Bio-Bauern fürchten Preisverfall
Getreideanbau. Hohe Bio-Lagerbestände. Klimawandel verändert Verteilung der Feldfrüchte zugunsten von Soja
Etwa die Hälfte der Biogetreide-Ernte des Vorjahres liegt noch auf Lager. Wann und zu welchem Preis dieses Getreide verkauft werden kann, ist unklar. Zumal die Weizenernte heuer weltweit eine sehr gute sein dürfte und es noch Lagerbestände gibt. Es gibt daher berechtigte Befürchtungen, dass der Preis für Biogetreide sinken wird. In welchem Ausmaß, lässt sich derzeit nicht vorhersagen.
Im bisherige Hauptexportmarkt Deutschland werden die Flächen für den Bioackerbau derzeit deutlich ausgeweitet. Es wird also immer schwieriger, Bio-Getreide nach Deutschland zu exportieren. Die Bioanbauflächen sind in Österreich von 120.000 Hektar im Jahr 2015 auf aktuell 183.000 Hektar gestiegen. Die Gesamtanbaufläche im Ackerbau ist hingegen mit knapp mehr als einer Million Hektar etwa gleichgeblieben.
Höhere Förderungen
Ein Grund für den Umstieg auf Bio sind die deutlich höheren Förderungen. Daher haben viele Bauern umgestellt. Die Produktionsmenge wird weiter steigen. Man wird das Biogetreide wohl verkaufen können. Die Frage ist allerdings, zu welchem Preis.
Der Klimawandel hat die Verteilung der Feldfrüchte grundlegend verändert. Wegen der Trockenheit im Frühjahr und Frühsommer ist der Ertrag bei der Sommergerste deutlich zurückgegangen. Laut dem Vorstandsvorsitzenden der Agrarmarkt Austria (AMA), Günter Griesmayr, sind die Anbauflächen für Sommergerste, die für die Bierproduktion verwendet wird, heuer um 44 Prozent gesunken.
Die Flächen für Wintergerste sind daher zwar gestiegen, aber die Brauereien werden trotzdem mehr Gerste importieren müssen. Wintergerste kann Sommergerste beim Bierbrauen nur teilweise ersetzen.
Zu den Feldfrüchten mit dem größten Flächenverlusten zählen neben Sommergerste auch Hartweizen, Körnererbsen, Ackerbohnen und Zuckerrüben. Das hat auch mit dem Verbot diverser Pflanzenschutzmittel zu tun. Wegen der steigenden Temperaturen wachsen auch der Schädlingsdruck und die dadurch verursachten Schäden.
Den deutlichsten Flächenzuwachs gab es beim Sojaanbau. Die Soja-Erträge sind durch speziell ans Klima angepasste Züchtungen gestiegen. Außerdem werden für Soja derzeit gute Preise bezahlt.
Beim Mais dürfte der Preisdruck fallen. Heuer soll es eine Ernte geben, die niedriger ist als der weltweite Verbrauch. Das sollte für steigende Preise sorgen.
Großer Schaden
Laut Hagelversicherung beliefen sich die Klimaschäden in der heimischen Landwirtschaft im Vorjahr auf rund 270 Millionen Euro. Allein bei Getreide waren es 80 Millionen. Hagel- und Dürreschäden können versichert werden. Nicht jedoch Ernteausfälle, die etwa durch eine Mäuseplage wie aktuell im Weinviertel ausgelöst werden. Die Hagelversicherung bekommt die Daten wie Regenmengen oder Temperatur von der Zentralanstalt für Metrologie und Geodynamik. Ein Computermodell berechnet die Schadenssumme.
Die Getreide-Versorgungsbilanz für Österreich sorgt immer wieder für falsche Interpretationen. In Österreich werden heuer etwa 900.000 Tonnen Getreide mehr verbraucht als produziert. Die Importe betreffen Getreide mit niedrigem Eiweißgehalt, das für die Lebensmittelproduktion nicht geeignet ist. Es wird unter anderem zu Bioethanol verarbeitet. Nur etwa 22 Prozent des in Österreich verarbeiteten Getreides wird direkt für die Lebensmittelproduktion verwendet. Österreich exportiert nach Italien hochwertiges Mehl für die Herstellung von Backwaren.