Technikermangel ja, höhere Gehälter nein
Analyse. Warum Personalengpässe nicht unbedingt zu einer besseren Bezahlung führen
IT-Spezialisten können derzeit am Arbeitsmarkt verlangen, was sie wollen, heißt es. Wegen des akuten Technikermangels klettern die Gehälter in Höhen, die sich Klein- und Mittelbetriebe oft nicht mehr leisten können, heißt es weiters. Der aktuelle Gehaltsreport des Jobportals StepStone zeigt ein anderes Bild. Demnach hält die Bezahlung für Techniker nicht mit dem beklagten Mangel mit.
Laut Report beträgt das durchschnittliche Jahresgehalt in technischen Ausbildungsberufen aktuell bei rund 45.000 Euro brutto. Es liegt damit deutlich unter der Bezahlung von Mitarbeitern im öffentlichen Dienst, Personalwesen oder Verkauf (siehe
Grafik). Im Schnitt verdienen IT-Fachkräfte 55.000 Euro pro Jahr, rund 11.000 Euro weniger als etwa Beschäftigte im Finanzbereich. „Arbeitgeber sollten dringend ihre Lohnschemata überdenken, wenn sie im „,war for talents‘ weiterhin bestehen wollen“, rät Rudi Bauer, Geschäftsführer von StepStone Österreich.
StepStone zählte im ersten Halbjahr insgesamt 220.000 offene Stellen, die über 22 Printmedien und 21 Jobbörsen ausgeschrieben wurden. Darunter waren 32.000 im technischen Bereich und 30.000 IT-Spezialisten. Die Nachfrage lag leicht unter Vorjahresniveau.
Der auf IT-Experten spezialisierte Personalberater Markus Baldauf (MBMC) sieht sehr wohl einen „Gehaltsknick nach oben“in der IT-Branche. Weil die Bezahlung je nach Ausbildung, Branche, Einsatzgebiet oder Position stark variiere, seien Durchschnittswerte hier wenig aussagekräftig. Vor allem neue Berufe rund um die Digitalisierung werden ob des Mangels sehr gut bezahlt.
Mehr Benefits
Gesuchte Fachkräfte seien aber längst nicht mehr mit dem Gehalt allein zu ködern, weiß der Headhunter. „Betriebe versuchen immer öfter mit diversen Benefits, eine Stelle attraktiver zu machen.“Homeoffice-Möglichkeit oder Gratis-Tickets für diverse Freizeitangebote stünden bei jungen Fachkräften hoch im Kurs, während gut dotierte „All-inclusive-Verträge“eher wenig gefragt seien. Als Einstiegsgehalt könnten etwa HTL-Absolventen derzeit mit 1900 bis 2000 Euro brutto rechnen. Die Spezialisten lägen deutlich darüber.
Arbeitssuchende berichten, dass viele Stellen von Leiharbeitsfirmen kommen und häufig mehrfach ausgeschrieben würden. Manchmal gehe es gar nicht um den konkreten Job, sondern um das Anlegen eines Bewerberpools.