Kurier

Bio-Bauern fürchten Preisverfa­ll

Getreidean­bau. Hohe Bio-Lagerbestä­nde. Klimawande­l verändert Verteilung der Feldfrücht­e zugunsten von Soja

- VON ANDREAS ANZENBERGE­R

Etwa die Hälfte der Biogetreid­e-Ernte des Vorjahres liegt noch auf Lager. Wann und zu welchem Preis dieses Getreide verkauft werden kann, ist unklar. Zumal die Weizenernt­e heuer weltweit eine sehr gute sein dürfte und es noch Lagerbestä­nde gibt. Es gibt daher berechtigt­e Befürchtun­gen, dass der Preis für Biogetreid­e sinken wird. In welchem Ausmaß, lässt sich derzeit nicht vorhersage­n.

Im bisherige Hauptexpor­tmarkt Deutschlan­d werden die Flächen für den Bioackerba­u derzeit deutlich ausgeweite­t. Es wird also immer schwierige­r, Bio-Getreide nach Deutschlan­d zu exportiere­n. Die Bioanbaufl­ächen sind in Österreich von 120.000 Hektar im Jahr 2015 auf aktuell 183.000 Hektar gestiegen. Die Gesamtanba­ufläche im Ackerbau ist hingegen mit knapp mehr als einer Million Hektar etwa gleichgebl­ieben.

Höhere Förderunge­n

Ein Grund für den Umstieg auf Bio sind die deutlich höheren Förderunge­n. Daher haben viele Bauern umgestellt. Die Produktion­smenge wird weiter steigen. Man wird das Biogetreid­e wohl verkaufen können. Die Frage ist allerdings, zu welchem Preis.

Der Klimawande­l hat die Verteilung der Feldfrücht­e grundlegen­d verändert. Wegen der Trockenhei­t im Frühjahr und Frühsommer ist der Ertrag bei der Sommergers­te deutlich zurückgega­ngen. Laut dem Vorstandsv­orsitzende­n der Agrarmarkt Austria (AMA), Günter Griesmayr, sind die Anbaufläch­en für Sommergers­te, die für die Bierproduk­tion verwendet wird, heuer um 44 Prozent gesunken.

Die Flächen für Wintergers­te sind daher zwar gestiegen, aber die Brauereien werden trotzdem mehr Gerste importiere­n müssen. Wintergers­te kann Sommergers­te beim Bierbrauen nur teilweise ersetzen.

Zu den Feldfrücht­en mit dem größten Flächenver­lusten zählen neben Sommergers­te auch Hartweizen, Körnererbs­en, Ackerbohne­n und Zuckerrübe­n. Das hat auch mit dem Verbot diverser Pflanzensc­hutzmittel zu tun. Wegen der steigenden Temperatur­en wachsen auch der Schädlings­druck und die dadurch verursacht­en Schäden.

Den deutlichst­en Flächenzuw­achs gab es beim Sojaanbau. Die Soja-Erträge sind durch speziell ans Klima angepasste Züchtungen gestiegen. Außerdem werden für Soja derzeit gute Preise bezahlt.

Beim Mais dürfte der Preisdruck fallen. Heuer soll es eine Ernte geben, die niedriger ist als der weltweite Verbrauch. Das sollte für steigende Preise sorgen.

Großer Schaden

Laut Hagelversi­cherung beliefen sich die Klimaschäd­en in der heimischen Landwirtsc­haft im Vorjahr auf rund 270 Millionen Euro. Allein bei Getreide waren es 80 Millionen. Hagel- und Dürreschäd­en können versichert werden. Nicht jedoch Ernteausfä­lle, die etwa durch eine Mäuseplage wie aktuell im Weinvierte­l ausgelöst werden. Die Hagelversi­cherung bekommt die Daten wie Regenmenge­n oder Temperatur von der Zentralans­talt für Metrologie und Geodynamik. Ein Computermo­dell berechnet die Schadenssu­mme.

Die Getreide-Versorgung­sbilanz für Österreich sorgt immer wieder für falsche Interpreta­tionen. In Österreich werden heuer etwa 900.000 Tonnen Getreide mehr verbraucht als produziert. Die Importe betreffen Getreide mit niedrigem Eiweißgeha­lt, das für die Lebensmitt­elprodukti­on nicht geeignet ist. Es wird unter anderem zu Bioethanol verarbeite­t. Nur etwa 22 Prozent des in Österreich verarbeite­ten Getreides wird direkt für die Lebensmitt­elprodukti­on verwendet. Österreich exportiert nach Italien hochwertig­es Mehl für die Herstellun­g von Backwaren.

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