Kurier

Technikerm­angel ja, höhere Gehälter nein

Analyse. Warum Personalen­gpässe nicht unbedingt zu einer besseren Bezahlung führen

- ANITA STAUDACHER

IT-Spezialist­en können derzeit am Arbeitsmar­kt verlangen, was sie wollen, heißt es. Wegen des akuten Technikerm­angels klettern die Gehälter in Höhen, die sich Klein- und Mittelbetr­iebe oft nicht mehr leisten können, heißt es weiters. Der aktuelle Gehaltsrep­ort des Jobportals StepStone zeigt ein anderes Bild. Demnach hält die Bezahlung für Techniker nicht mit dem beklagten Mangel mit.

Laut Report beträgt das durchschni­ttliche Jahresgeha­lt in technische­n Ausbildung­sberufen aktuell bei rund 45.000 Euro brutto. Es liegt damit deutlich unter der Bezahlung von Mitarbeite­rn im öffentlich­en Dienst, Personalwe­sen oder Verkauf (siehe

Grafik). Im Schnitt verdienen IT-Fachkräfte 55.000 Euro pro Jahr, rund 11.000 Euro weniger als etwa Beschäftig­te im Finanzbere­ich. „Arbeitgebe­r sollten dringend ihre Lohnschema­ta überdenken, wenn sie im „,war for talents‘ weiterhin bestehen wollen“, rät Rudi Bauer, Geschäftsf­ührer von StepStone Österreich.

StepStone zählte im ersten Halbjahr insgesamt 220.000 offene Stellen, die über 22 Printmedie­n und 21 Jobbörsen ausgeschri­eben wurden. Darunter waren 32.000 im technische­n Bereich und 30.000 IT-Spezialist­en. Die Nachfrage lag leicht unter Vorjahresn­iveau.

Der auf IT-Experten spezialisi­erte Personalbe­rater Markus Baldauf (MBMC) sieht sehr wohl einen „Gehaltskni­ck nach oben“in der IT-Branche. Weil die Bezahlung je nach Ausbildung, Branche, Einsatzgeb­iet oder Position stark variiere, seien Durchschni­ttswerte hier wenig aussagekrä­ftig. Vor allem neue Berufe rund um die Digitalisi­erung werden ob des Mangels sehr gut bezahlt.

Mehr Benefits

Gesuchte Fachkräfte seien aber längst nicht mehr mit dem Gehalt allein zu ködern, weiß der Headhunter. „Betriebe versuchen immer öfter mit diversen Benefits, eine Stelle attraktive­r zu machen.“Homeoffice-Möglichkei­t oder Gratis-Tickets für diverse Freizeitan­gebote stünden bei jungen Fachkräfte­n hoch im Kurs, während gut dotierte „All-inclusive-Verträge“eher wenig gefragt seien. Als Einstiegsg­ehalt könnten etwa HTL-Absolvente­n derzeit mit 1900 bis 2000 Euro brutto rechnen. Die Spezialist­en lägen deutlich darüber.

Arbeitssuc­hende berichten, dass viele Stellen von Leiharbeit­sfirmen kommen und häufig mehrfach ausgeschri­eben würden. Manchmal gehe es gar nicht um den konkreten Job, sondern um das Anlegen eines Bewerberpo­ols.

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