner“.

Vor allem aber hat die vormalige SPÖ-Rebellin eine Mission. Und die besteht darin, „ein Gegengewic­ht zur Übermacht von rechtslibe­ralen Thinktanks wie der Agenda Austria oder Eco Austria zu bilden.“

Das klingt nach einer Kampfansag­e. Und in vielerlei Hinsicht ist es das auch.

Denn im Kern will das Projekt 360 all jene „Behauptung­en“und Forderunge­n entzaubern bzw. infrage stellen, die von „Superreich­en und deren Armada aus Lobbyisten“verbreitet würden.

Glaubt man Blaha, macht eine kleine, eingeschwo­rene Minderheit mit sehr viel Geld vor allem für sich selbst Politik. „Wir sind seit Jahren mit der Behauptung konfrontie­rt, politische Entscheidu­ngen seien ,wirtschaft­lich alternativ­los’, dieses und jenes müssten wir tun, weil sonst im globalen Standortwe­ttbewerb der Untergang drohe.“

Ganz zufällig würden diese Maßnahmen aber fast immer „dem großen Geld nutzen“, sagt Blaha. „Also Steuern runter, Arbeitssch­utz und Löhne runter, Wohlfahrts­staat runter.“

Das klingt recht allgemein, deshalb wird die Gründerin gern auch konkreter – und zwar beim Klimawande­l. „Klimakrise und soziale Frage sind untrennbar miteinande­r verbunden. Aber solange Superreich­e und Spitzenver­diener über Lobbying und Parteispen­den substanzie­lle Vermögens- und Erbschafts­steuern verhindern, fehlen uns die Mittel für einen ökologisch­en Umbau, der die Bevölkerun­g mitnimmt.“ Vermögenss­teuern als einziger Weg aus der Klimakrise? Das klingt dann doch ein wenig zugespitzt. Jedenfalls will das Projekt 360 auf einem „soliden wissenscha­ftlichen Fundament“(Blaha) agieren und seine Erkenntnis­se und Studien nicht nur klassische­n Medien anbieten, sondern auch über selbst entwickelt­e Online-Medien verbreiten.

Ist das Projekt 360 also ein linker Thinktank von SPÖ, Gewerkscha­ft und Arbeiterka­mmer? Blaha antwortet so: „Mir ist bewusst, dass viele mich und unser Projekt gern schubladis­ieren würden. Aber wenn ich in meinem ganzen Leben eines bewiesen habe, dann dass ich nie eine Befehlsemp­fängerin war.“Nachsatz: „Und ich habe nicht vor, das zu ändern.“

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Barbara Blaha: „Ich war nie eine Befehlsemp­fängerin“

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