„Nie zu spät, mit Bewegung zu beginnen“
Überraschend. Auch wer zwei Jahrzehnte pausierte, erzielt danach noch sehr gute Effekte
Eine positive Nachricht für alle, die im Laufe ihres Lebens in sitzende Positionen gerutscht sind: Auch wer zehn oder zwanzig Jahre vorwiegend auf dem Sofa ausgeharrt hat, aber dann in seinen Vierzigern oder Fünfzigern wieder sportlich aktiv wurde, kann noch viel gut machen. Das zeigt eine Auswertung der Sterbefälle in einer Gruppe von 315.000 US-Amerikanern.
Diese hatten vor rund 13 Jahren im Alter zwischen 50 und 71 Jahren ausführliche Angaben über ihren Lebensstil gemacht. Und jetzt setzen die Forscher die Todesfälle mit den alten Lebensstilangaben in Beziehung.
Wer zeit seines Lebens sportlich und körperlich aktiv war – nicht nur in extra Trainingseinheiten, sondern auch im Haushalt und im Garten – hatte ein um 30 bis 35 Prozent niedrigeres Sterberisiko (im Zeitraum der Nachbeobachtung).
Und diese Gruppe hatte auch ein um 40 Prozent niedrigeres Risiko, an den Folgen eines Herzinfarktes zu versterben – im Vergleich zu Menschen, die immer inaktiv waren.
Dieselben positiven Effekte gab es aber auch bei jenen, die nach ein bis zwei Jahrzehnten vorwiegender Inaktivität wieder mit einem Training begannen.
Wer hingegen mit dem aktiven Lebensstil im mittleren Lebensalter aufgehört hatte, durfte nicht darauf hoffen, lange von den früheren positiven Effekten zu profitieren: Das Sterberisiko dieser Personen glich sich denen an, die immer einen passiven Lebensstil gepflegt hatten.
„Runderneuert“
Ingo Froböse von der deutschen Sporthochschule Köln erklärt, warum „es nie zu spät ist, mit Sport und Bewegung zu beginnen“:
Viele Strukturen des Körpers regenerieren sich ständig. „Die Muskulatur wird alle zehn bis zwölf Jahre runderneuert, die Knochen alle 15 Jahre, das Blut sogar drei Mal pro Jahr. Das zeigt, dass wir immer jugendliche Strukturen in uns haben, egal, wie alt wir sind. Und deshalb kann ich durch Training immer denselben Nutzen erzielen. Natürlich ist es umso besser, je früher das der Fall ist, aber es ist immer möglich.“
Ähnlich Sportmediziner Paul Haber: „Beginnt ein 60Jähriger mit Ausdauersport und Kraftübungen, hat er als trainierter 80-Jähriger die gleiche Leistungsfähigkeit wie als früher untrainierter 60-Jähriger.“60-Jährige können wiederum durch regelmäßiges Ausdauer- und Krafttraining die Fitness untrainierter 30- bis 40-Jähriger erreichen. Und: „Training erhöht nicht die für den Menschen spezifische Lebenserwartung. Aber es erhöht die Wahrscheinlichkeit, näher an diese Lebenserwartung heranzukommen.“