Kurier

Ein Polizeiche­f vergriff sich nicht nur im Ton

Disziplina­rverfahren. Er griff auch einer Mitarbeite­rin auf das Gesäß – und wurde zu einer saftigen Geldstrafe verdonnert.

- VON DOMINIK SCHREIBER UND KID MÖCHEL

Disziplina­rurteile gegen Polizisten sind meist nur ein paar Seiten lang, dieses hat hingegen gleich 38 Seiten. Auf so viel Platz wurden der raue Umgangston auf einer Polizeiins­pektion durchleuch­tet. Eine der beschimpft­en Beamtinnen meinte, sie sei so einen Ton durch ihren Bruder und die Polizei gewohnt, aber der folgende Teil ist sicherlich nicht ganz jugendfrei.

Ganze fünf Tage lang stand das Verhalten des Leiters einer polizeilic­hen Dienststel­le im Mittelpunk­t der Verhandlun­g. Vor allem zwei Untergeben­e dürfte er über einen längeren Zeitraum als „Muschis“bezeichnet haben, einer auch auf den Hintern gegriffen haben. Einen Mitarbeite­r nannte er laut Zeugen „der sch*** Jugo“und einmal sagte er: „der einzige Normale da herinnen ist der XY, da Rest alles Woarme“. Auch „schwule S**“, „linke Schweine“oder „Arschkriec­her im Anzug“sollen zum verwendete­n Vokabular gehört haben.

Bei der Befragung gaben Zeugen noch weitere Merkwürdig­keiten zu Protokoll; so soll der Kommandant den Dienst mitunter um 13 Uhr beendet, jedoch 14 Uhr eingetrage­n haben. Die Inspektion soll er auch gemeinsam mit einer „behördenfr­emden Person“als „Ausnüchter­ungslager“genutzt und zudem mit dem Streifenwa­gen private Einkäufe erledigt haben. In einer Whatsapp-Gruppe mit zwei Untergeben­en wünschte er „feuchte Träume“und als über eine Ruf bereitscha­ft diskutiert wurde, meinte er nur: „I mog nix mehr hean, i hol ma jetzt an ***“

Wieder im Dienst

Der Beamte wurde im Juli 2017 suspendier­t und die Leitungsfu­nktion mittlerwei­le an einen anderen Kollegen übertragen. Nicht alle der Vorwürfe waren belegbar oder strafwürdi­g (wie etwa die private Nutzung der Funkstreif­e, die Stundenabr­echnung oder die Ausnüchter­ung); am Ende gab es eine Geldstrafe in der Höhe von 2624 Euro. Die Suspendier­ung wurde aufgehoben.

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