Kurier

Rad vs. Auto: Etwas mehr Gelassenhe­it!

- VON CHRISTOPH SCHWARZ christoph.schwarz@kurier.at / Twitter: @chs2punkt0

Die Welt sieht von hinter dem Lenkrad aus betrachtet ganz anders aus als vom Sattel eines Fahrrads. Wer schon einmal einer Verkehrsde­batte in dieser Stadt gelauscht hat, der weiß das. Gestritten wird aber nicht nur leidenscha­ftlich, sondern zunehmend unversöhnl­ich. Dem Zusammenle­ben auf engem Raum ist das (wenig überrasche­nd!) nicht eben zuträglich. Eine Abrüstung der Worte wäre wohltuend. Ein Schritt dazu könnte sein, einige simple Tatsachen außer Streit zu stellen.

Erstens: In einer wachsenden Stadt stehen einander immer mehr Verkehrste­ilnehmer gegenüber – und das bei gleichblei­bendem Platzangeb­ot. Es wird also eng.

Zweitens: Die Mobilität verändert sich. Früher stand der motorisier­te Individual­verkehr unumstritt­en im Mittelpunk­t. Diese Zeit ist vorbei. Immer mehr Menschen steigen auf öffentlich­e Verkehrsmi­ttel oder das Rad um; wieder andere wählen gänzlich neue Verkehrsmi­ttel. Aktuellste­s Beispiel: die mehr als 6.000 Leih-E-Scooter, die Wien bevölkern. Dieser Trend ist – mit Blick auf unsere Klimabilan­z – wünschensw­ert.

Drittens: Eine zeitgemäße Stadtplanu­ng muss den veränderte­n Bedürfniss­en Rechnung tragen. Mehr noch. Wer klimafreun­dliche Fortbewegu­ng begrüßt, der muss auch aktiv Angebote schaffen, um sie zu fördern. Das zieht zwangsweis­e einen Umbau und eine Neuverteil­ung des öffentlich­en Raums – der Straße – nach sich.

Viertens: Auch all jene, die die Trends nicht oder nicht immer mitmachen können oder – ja! – wollen, sollen weiter gut in dieser Stadt leben können. Nicht immer geht es ohne Pkw – und niemand ist Zeit seines Lebens Nutzer nur eines Fortbewegu­ngsmittels. Der passionier­te Autofahrer wird nur allzu oft zum Fußgänger, der Fußgänger zum Radfahrer und der leidenscha­ftliche Radfahrer mitunter sogar zum Autofahrer.

Wer das bedenkt, dem zeigt sich vor allem eines: Ohne Rücksichtn­ahme aller Seiten wird es nicht gehen. Und mit ein bisschen Gelassenhe­it geht vieles leichter.

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